Alice im Zombieland (German Edition)
roch ihre Angst förmlich, der saure Geruch schwebte in der Luft.
Sehr merkwürdig.
In meiner alten Schule hatten die Sportfreaks praktisch regiert, ihr Wort war Gesetz. Das Einzige, was sie wirklich beschäftigte, war das nächste Spiel. Andere Schule, andere Welt, nahm ich an.
„Jungs“, ertönte da Dr. Wrights Stimme.
Ich hörte das Klick-Klack ihrer Absätze, bevor ich sie am Ende des Flurs erblickte.
„Ihr belästigt doch nicht Ms Bell, oder?“, sagte sie, während sie auf uns zukam. Ihr Blick war auf Frosty geheftet. „Ich möchte euch ungern den Tag mit Nachsitzen verderben.“
„Dazu besteht gar kein Grund, Dr. Wright“, sagte er in geradezu militärischer Haltung.
Ich versicherte im selben Moment, dass alles in Ordnung sei.
Damit war sie noch nicht zufrieden. „Was wollt ihr denn von ihr?“
Frosty grinste, ganz Unschuld. „Nur mal reden, was sonst?“
„Warum?“
Waren alle Direktorinnen so neugierig?
„Weil sie süß ist?“, entgegnete Frosty mehr Frage als Erklärung.
Wenn ich in diesem Augenblick flach auf meine Nase gefallen wäre, hätte es mir nicht peinlicher sein können.
Dr. Wright war noch immer nicht beschwichtigt, wie ich an ihren zusammengekniffenen Augen erkennen konnte, aber sie ließ uns trotzdem in Ruhe, ohne weiter nachzuhaken.
„Seht nur zu, dass ihr nicht ausfallend werdet, sonst sehe ich mich gezwungen, die Wachen zu rufen“, warf sie ihnen über die Schulter zu.
Frosty erschauerte übertrieben. Bronx salutierte.
„Woher kennst du Kat?“, wollte Frosty von mir wissen.
Entschlossen, wie er wirkte, würde er jetzt keine Unterbrechung mehr zulassen. Ich entspannte mich. Sie waren nicht wegen Cole hier oder weil sie mich einigermaßen attraktiv fanden - oder auch nicht.
„Wir sind uns in den Sommerferien begegnet.“ Ich hoffte, nichts Falsches zu sagen. So richtig kannte ich mich im Verhaltenskodex bei einem Gespräch mit Exfreunden nicht aus.
„Wo denn?“, bohrte er weiter und versuchte locker zu klingen, was der Ausdruck in seinen M&M-Augen jedoch ad absurdum führte.
„Also, na ja … hm.“ Wie sollte ich das beantworten, ohne zu viel über mich zu verraten?“
Die beiden Jungen „geleiteten“ mich um eine Ecke, indem sie jeder eine Schulter an meine pressten und mich so steuerten. Ich hätte in die andere Richtung zu meinem Schließfach gehen müssen. Was soll‘s! Damit kam ich klar. Ich hatte vielleicht was gegen Gewalt, aber ich konnte mich gut behaupten, selbst bei solchen Schlägertypen. Dafür hatte mein Vater gesorgt.
Tatsächlich hatte ich ihn einige Male zu Boden geworfen, ihn herumgewirbelt, ihm ein Veilchen verpasst und ihm sogar mal die Nase gebrochen. Jedes Mal, wenn ich einen Kampf gewonnen hatte, war er stolz auf mich gewesen und hatte das mit einem Grinsen quittiert.
Meine Augen brannten … mein Kinn zitterte leicht. Verdammt, es war wichtig, dass ich mich auf das Hier und Jetzt konzentrierte.
Was hatte Frosty gefragt? Ach ja. „Wenn du wissen willst, wo wir uns kennengelernt haben, musst du Kat fragen.“ Da. Eine Antwort, ohne zu antworten. Nächstes Mal, wenn ich sie sah, würde ich sie zur Seite nehmen und die Details mit ihr absprechen.
Frosty verhielt sich, als hätte er gerade einen Bauchstoß bekommen. „Grausam, Ali, sehr grausam. Gib mir wenigstens einen Hinweis. Ich sage auch ganz ergebenst Bitte!Bitte!“
Sehr charmant. Aber ich konnte nicht vergessen, dass er Kat betrogen hatte. Nach kurzem Nachdenken sagte ich: „Okay, hier ist ein Hinweis. Eine Menge Leute um uns. Einige schreien, andere winden sich. Sehr viele Berührungen.“ Ärzte suchten ja ständig Körperkontakt.
Im nächsten Augenblick erhielt ich einen Eindruck von Frostys Der-Kriminelle-der-ich-mal-werde-Charakter. Die Maske der Freundlichkeit fiel, zum Vorschein kamen ein düsterer Blick und wütend zusammengepresste Lippen.
„Hat sie jemanden berührt? Ist ihr jemand zu nahe gekommen?“
Du Widerling. Hast sie den ganzen Sommer allein gelassen . „Es war nett, mit dir zu plaudern und so, aber jetzt muss ich wirklich zu …“
Wir hatten eine weitere Ecke umrundet, und ich rannte in etwas Hartes, vergaß das Ende meines Satzes und stolperte rückwärts. Bronx fing mich auf und ließ mich sofort wieder los, als hätte er sich an mir Verbrennungen dritten Grades geholt.
„Entschuldigung“, sagte ich automatisch und richtete den Blick auf die Person, die ich gerammt hatte.
Ein Mädchen, mehrere Zentimeter kleiner als ich. Seidiges
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