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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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be­ab­sich­tig­te, und die Ma­ße der vom Ho­tel­schnei­der an­zu­fer­ti­gen­den Klei­dung spe­zi­fi­zie­ren.
    Kurz ge­sagt, es war das Höchst­maß an Lu­xus und Be­die­nung, das wir heu­te von ei­nem Ho­tel der höchs­ten Si­cher­heits­stu­fe er­war­ten. Ich mach­te in den ers­ten Ta­gen reich­li­chen Ge­brauch von der Knopf­ta­fel und pro­bier­te ver­schie­de­ne Ar­ten von Zer­streu­un­gen aus. So­gar Sta­cy be­nutz­te die Ma­schi­ne ge­le­gent­lich.
    Der viel­leicht bes­te, aber auch tö­richts­te Ho­tel-Ser­vice war ei­ne Stadt­rund­fahrt, bei der der Gast in sei­nem ei­ge­nen Bett blieb. Die Si­mu­la­ti­on be­nutz­te die vier Wän­de des Zim­mers, so daß Bil­der und Ge­räusche von al­len Sei­ten ka­men. Ei­ne An­zei­ge ne­ben dem Bett er­laub­te es dem Gast, die Ge­schwin­dig­keit zu er­hö­hen oder zu sen­ken. Man konn­te in nor­ma­lem Tem­po durch die Stadt »fah­ren« oder nach ei­nem vor­her ge­wähl­ten Pro­gramm von Ort zu Ort sprin­gen. Ich wähl­te als ers­tes die Mu­se­um­stour und hielt die Be­we­gung häu­fig an, um mir be­stimm­te Ge­mäl­de ein­ge­hend an­zu­se­hen.
    Ein an­de­res Mal ließ ich mir die Alt­stadt zei­gen, Se­hens­wür­dig­kei­ten wie die re­kon­stru­ier­te Frei­heits­sta­tue und das wohl­er­hal­te­ne Chi­na­town.
    Da­mals wuß­te ich nicht, daß Chi­na­town haupt­säch­lich mit aus­ge­mus­ter­ten Ori­en­ta­len be­setzt war, die man trotz des Kör­per­man­gels mehr oder we­ni­ger of­fi­zi­ell in Frie­den ließ.
    Ers­tens ein­mal wä­re es au­ßer­or­dent­lich schwie­rig ge­we­sen, Flücht­lin­ge in dem dschun­ge­l­ähn­li­chen Irr­gar­ten von Chi­na­town auf­zu­spü­ren. Zwei­tens (und das hat­te mehr Ge­wicht) ver­bot es ein un­ge­schrie­be­nes und un­ge­spro­che­nes Ge­setz, Kau­ka­si­ern einen ori­en­ta­li­schen Kör­per zu ge­ben. Es war ei­ner die­ser selt­sa­men ar­chai­schen Stam­mes­ri­ten, die nichts mit dem of­fi­zi­el­len Ge­setz zu tun hat­ten, wie zum Bei­spiel auch die Über­tra­gung in einen Kör­per an­de­ren Ge­schlechts. In den ers­ten Jah­ren der Er­neue­rung hat­te es vie­le bi­zar­re Fäl­le von Ras­sis­mus ge­ge­ben, aber Neu­an­pas­sun­gen und Um­sied­lun­gen hat­ten die meis­ten die­ser Pro­ble­me ge­löst.
    Je­den­falls fas­zi­nier­te Chi­na­town mich. Ich nahm drei­mal an der Rund­fahrt teil und be­stell­te beim Zim­mer­ser­vice ech­tes chi­ne­si­sches Es­sen. Oft kam ich mir rich­tig lä­cher­lich vor, daß mir ei­ne sol­che Er­satz-Tour Freu­de mach­te – und, was das an­geht, daß ich über­haupt die­se we­ni­gen Ta­ge der Iso­lie­rung in mei­ner Lu­xus-Zel­le ge­noß.
    Mein drit­ter oder vier­ter Mu­ße­tag wur­de durch den An­ruf ei­nes Re­por­ters von ei­ner der Ta­ges­zei­tun­gen ge­stört, die fast in die gan­ze zi­vi­li­sier­te Welt über­tra­gen wer­den. Er woll­te mich in­ter­view­en. Ich frag­te, warum in al­ler Welt ein Re­por­ter mit mir zu spre­chen wün­sche. Er ant­wor­te­te, mit al­ler Welt ha­be es we­nig zu tun, wohl aber mit mei­ner Zeit im Raum, die für sei­ne Le­ser­schaft von In­ter­es­se sei. Ich sag­te ihm, es sei sei­ne Be­er­di­gung, er sol­le nur kom­men.
    Das In­ter­view ver­lief un­ge­müt­lich. Der Re­por­ter war ein großer, reich­lich fet­ter Mann, und ich emp­fand das Un­be­ha­gen des al­ten Er­neu­er­ten beim Be­trach­ten ei­nes miß­brauch­ten Kör­pers. So un­an­ge­nehm mir das Ge­fühl war, ich konn­te es nicht ver­ban­nen. Die Fra­gen des Man­nes kon­zen­trier­ten sich auf mei­ne Er­fah­run­gen im Raum­dienst. Ich war spar­sam mit Ein­zel­hei­ten, aber das hin­der­te ihn nicht dar­an, mich in sei­nem Ar­ti­kel, der ein paar Ta­ge spä­ter er­schi­en, als tra­gi­schen Hel­den her­aus­zu­stel­len. Er be­ton­te die Tat­sa­che, daß ich, ein Er­neu­er­ter, mei­ne Un­s­terb­lich­keit stän­dig in ge­fähr­li­chen Si­tua­tio­nen aufs Spiel ge­setzt hät­te, ein Aspekt mei­ner Aben­teu­er, über den ich bei der Be­ant­wor­tung sei­ner un­auf­hör­li­chen Fra­gen zu die­sem The­ma ab­sicht­lich hin­weg­ge­gan­gen war. Er ent­wi­ckel­te au­ßer­or­dent­li­ches

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