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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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gleichen Stück Stoff zugeschnitten, aber darum geht es jetzt nicht. Ich möchte dir von Richard erzählen.«
    »Vielleicht möchte ich nichts über Richard hören.«
    »Vielleicht möchte ich meinen Befehl ignorieren und dich doch töten. Jetzt oder ein anderes Mal werde ich dir von Richard erzählen, deshalb kannst du auch gleich zuhören. Wie wäre es, wenn wir uns gemütlich auf die Parkbank dort drüben setzten?«
    Wir nahmen jeder an einem Ende der grünen Bank Platz und sahen uns nicht an. Triplett starrte beim Sprechen in den Park hinter uns. Ich streifte ihn beim Zuhören nur zweimal mit einem Seitenblick.
    »Richards Körper hat ein reicher Bastard geerbt, Harry Longwood heißt er. Hübscher klassischer Name, was? Nun, dieser Longwood hatte sich für seine Rekonvaleszentenzeit das Anpassungszentrum Louisville ausgesucht. Wie du vielleicht weißt, ist das ein stinkfeiner Ort, wo sich nur die allerprivilegiertesten Leute an ihren neuen Körper gewöhnen, die Kontrolle über ihn gewinnen, sich über die Sitten und Gebräuche der heutigen Gesellschaft informieren dürfen – du weißt schon, den richtigen Slang, die neueste Etikette. Ein widerwärtiger Ort, dies Louisville, aber leicht zu infiltrieren. Ich fälschte Zeugnisse, die mich als Rekonvaleszenten-Betreuer auswiesen. Zwei Tage vergingen, bevor ich Longwood entdeckte, obwohl ich nicht verstehe, wie er meinen Augen in diesem massigen Körper verborgen bleiben konnte. Er kam an die Tür meines Übungsraums, als ich ihr den Rücken zukehrte und an der Hülle eines besonders blöden Erneuerten arbeitete. Ich hörte seine Stimme sagen: „Sind Sie der berühmte George Thomas“ – das war der Name, den ich benutzte –, „der besonders unbeholfene Leute darin unterweist, ihre Muskeln unter Kontrolle zu bekommen?“ Obwohl er sich gewählt ausdrückte und jedes Wort deutlich aussprach, erkannte ich seine Stimme sofort als die Richards. Ihr Erneuerten seid euch wahrscheinlich gar nicht bewußt, daß eure Stimme in den ersten Tagen der Rekonvaleszentenzeit noch ganz die der Person ist, deren Körper ihr in Besitz genommen habt. Später gewinnen eure eigenen Sprechgewohnheiten die Oberhand. Das hatte man mir berichtet, aber ich hatte es nie selbst gehört bis zu dem Tag, als Longwood in Richards Körper auftauchte. Der blöde Hurensohn, ich hätte ihn umbringen sollen. Das wäre die angemessene Rache gewesen. Richards Körper zu erhalten, indem ich diesem blöden Hurensohn nicht erlaubte, ihn zu benutzen. Warum habe ich ihn nicht getötet? Kannst du mir das sagen?«
    Triplett schlug mit der Hand gegen die Lehne der Bank. Das Holz drohte zu splittern. Offenbar hatte er sich verletzt, denn er saugte eine oder zwei Sekunden lang an der schmerzenden Stelle.
    »Jedenfalls, als ich die Stimme hörte, drehte ich mich um und wußte, was ich zu sehen bekommen würde. Gott, er füllte den gottverdammten Türrahmen beinahe aus, so massig war er. Ich hatte bereits vergessen, wie massig dieser Körper war. Wie die Dinge lagen, war sein neuer Bewohner natürlich in hoffnungslosem Zustand. Seine Schultern stießen zu beiden Seiten des Türrahmens an. Ihr Bastarde habt alle Mühe, euch an eure neuen Körper zu gewöhnen, aber wenn euch ein so gewaltiger wie der Richards zugeteilt wird, gibt es dreifache Schwierigkeiten. Ein Kerl wie Longwood würde normalerweise viel mehr Zeit im Rekonvaleszenten-Zentrum verbringen als andere. Deshalb schickten sie ihn aus offensichtlichen Gründen zu mir. Ich hatte bereits bemerkenswerte Fähigkeiten beim Training von Erneuerten bewiesen. Longwood sollte die Probe aufs Exempel werden, ob ich in meinem Beruf wirklich so gut war, wie es den Anschein hatte. Die meisten meiner anderen Fälle gehörten schon zu den Fortgeschrittenen. Deshalb entschloß ich mich, sie abzugeben und mich ganz Longwood zu widmen. Das sagte ich ihm, und er antwortete, er wisse es zu schätzen. Nie habe ich einen Erneuerten gesehen, der so im Kriegszustand mit dem ererbten Körper war. Longwood konnte kaum rund um meinen Arbeitsraum gehen. Er mußte sich an Gegenständen festhalten, sich weiterziehen, auf seine Füße sehen, um sich zu vergewissern, daß er sie ordnungsgemäß bei jedem Schritt auf den Fußboden setzte. Als ich ihm zusah, hätte ich beinahe laut losgeheult. Statt dessen setzte ich ihn hin und tat, als müsse ich seinen Lebenslauf aufnehmen. Das war absolut unnötig, ich wollte über den Bastard nur herausfinden, was ich konnte. Wie ich erfuhr, war

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