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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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das so rich­tig? Und kön­nen wir nun …«
    »Nein. Ich möch­te ei­ne an­ge­mes­se­ne Wür­di­gung mei­nes Kör­pers hö­ren. War­te ei­ne Se­kun­de, bis ich aus mei­ner Gar­de­ro­be her­aus bin. Ge­fällt dir das Wort Gar­de­ro­be?«
    »Ali­cia, kannst du … das ist doch kein … es ist nicht not­wen­dig, wor­über lachst du?«
    »Über nichts. Gar nichts. Siehst du ei­ner Frau gern beim Aus­zie­hen zu?«
    »Nicht …«
    »Ich bin si­cher, ich wir­ke un­be­hol­fen. Ich wür­de die ho­he Kunst des Strip­tease nie er­ler­nen. Zu vie­le Zu­be­hör­tei­le klem­men, kle­ben, rut­schen mir aus den Fin­gern. So, das hät­ten wir. Jetzt noch das, und du ge­nießt den vol­len An­blick. Ist die Be­leuch­tung raf­fi­niert ge­nug für dich?«
    »Ali­cia, willst du wohl da­mit auf­hö­ren! Dies …«
    »Nein. Noch ei­ne Se­kun­de. So. Voilà! Nein, das ist ei­ne schreck­li­che Po­se. Wie ist es mit der? Be­gut­ach­te mich. Sieh nicht weg, be­gut­ach­te mich. Bin ich hübsch oder nicht? Voss, ich muß dar­aus schlie­ßen, daß ich es nicht bin. Über was lachst du?«
    »Nichts – ich kann es dir nicht sa­gen, ich kann es …«
    »Doch, du kannst es! Und Tat­sa­che ist, daß du es bes­ser tä­test.«
    »Nein, es ist kein …«
    »Komm nä­her. Nicht? Dann rücke ich eben dir auf den Pelz. Wums! Da bin ich. Fas­se mich an. Be­rüh­re mich hier. Laß ihn mich für dich auf­rich­ten, das wird hel­fen. Wie sieht das aus? Be­rüh­re mich da, ver­dammt noch mal! Laß mich es tun.«
    »Ali­cia, bit­te, hör auf. Ich möch­te nur für ei­ne Mi­nu­te hier raus.«
    »Wo­hin könn­test du ge­hen? Hier, bit­te. Gott, du zuckst vor mei­nen Fin­gern zu­rück, als sei­en sie ver­gif­te­te Mes­ser. Hier, laß – Chris­tus und Ethel, du bist ner­vös. Weißt du, was das ist? Ei­ne vik­to­ria­ni­sche Ver­füh­rung mit ver­tausch­ten Rol­len. Glaubst du nicht …«
    »Nein, ich glau­be nicht. Ich glau­be nicht, daß …«
    »Willst du dei­ne Mann­heit ver­tei­di­gen? Da wir von dei­ner Mann­heit spre­chen …«
    »Das wer­den wir müs­sen, ver­flucht!«
    »Ich weiß. Ich hal­te dich fest. Du sollst nicht weg­rücken, gott­ver­dammt noch mal! Bit­te, Voss, laß dich von mir um­ar­men. Um­ar­me mich. Ich brau­che dich. Ich lie­be dich. Mir fällt nichts ein, wie ich es dir be­wei­sen könn­te. Ich weiß nicht ein­mal, warum ich dich lie­be. Es küm­mert mich nicht ein­mal, ob du mich liebst, zum Teu­fel. In der Be­zie­hung hast du kei­ne Ver­ant­wor­tung. Drück mich.«
    »Ali­cia, es han­delt sich da­bei nicht um Lie­be, es …«
    »… ist was?«
    »Ali­cia, ich kann nicht … ich mei­ne, es ist uns nicht mög­lich …«
    »Was? Komm, Lieb­ling, du kannst es mir er­zäh­len. Was ist uns nicht mög­lich?«
    »Uns … uns zu lie­ben. Kör­per­lich.«
    »Lieb­ling, das weiß ich. Ich ha­be es im­mer ge­wußt.«
    »Aber …«
    »Ich muß­te dich nur da­zu brin­gen, es zu­zu­ge­ben. Es tut mir leid, aber ich muß­te …«
    »Du He­xe!«
    »Ja, ich fürch­te, du hast recht.«
     

 
18
     
    Wir blie­ben drei oder vier Stun­den lang in dem Hin­ter­zim­mer der Kir­che. Ali­cia, keusch ver­hüllt in ei­nem Fla­nell-Nacht­hemd, das sie bei ei­nem frü­he­ren Be­such in einen Schrank ge­legt hat­te, be­rühr­te mich oft mit den Fin­ger­spit­zen, mit dem Handrücken. Sie tat es zart, als ge­he sie mit Sa­lat­blät­tern oder Da­mast­stoff um – zwei sehr schie­fe Bil­der, das will ich ein­räu­men. Ich lag bei­na­he in Ka­ta­to­nie, ge­fühls­mä­ßig eben­so le­thar­gisch wie kör­per­lich. Ich konn­te den Ge­dan­ken nicht ver­scheu­chen, daß ei­ner von uns bei­den nicht hier sein soll­te.
    Ir­gend­wann sag­te ich Ali­cia, daß ich sie lieb­te.
    Selt­sam, ich er­in­ne­re mich nicht, was un­mit­tel­bar da­vor oder da­nach ge­sch­ah.
    Spä­ter nahm sie mei­ne Hand, drück­te sie ge­gen ih­ren Kör­per und zwang mich, sie zu strei­cheln. Ich küß­te sie im­pul­siv und ge­noß den Kuß als ei­ne Art wis­sen­schaft­li­ches Ex­pe­ri­ment. Ich ver­such­te, in mei­nem Kör­per noch ei­ne an­de­re Emp­fin­dung zu ent­de­cken als den leich­ten Schmerz auf mei­nen Lip­pen – fühl­te mich elend, weil sich kei­ne sol­che Re­ak­ti­on ein­stel­len woll­te, hat­te aber

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