Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt
Bhattis. Du wirfst Sein Fleisch in den Mülleimer. Obwohl ihr Vater diesen Satz hauptsächlich gebrauchte, um sie dazu zu bringen aufzuessen, was auch immer er zusammengerührt hatte, beunruhigt es sie stets, wenn Essen weggeworfen wird, und sie hat das Gefühl, Yasus Leib würde beschmutzt. Selbst wenn sie Ihm inzwischen sehr fern ist, stößt der Gedanke, Nahrung zu vergeuden, sie noch immer ab. Häufig sieht man sie Reste von den Krankenhausmahlzeiten hinaus in den Hof bringen und an die Leute verteilen, die unter dem Old Doctor lagern. Jetzt ist sie wütend auf sich, weil sie etwas getan hat, das sie strengstens missbilligt. Sie ist wütend auf Hina Alvi. Wer braucht schon Eheberatung von einer Frau, die dreimal geschieden ist? Sie ist wütend auf Teddy. Es macht ihr nichts aus, dass er fort ist. Männer sollten gehen, damit sie wiederkommen und dann wieder gehen können. Ihr Kommen und Gehen macht ein Heim zu einem Heim. Dennoch würde sie gern wissen, wo er ist und wann er zurückkommt. Damit sie nicht für ihn kochen und dann das Essen wegwerfen und sich überlegen muss, ob ein Curry aus Spinat und Kartoffeln wirklich Yasus Leib ist.
Seine Abwesenheit ist nicht ungewöhnlich, aber sie ärgert sich, weil sie ihm zumindest dieses eine Mal etwas zu sagen hat. Sie weiß, dass er meist in den frühen Morgenstunden von der Arbeit kommt, manchmal mit Sand im Haar und schlammverkrusteten Stiefeln. Oft ist er so erschöpft, dass man denken könnte, er hätte mit Wüstenungeheuern gerungen. Oder Sümpfe durchwatet. An solchen Tagen kommt er auf einem dieser riesigen Motorräder zurück, wie die Verkehrspolizisten sie fahren, voll ausgestattet mit einer Sirene, aber er hat nie erwähnt, dass er bei der Verkehrspolizei arbeitet. Mitunter fährt er auch einen eleganten Wagen mit einem Nummernschild aus den Emiraten. Einmal kam er sogar in einem Bedford-Laster voller Kühlschrankkartons. Für gewöhnlich wird der Wagen am anderen Tag von jemandem abgeholt. Alice hatte immer gehofft, er würde sie eines Tages einmal zur Arbeit fahren, aber wenn sie ging, schlief er, und wenn sie nach Hause kam, war das Fahrzeug wieder verschwunden.
Sie legt sich zu Bett und schläft unruhig, träumt von einem einsamen Pferd, das auf einer Schnellstraße dahingaloppiert, während ein sechzehnrädriger Anhänger mit einem grell orangefarbenen Container darauf zurast. Ein dicker Moskito versucht, in ihr Ohr zu dringen, und sie fährt aus dem Schlaf auf. Ihr ist übel vor Angst. Sie geht ins Bad und übergibt sich ins Waschbecken. Sie geht zurück ins Bett, wo das aufgeschüttelte zweite Kissen sie verhöhnt. Sie schleppt sich zum Fenster und späht hinunter zu der Stelle, an der Teddy die Fahrzeuge zu parken pflegt. Wie erwartet ist sie leer, bis auf zwei Hunde, die versuchen, sich gegenseitig ins Gesicht zu beißen. Sie kann nicht sagen, ob sie kämpfen oder einander besser kennenlernen wollen.
In einem Anfall von Groll beschließt sie, sich anzuziehen und ins Herz Jesu zu gehen. Wenn er jetzt nach Hause kommt, sieht er, dass sie fertig zur Arbeit angezogen ist. Ah, da bist du ja. Ich wollte gerade zur Arbeit gehen . Oder sie wird schon fort sein. Sie kleidet sich besonders sorgfältigan, tuscht sich die Wimpern, und als der Himmel schlammfarben ist und die Sonne das halbherzige Versprechen gibt aufzugehen, verlässt sie das Al-Aman. Sie lässt die Tascheoffen stehen und die Kleidungsstücke im Zimmer verstreut liegen. Sie weiß nicht genau, was sie damit vermitteln will: dass sie zurückgekommen ist, aber auch jederzeit wieder gehen kann, wenn es nötig ist. Außerdem hinterlässt sie ihre Seite des Bettes ungemacht als eine Art Protest gegen seine Abwesenheit.
In der Frauensektion im Bus ist sie die Einzige, und der Fahrer sieht sie an, als verstünde er die Nöte von Menschen wie ihr, die nicht die ganze Nacht schlafen können, weil sie so früh zur Arbeit müssen.
Er legt eine Kassette ein und es ertönt das, was Joseph Bhatti die Musla-Hymne zu nennen pflegt. Es ist keine Musik, nur das Geschrei von Männern, die, so laut sie können, verlangen, nach Mekka teleportiert zu werden.
Als Alice Bhatti im Herz Jesu ankommt, ist es noch dunkel. Sie hört John Malick, den Rechtsmediziner, in seinem Büro singen und geht direkt zu Zainab auf die allgemeine Station. Sie findet Noor, wie sie es erwartet hat, schlafend auf einem Stuhl am Bett seiner Mutter. Sein linkes Auge ist bandagiert. Zainab atmet schwach. Alice beugt sich zu ihr, um ihr
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