Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
auf den nächstbesten Stuhl fallen und fächelte sich Luft zu.
Bianca durchforstete den Kühlschrank schon nach der Flasche Cava, die dort für ebensolche besonderen Gelegenheiten kühl gestellt war.
»Ich wusste es gleich im ersten Moment, als ich die beiden zusammengebracht habe. Ich habe zu ihnen gesagt: ›Eins sage ich Ihnen, ich habe genau das Richtige für Sie.‹ Als Partnervermittlerin entwickelt man einen siebten Sinn für so was.«
Alice gefror das Lächeln auf den Lippen. Die freudige Erregung wich aus ihren Gliedern und sammelte sich in einem harten Klumpen im Magen. Es war ihre Idee gewesen, ihr Paar. Sie hatte mit den beiden telefoniert und die Verabredungen geplant – nicht Audrey!
Aber Audrey donnerte unaufhaltsam weiter wie eine Dampfwalze.
»Das ist meine zwanzigste Table For Two-Hochzeit, Ladys. Schnell her mit dem Sekt, Bianca! Dieses Ziel solltet ihr immer vor Augen haben, wenn ihr Paare zusammenbringt. Es geht nicht darum, irgendeinen Partner zu finden. Es geht darum, Ehemänner und Ehefrauen zu finden. In der Partnervermittlung sind Hochzeiten die Crème de la Crème. Und danach sollten wir immer streben: Crème!«
Wie betäubt nahm Alice ein Sektglas entgegen. Ihr war schlecht. Audrey wusste , dass es ihr Verdienst war.
»Wobei mich diese Hochzeit offen gestanden nicht weiter verwundert, Mädels«, fuhr Audrey in aller Unbescheidenheit fort. »Damals bei der Gründung von Table For Two haben meine ersten fünf Paare es allesamt bis vor den Traualtar geschafft!«
»Und seitdem kein einziges mehr«, brummte Hilary finster, gerade laut genug, dass Alice es hören konnte. Dankbar lächelte Alice ihr zu. Hilary ließ sich jedenfalls nicht davon blenden, wie unverfroren Audrey sich mit fremden Federn schmückte. Außerdem mussten sie beide immer heimlich grinsen, wenn Audrey ihnen wieder einmal diese Geschichte auftischte – was mindestens zweimal die Woche vorkam. Es war das Erste, womit die Besucher ihrer Homepage bombardiert wurden, und stand großspurig dick vorne auf der Firmenbroschüre. Audreys sagenumwobenes Gespür für die perfekten Paarungen war mittlerweile zur blumig ausgeschmückten Table For Two-Legende geworden, die sicher irgendwann einmal Audreys Grabstein schmücken würde.
»Auf Hochzeiten!«, rief Hilary laut, und den meisten Anwesenden entging dabei die Ironie in ihrer Stimme.
»Auf mein Händchen beim Verkuppeln!«, trompetete Audrey siegesgewiss. »Darauf ist immer Verlass!«
Bianca und Cassandra johlten Beifall.
Alice nippte an ihrem Glas. Sie kannte die Wahrheit. Und Jennifer und Jason auch.
Alle waren so beschäftigt damit zu feiern, dass sie das Telefon überhörten, das sich durch das hysterische Geschnatter Gehör zu verschaffen versuchte. Alice ging ran.
»Guten Morgen, Table For Two«, meldete sie sich tonlos.
»Spreche ich mit Alice?«, erkundigte sich eine nervöse Stimme.
»Ja, am Apparat.«
»Ach, ein Glück. Hier ist Kate; Kate Biggs … von gestern Abend.«
»Ach, hallo, Kate.« Alice schlüpfte aus dem Mantel und legte die Hochzeitseinladung beiseite. »Wie geht es Ihnen? Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin dabei. Ich würde mich gerne bei Ihnen anmelden, bitte!«
»Das sind ja wunderbare Neuigkeiten!«, rief Alice mit der größtmöglichen Begeisterung, die sie sich abringen konnte. »Wie schön für Sie! Sie werden es nicht bereuen, das verspreche ich Ihnen.«
Sollte Audrey doch alle Lorbeeren einheimsen, dachte Alice bei sich. Sie wusste, wie es wirklich war. Darum ging es in ihrem Job – um Menschen wie Kate Biggs und ihre Träume. Und Alice würde sich alle Mühe geben, diese Träume wahr werden zu lassen. Also drehte sie sich weg von Audreys Siegesgeheul und konzentrierte sich ganz auf ihr Telefongespräch.
Kate
K ate drückte die Bürotür auf, den Blick fest auf den Boden geheftet, und konzentrierte sich darauf, in Formel-Eins-Rennfahrergeschwindigkeit zu ihrem Schreibtisch zu kommen. Dort angekommen stopfte sie als Erstes ihre Einkäufe unter den Schreibtisch und versuchte, so zu tun, als hätte sie sich seit Ewigkeiten nicht mehr vom Fleck gerührt.
Heimlich linste sie auf ihre Uhr. Warum hatte sie bloß jedes Mal so ein schlechtes Gewissen, wenn sie Mittagspause machte? Sie war doch bloß eine Dreiviertelstunde weg gewesen; in dieser Zeit hatte Julian, ihr Chef, noch nicht mal seine Vorspeise im Privet gegessen. Julian machte immer unverschämt lange Mittagspause. Und Kate arbeitete dafür durch. Es war nicht das
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