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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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der Mit­te dei­ner Au­ra. Warum sagst du nicht, ich sol­le da­mit auf­hö­ren, und kommst her und nimmst mich in die Ar­me?«
    Ich kam bei­den For­de­run­gen nach. Wir sa­ßen ei­ni­ge Zeit zu­sam­men auf der Couch, mein Arm lag um ih­re Schul­tern, und das Schwei­gen, das zwi­schen uns herrsch­te, war nicht ent­ner­vend.
    »Weißt du was?« frag­te Ali­cia schließ­lich.
    »Was denn?«
    »Ich füh­le mich als Frau. Ich mei­ne hier, so. Ich ha­be im­mer ge­glaubt, ich wür­de es has­sen, mich als Frau zu füh­len. Viel­leicht ist doch et­was dran an den fun­da­men­ta­len Ide­en. An die­sem Mann-Weib-Zeug. Ich wür­de gern ins 18. Jahr­hun­dert zu­rück­wan­dern, Reifrö­cke tra­gen, Gar­ten­we­ge ent­lang­lau­fen und …«
    »Ich glau­be, Reifrö­cke trug man im 19. Jahr­hun­dert.«
    »Verdirb es mir nicht. Ich re­de von der ro­man­ti­schen Lie­be. Da­für wä­ren wir ei­ne groß­ar­ti­ge Kom­bi­na­ti­on. Wir brauch­ten uns nie­mals Sor­gen über dei­ne Fä­hig­kei­ten oder dei­nen Man­gel dar­an zu ma­chen. Ent­schul­di­ge. Ich ver­ges­se dau­ernd, daß du dar­in emp­find­lich bist.«
    »Bin ich gar nicht.«
    »Rich­tig, das ist ent­schie­den ein Pro­blem. Ich ha­be dir ge­sagt, du sollst mich zum Schwei­gen brin­gen. Küß mich, das kannst du doch.«
    »Das scheint ei­ne harm­lo­se Ra­che zu sein.«
    Nach dem Kuß mein­te Ali­cia: »Ich ha­be die Au­gen ge­schlos­sen und dich in Spit­zen­är­meln und hoch­ge­schla­ge­nem Kra­gen ge­se­hen und mich im Reif­rock.«
    »Es gibt Ein­rich­tun­gen, wo man Ge­schich­te spie­len kann.«
    »Das ist nicht das­sel­be. Sie sind für die ech­ten Es­ka­pis­ten. Ich kann nur ei­ne kurz­fris­ti­ge Flucht ak­zep­tie­ren. Flüch­ti­ge Träu­me. Oh­ne die har­te Rea­li­tät könn­te ich nicht le­ben.«
    »Tat­säch­lich?«
    »Je här­ter, de­sto bes­ser.«
    »Und dar­um liebst du mich.«
    Sie pfiff.
    »Das ging mit­ten durchs Herz. Viel­leicht lie­be ich dich, weil du so sehr wie ich bist. Wenn ich dich nur er­wür­gen und in ein Fens­ter­bild von den Al­pen wer­fen könn­te!«
    Wie­der herrsch­te Schwei­gen. Wie­der fing Ali­cia an, Fal­ten in ihr Kleid zu le­gen.
    »Ich war­te dar­auf, daß du mir spe­zi­fi­sche Fra­gen stellst«, er­klär­te sie plötz­lich.
    »Über was?«
    Sie zog sich ein biß­chen von mir zu­rück. Sie war im­mer noch in mei­nen Ar­men, aber es gab mehr Punk­te, die sich nicht mehr be­rühr­ten.
    »Viel­leicht weißt du die Fra­gen nicht. Viel­leicht denkst du sie nicht.«
    »Of­fen­bar nicht.«
    »Dann soll­ten wir es da­bei las­sen.«
    »Gut.«
    »Un­glück­li­cher­wei­se kön­nen wir es nicht. Ich wer­de die Fra­gen hö­ren, ob du sie mir stellst oder nicht. Ich soll­te dich in dem Ka­te­chis­mus un­ter­wei­sen.«
    »Warum ent­spannst du dich nicht ein­fach? Laß die Pil­le wir­ken, ruh dich aus.«
    »Das ist es ja ge­ra­de. Ich kann mich nicht ent­span­nen. Im­mer­zu hö­re ich, daß du mir Vor­wür­fe machst – es ist ein Sprung in die Zu­kunft die­ser Un­ter­hal­tung, aber ich kann es hö­ren. Ich muß die­sen Punkt in der Zu­kunft er­rei­chen, muß ihn hin­ter mich brin­gen.«
    »Warum, um al­les in der Welt, soll­te ich dir Vor­wür­fe ma­chen?«
    »Das ist nicht die rich­ti­ge ers­te Fra­ge. Als ers­tes mußt du mich fra­gen …«
    »Hör auf, Ali­cia, das ist …«
    »Halt mei­ne Hand, bit­te. Bit­te!«
    Das jetzt fol­gen­de Schwei­gen war im Ge­gen­satz zu den bei­den vo­ri­gen Ma­len we­der ent­ner­vend noch be­ru­hi­gend. Es schi­en ei­ne ei­ge­ne Stim­me zu ha­ben, die uns un­auf­hör­lich dar­an er­in­ner­te, daß es das Schwei­gen sei.
    »Wie bin ich so ganz zu­fäl­lig auf die Stra­ße vor dem L’Etre ge­ra­ten?« Sie drück­te mei­ne Hand, ein Si­gnal. »Los, frag mich das.«
    »Nein, ich wer­de dies Spiel nicht …«
    »Okay, frag es nicht. Die Ant­wort ist: Ich war dort­hin ge­schickt wor­den. Ich neh­me an, sie schick­ten mich, weil sie Angst vor dir hat­ten. Ich weiß nicht, warum, es war ein­fach ein Be­fehl. Nimm zur Kennt­nis, daß ich dir die Ant­wor­ten ge­be, oh­ne auch nur Fra­gen zu for­mu­lie­ren.«
    Ich ver­such­te, sie wie­der an mich zu zie­hen, sie fes­ter in die Ar­me zu neh­men. Sie zog sich wei­ter

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