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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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schoss ich ihm mehrfach in den Kopf, nur um sicherzugehen, dass er auch wirklich tot war.
    Mongol stand verängstigt daneben und hielt sich die Ohren zu. Verstehst du, Mongol war ein grader, verlässlicher Typ, aber er war einfach kein Killer.

EINFACH KEIN KILLER
    Am 23. Dezember 1989 bekamen wir einen wirklich guten Tipp, die Fifth Third Bank in Anaheim zu überfallen. Jedenfalls hielten Mongol und ich das für einen guten Tipp, als wir bewaffnet durch die Tür der Filiale stürmten und Angestellte und Kunden anbrüllten, sich auf den Boden zu legen. Wir hatten ausgerechnet, dass wir etwa fünf Minuten hätten, das Geld zu nehmen und zu verschwinden. Wir behielten unseren modus operandi bei und alles sah nach einem einfach Job aus.
    Mongol sprang über den Tresen und warf das Geld in eine Plastiktüte, während ich den Manager mit vorgehaltener Waffe zwang, den Safe zu öffnen. Allerdings hatten wir eine kleine Tür neben dem Eingang übersehen, die augenscheinlich zu einer Abstellkammer gehörte. In Wahrheit aber führte sie zu den Aufenthaltsräumen der Angestellten und des Wachpersonals. Mongol hatte dort einen Wachmann gesehen, der sich hinter der Tür versteckt hatte. Während ich mit dem Bankdirektor beschäftigt war, wartete Mongol auf den Wachmann, zielte mit seiner Waffe auf dessen Kopf.
    Aus irgendeinem Grund schoss er aber nicht. Der Wachmann schon. Die Kugel schlug in seine Schulter, prallte an einem Knochen ab und zerfetzte die Aorta. Blut spritzte durch den ganzen Raum, als Mongol zu Boden ging.
    Durch den Schuss alarmiert sprang ich zurück zum Tresen und konnte grade noch sehen, wie der Wachmannsich wegdrehte. Ich schoss sofort los. Ich durchlöcherte die Tür mit meiner 357er Magnum. Holzsplitter flogen durch den Gang, als sich der Wächter die Treppe runter in Sicherheit brachte.
    Ich rannte rüber zu Mongol. Blut sprudelte aus ihm heraus wie aus einem Springbrunnen. Ich schwöre dir, der ganze Boden war eine rote, feuchte Lache. Ich hatte mir aus dem Safe 21.000 Dollar genommen, und Mongol hatte noch die Tüte mit Geld bei sich. Ich nahm die Tüte an mich, packte die Scheine zusammen und warf mir Mongols sterbenden Körper über die Schulter. Irgendwie habe ich es zu unserem Auto geschafft und raste in einem irren Tempo zu unserem anderen Wagen, der vor einem Krankenhaus geparkt war. Mein Plan war, Mongol dort abzulegen und dann Sheila einzusammeln und Richtung Osten zu verschwinden.
    Doch als ich bei Sheila ankam, hatten die Bullen schon überall Straßensperren errichtet. Es war also besser ein paar Tage abzuwarten, bis wir uns verpissen könnten. Aus der Zeitung hatte ich erfahren, dass Mongol schon tot war, als ich ihn am Krankenhaus abgelegt hatte. Irgendwie war alles aus dem Ruder gelaufen.
    Am 10. Januar 1990 war ich zu Besuch bei meinem Vater als 15 Polizisten in Spezialausrüstung das Haus stürmten. „Wir haben nach dir gesucht, Cowboy“ grinste mich der leitende Detective an. Es war der selbe Detective, der mich im letzten Jahr wegen Verstoßes gegen meine Bewährungsauflagen verhaftet hatte.
    Dieses arrogante Arschloch saß mir im Vernehmungszimmer gegenüber und spielte mit seiner Rolex, während er mir verschiedene Fragen stellte. Ich verneinte alles. Als der Bulle den Raum verließ, rief ich ihm hinterher „Bei allem Respekt, aber damit kommen sie niedurch!“ Immerhin wusste ich nach meiner langen Karriere, dass die Bullen genug Beweise haben mussten, um einen Gerichtsprozess in Gange treten zu können und die hatten sie nicht. Zum einen hatte ich eine Maske getragen und zum anderen gab es nur einen anonymen Hinweis auf mich, also nichts wirklich Wasserdichtes.
    Wäre ich mit dem Tod meines Freundes nicht schon genug gestraft gewesen, so hätte ich mich nicht mehr irren können. Zwei Tage nach meiner Verhaftung präsentierten die Bullen die Aussage des Wachmanns, der mich nach einer Gegenüberstellung als einen der Täter identifiziert haben wollte. Außerdem hatten die Cops die Tatwaffe gefunden, auf der angeblich meine Fingerabdrücke waren. Das konnte nicht sein, denn ich habe während des Überfalls Handschuhe getragen.
    Viele Männer hinter Gittern wissen einfach nicht, wann es sich lohnt zu kämpfen. Sie lassen sich auf Deals mit der Staatsanwaltschaft ein, weil man ihnen Entlassung auf Kaution verweigert oder der Anwalt zu teuer ist. Die Bullen und die Staatsanwälte setzen dich unter Druck und drohen mit weiteren Anklagen. Man nennt das die „Mathematik des Terrors“.

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