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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Be­spre­chun­gen und Über­le­gun­gen, die zu die­sem Ent­schluß ge­führt ha­ben, nicht teil­ge­nom­men.«
    Ich blick­te zu Ali­cia hin­über, die den Au­gen­kon­takt mit mir ver­mied.
    »Al­so ist das nicht nur ein net­ter klei­ner Aus­flug«, stell­te ich fest.
    »Nein«, sag­te Ali­cia lei­se. »Ent­schul­di­ge.«
    »Kei­ne Ur­sa­che. Gut, Ro­sa­lie, hier bin ich. Wie es auch aus­ge­hen mag, Sie brau­chen nicht zu be­fürch­ten, daß ich Sie ver­ra­te.« Ali­cia zuck­te bei dem Wort »ver­ra­ten« leicht zu­sam­men. »Ich wür­de nie et­was tun, das Ali­cia in Ge­fahr brin­gen könn­te, ich wür­de …«
    »Das ist ein Trost. Aber ich spen­de Trost, ich neh­me ihn nicht aus an­de­ren Hän­den ent­ge­gen, und ich glau­be Ih­nen nicht ganz. Re­den wir Ta­che­les. Was hal­ten Sie da­von, uns zu hel­fen?«
    Ei­ne lan­ge Pau­se ent­stand. Ro­sa­lie starr­te mich an, ich starr­te Ali­cia an, und Ali­cia starr­te die Wand an. Schließ­lich frag­te ich: »Warum soll­te ich Ih­nen hel­fen?«
    Ro­sa­lie lehn­te sich auf ih­rem Stuhl zu­rück und dach­te ei­ne Wei­le nach.
    »Nun«, sag­te sie, »ich hat­te vor, Ih­nen an­zu­deu­ten, daß wir Ih­re gan­ze Zu­kunft ver­nich­ten kön­nen, in­dem wir Ih­re Lei­che lan­ge ge­nug ver­ste­cken, daß Sie nicht mehr er­neu­ert wer­den kön­nen. Aber ir­gend et­was sagt mir, daß das Ih­nen ge­gen­über kein über­zeu­gen­des Ar­gu­ment wä­re.«
    »Kein be­son­ders über­zeu­gen­des.«
    »Das ha­be ich mir ge­dacht. Die glei­che in­ne­re Stim­me rät mir, daß Sie even­tu­ell recht gu­te ei­ge­ne Mo­ti­ve ha­ben, sich uns an­zu­schlie­ßen. Der Drang, dem Tod ent­ge­gen­zu­ge­hen, be­seelt vie­le von uns, be­son­ders da wir so­wie­so kaum ei­ne Al­ter­na­ti­ve ha­ben. Und au­ßer­dem ha­ben wir den Ein­druck, daß Sie sich aus be­stimm­ten Grün­den wün­schen mö­gen …«
    »Ro­sa­lie«, un­ter­brach Ali­cia sie, »nicht jetzt!«
    »Nicht? Ge­ra­de wenn wir ihn an der An­gel ha­ben? Ali­cia, ich mei­ne …«
    »Nicht jetzt!«
    »Wann denn?«
    »Ich brau­che Zeit zum Nach­den­ken. Könn­te ich … könn­te ich ir­gend­wo mit Voss al­lein spre­chen? In dem Zim­mer, das ich … das ich be­nut­ze, wenn ich über Nacht blei­be?«
    Ro­sa­lie über­leg­te einen Au­gen­blick.
    »Okay«, ant­wor­te­te sie dann. »Ver­ta­gen wir die Sit­zung für heu­te. Las­sen Sie mich be­nach­rich­ti­gen, wenn Sie be­reit sind, wei­terzu­ma­chen. Bis dann.«
    Ro­sa­lie stand ab­rupt auf, dreh­te sich um und ging auf die Tür ne­ben dem Al­tar zu. Dort wand­te sie sich zu­rück und sag­te: »In zwei Stun­den hal­te ich ei­ne An­dacht ab. Kom­men Sie her­un­ter und neh­men Sie mit dar­an teil, wenn Sie möch­ten.«
    Die­se Wor­te sprach sie mit ih­rer Pries­te­rin­nen-Stim­me.
     

 
17
     
    »Un­ter dem Hin­ter­zim­mer ei­ner Kir­che hät­te ich mir nie et­was so Lu­xu­ri­öses vor­ge­stellt. Nicht sehr as­ke­tisch oder pries­ter­lich …«
    »Ro­sa­lie liebt den Kom­fort. Du soll­test erst ein­mal ih­re Woh­nung se­hen.«
    »Die Kir­che muß heut­zu­ta­ge gut be­zah­len.«
    »Nicht die Kir­che. Ro­sa­lie nimmt sich ein­fach, was sie ha­ben will. Ver­such ein­mal, wie es sich auf dem Bett sitzt. Es ist ganz weich.«
    »Hm, das ist es wirk­lich. Er­in­nert mich an mei­ne Kin­der­zeit, als es das größ­te Ver­gnü­gen zum Aus­to­ben im Haus war, auf ei­nem Bett her­um­zu­sprin­gen. Es mach­te um­so mehr Spaß, weil es ver­bo­ten war.«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    »Wie hast du die … äh … Re­ne­ga­ten-Pries­te­rin ken­nen­ge­lernt?«
    »Das ist ei­ne zu lan­ge Ge­schich­te. Im we­sent­li­chen war es so, daß ich, als ich das ers­te Mal in dies Dorf ge­schickt wur­de, durch­bli­cken ließ, ich hät­te – nun – ei­ni­ge Sym­pa­thie für die Sa­che. Ei­nes Ta­ges grüß­te mich Ro­sa­lie in ei­ner Gas­se, un­ge­fähr so, wie sie uns heu­te ent­ge­gen­trat. Es dau­er­te ei­ne Wei­le, aber schließ­lich wur­de ich re­kru­tiert, und …«
    »Ei­ne Wei­le? Ich dach­te, du …«
    »Ja, aber sie ver­trau­ten mir nicht gleich. Ich muß­te erst ein paar Missio­nen aus­füh­ren.«
    »Missio­nen? Was für Missio­nen?«
    »Du wirst es nicht

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