Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
ich gar nicht.«
Sie lächelte ihn glücklich an.
»Na prima, dann hätten wir das ja auch schon geklärt.« Und um diese Absprache zu besiegeln, gab er ihr einen langen, innigen Kuss, bei dem Kates Magen Purzelbäume schlug und ihr die Knie ganz weich wurden, obwohl sie im Bett lag.
»Und jetzt schön aufessen, neue Freundin!«, rief er lachend, nachdem er sich irgendwann zum Luftholen von ihr gelöst hatte. »Magere Heringe werden den Haien wieder zum Fraß vorgeworfen!«
Audrey
B eschwingt rauschte Audrey zur Tür von Table For Two hinein. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Am zweiten Tag in Folge war draußen keine Spur von Alice’ Fahrrad zu sehen, kein Schandfleck, der ihr schon morgens den Tag verdarb. Audreys Laune hob sich merklich. Sie hätte das potthässliche Ding schon vor Jahren mit ihrer Handtasche in die ewigen Jagdgründe befördern sollen.
Doch obschon Alice’ Fahrrad durch Abwesenheit glänzte, konnte man das von seiner Besitzerin leider nicht behaupten. Nach wie vor verpestete sie die Atmosphäre im Büro mit ihrem dummen Mondgesicht und den ribbeligen Strickjacken. Darüber hinaus hatte Audrey nun auch noch die administrative Seite des Online-Datings am Hals, was sie allein Hilary verdankte, die sich unerwartet früh in den Mutterschaftsurlaub verabschiedet hatte. Und John hatte sich immer noch nicht bei ihr gemeldet. Aber wenigstens das Fahrrad war weg. Ein winziger Sonnenstrahl an ihrem ansonsten bleigrau verhangenen Himmel.
Da bemerkte sie den Mann an Alice’ Schreibtisch. Es war Max Higgert, ihr mondänster Klient.
»Ms Cracknell«, begrüßte er sie zaghaft. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Bianca hat mich hereingelassen. Ich wollte nur, ähm. Also, ich wollte nur rasch eine kleine Nachricht schreiben. Für, äh, meine Mutter. Während ich auf Sie warte.«
Audrey sah, wie er unauffällig einen gefalteten Zettel aus blassblauem Papier in seiner Tasche verschwinden ließ. Direkt hinter ihm befand sich der feuchte Fleck auf dem Teppich, den Hilarys platzende Fruchtblase gestern dort hinterlassen hatte. Sie hoffte inständig, Max würde ihn übersehen. Was, wenn man es riechen konnte und der Geruch des Fruchtwassers einer ihrer Angestellten Max’ empfindliche Architektennase beleidigte? Dabei hatte sie dem Reinigungspersonal strikte Anweisungen gegeben, den Fleck mit jedem nur erdenklichen Desinfektionsmittel zu bearbeiten.
»Es ist mir immer ein Vergnügen, Sie zu sehen!«, rief sie. »Kommen Sie doch in mein Büro.« Und damit schnell weg von dem feuchten Fleck.
»Nein, ich habe leider so gut wie keine Zeit, ich wollte nur kurz reinschauen …«, entschuldigte sich Max und rührte sich nicht von der Stelle, »… um mich rasch zu bedanken und dann zu verabschieden.«
»Verabschieden? Aber warum denn das?«
Max grinste von einem Ohr zum anderen, wie ein kleiner Junge, der gerade eine Ein-Pfund-Münze auf der Straße gefunden hatte. »Sie können mich aus Ihrer Kartei nehmen!«
»Aber …«, setzte Audrey an. Hatte das etwa wieder mit Alice zu tun?, fragte sie sich, beinahe kochend vor Wut. Hatte er deshalb an ihrem Schreibtisch gewartet?
»Ich freu mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Table For Two mal wieder einen Volltreffer gelandet hat!«, erklärte Max strahlend.
»Haben wir das?«
»Hayley!«
»Hayley?«
»Hayley Clarke. Sie haben mich mit ihr zusammengebracht. Eins sechzig groß, blonde Haare, ein Lächeln, als würde die Sonne aufgehen. Die Tierarzthelferin.«
»Die mit dem krummen Finger?«
»Ähm, ja, wenn Sie so wollen.«
»Dann hat es also gefunkt?« Audrey musste sich Mühe geben, nicht allzu ungläubig zu klingen. »Sie und diese Tierarzthelferin?« Nicht zu fassen, dass ein Mann wie Max sich mit so einer Frau zufriedengab. Auf diese lächerliche Konstellation hatte sie sich überhaupt nur eingelassen, weil Bianca sie förmlich auf Knien angefleht hatte, es zu versuchen.
»Gefunkt? Das ist überhaupt kein Ausdruck!«, gab Max glücklich lachend zurück. »Hayley ist die wunderbarste Frau, die ich je kennengelernt habe! Sie ist mein Sechser im Lotto!«
»Ach!«
»Ich kann Ihnen gar nicht genug danken«, erklärte er strahlend. »Endlich habe ich die Richtige gefunden!«
»Tja, das ist ja großartig«, entgegnete Audrey schroff. »Aber sind Sie wirklich sicher, dass ich Sie nicht noch mit einigen weiteren Damen bekannt machen soll? Wir haben doch so viele …« – im letzten Moment verkniff sie sich zu sagen »bessere« –
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