Alicia II
ungefährliche Tötung?«
»Der Körper muß dabei heil bleiben. Es sind Experimente mit Waffen, die lähmen oder betäuben, durchgeführt worden, aber das sind im allgemeinen Waffen für kurze Entfernungen, und die Polizei kommt nie nahe genug heran. Dazu sind die Killer die besseren Schützen. Und die Polizei kann die Killer vor und nach einem Attentatsversuch nicht aufspüren. Ach, Voss, es ist eine Farce, wirklich. Ich könnte dir Sachen erzählen …«
Da Ben darauf bestand, hielten wir noch in zwei anderen Lokalen der Stadt Einkehr. Einmal, um eine Sängerin zu sehen, die ihm besonders gefiel. Das zweite Mal, um etwas zu uns zu nehmen, das uns einigermaßen wieder nüchtern machte. Stacy verließ uns stillschweigend zu einem Zeitpunkt, an den ich mich nicht erinnere. Ben war nicht wieder nüchtern zu bekommen. Er mußte in ein Taxi gesetzt und nach Hause geschickt werden. June und ich besuchten noch ein paar Lokale.
Natürlich war June an mehr als nur angenehmer Gesellschaft interessiert, wie sie mir überdeutlich klarmachte, nachdem auch sie schließlich zuviel getrunken hatte. Ich mußte eine meiner komischen Nummern abziehen, um es ihr auszureden, habe jedoch vergessen, welche es war. June war zu betrunken, um Verdacht zu schöpfen, aber sie blickte traurig drein. Wie ich annehme, hatte sie sich Hoffnung auf die Zukunft gemacht.
Ich brachte sie nach Hause, und ich nahm sie sogar in den Arm und küßte sie. Das konnte ich, und ich hatte es schon getan, wenn ich in eine solch absurde Situation geriet. Ich verließ ihr Apartment und wanderte tollkühn durch die ungewöhnlich ruhigen Straßen. Einmal meinte ich, in der Ferne Gewehrfeuer zu hören.
6
Nach zwei Tagen in einem schäbigen Hotel faßten Stacy und ich den Entschluß, unser Bankguthaben anzugreifen und uns ein paar Wochen im Continental-Plaza-Astoria zu leisten, dem Luxushotel der Stadt. Vielmehr faßte ich den Entschluß, und Stacy gab durch ein lakonisches Nicken seine Zustimmung bekannt. Ich hätte mir denken können, daß das Hotel eine Falle war. Schon die Werbung betonte, hier könne man alle Vergnügungen der Stadt genießen, ohne sein Zimmer verlassen zu müssen. Übersetzt: Sie brauchen nicht auf die Straße hinauszugehen und es riskieren, von einer Gruppe Aufständischer erschossen zu werden.
Das Conplaz (wie es genannt wird) ist eine Art gut eingerichtetes Hochsicherheitsgefängnis, das Menschen, die eine nervenberuhigende Einkerkerung benötigen, erlaubt, sich zu isolieren. Es gab nichts, was das Conplaz nicht liefern konnte. Wachen in unauffälligem Zivil durchstreiften zu zweit und zu dritt die Korridore. Überwachungsgeräte waren in den Korridoren und (an diskreten Stellen) in den Zimmern und Suiten angebracht. Letztere konnten entweder von einem in Schwierigkeiten befindlichen Gast angestellt werden oder setzten sich selbst in Tätigkeit, sobald sie verdächtige Geräusche, auf die sie programmiert waren, auffingen. Eine lange Tafel mit numerierten Knöpfen (für jedes Zimmer farblich gekennzeichnet) erlaubte dem Gast, so gut wie jede Dienstleistung zu verlangen, die ein Hotel legitim erbringen konnte, und das ohne die ärgerliche Einschaltung offiziöser Mittelsmänner. Sogar Prostituierte konnte man sich kommen lassen – ein Angestellter versicherte mir, sie würden sorgfältig untersucht, und zwar nicht auf ihre Gesundheit hin, sondern auch danach, ob sich unter ihnen rebellische Ausgemusterte befänden. Anhand eines Zahlenkodes konnte man sogar den Zustand, in dem das bestellte Essen sein sollte, die Ausgabe des Buches, das man zu lesen
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