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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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schwachen Geruch nach unzureichender Kanalisation. Die Planer des Industrieviertels waren beinahe zu gründlich gewesen. Fast hätte ich meine Freude an dem Ort haben können, besonders wenn ich die sorgfältig auf der Straße arrangierten Pferdeäpfel vornehm umschreiten mußte. Es waren künstliche Haufen, aber sie sahen so wirklich aus, daß ich den Drang nach einem Bad verspürt hätte, wäre ich zufällig mit einem in Berührung gekommen. Aber viele Haufen können tatsächlich echt gewesen sein, ganz gleich, was in den Broschüren stand, da echte Pferde benutzt wurden, um Wagen durch einige der Straßen zu ziehen.
    Plötzlich trat Gorman Triplett hinter einem pferdegezogenen Milchwagen hervor.
    »Ich habe dich gesucht«, erklärte er.
    Ich hätte ihm aus dem Weg springen oder meine Muskeln für den Kampf anspannen können. Nur war Tripletts Haltung so locker, daß ich mich nicht bedroht fühlte. Er las mir die Gedanken von meinem viel zu ausdrucksvollen Gesicht ab und lächelte.
    »Nein«, sagte er, »ich habe den Befehl erhalten, dich in Ruhe zu lassen, und ich neige dazu, Befehle zu befolgen. Wenigstens vorläufig. Ich hätte den Befehl vielleicht ignoriert, aber man sagte mir, daß du eine sehr wichtige Mission durchführst und ich mich nicht einmischen dürfe. Es würde mir leid tun, eine wichtige Mission zu torpedieren.«
    Er lehnte sich gegen eine Ecke des Milchwagens. Der Wagen schaukelte leicht unter seinem Gewicht. Das Pferd blickte zurück, als sei es beauftragt, Triplett im Auge zu behalten.
    Triplett starrte mich an, ohne ein weiteres Wort zu sprechen.
    Er trug die Kleidung der Epoche und sah aus wie die historische Rekonstruktion eines dörflichen Raufbolds. Ein schmutziges gewürfeltes Hemd, fast versteckt von einem plumpen Kord-Overall, eine formlose Kappe auf dem Kopf.
    »Ich wollte mir dich nur wieder einmal ansehen«, bemerkte er schließlich. »Ich wollte mir das Bild eines wirklichen Helden genau einprägen.«
    »Verdammt sollst du sein, Triplett, am liebsten würde ich …«
    »Immer friedlich, Geraghty.«
    »Ich habe es bloß satt bis obenhin, daß du und deine Freunde mir dauernd das Wort Held an den Kopf werfen.«
    »Bist du denn kein Held? Ich meine, gehörst du nicht zu diesem Typ?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Du bist als Held verzeichnet. Jeder sagt mir, daß du einer bist. Ich halte dich auch dafür. Aus welchem andern Grund würdest du eine wichtige Mission durchführen? Oh, du bist der Typ, das ist klar. Immer bereit, jedermann mit einer wagemutigen Tat zu retten, immer bereit, großmäulige Erklärungen abzugeben. Das sehe ich.«
    »Du kannst sagen, was du willst, ich lege keinen Wert darauf, mich mit dir zu streiten.«
    »Stehe ich so weit unter dir? Auf deiner privaten sozialen Liste?«
    »Hör mal, Triplett, für mich spielt es keine Rolle, was du denkst. Oder wie du deine Rache planst.«
    »Wer hat irgend etwas von Rache gesagt?«
    »Du hast es durchblicken lassen. Und ich habe den bestimmten Eindruck, weder deine Stimme noch dein Verhalten tun mir kund, daß alles vergeben ist.«
    »Meine Stimme und mein Verhalten? Du drückst dich manchmal so gottverdammt vorsichtig aus, daß ich nicht weiß, was du bist, Geraghty. Oder ob du überhaupt wirklich bist. Zum Teufel damit, ich wollte mir dich nur wieder einmal ansehen und dich an meine Existenz erinnern.«
    »Gut. Du hast mich erinnert. Bis später.«
    Ich ging an ihm vorbei. Das Pferd, das uns unaufhörlich beobachtet hatte, wandte seinen Kopf ab, als habe es ebenfalls das Interesse an Triplett verloren.
    »Warte, Geraghty«, sagte Triplett.
    Ich blieb stehen, zog es jedoch vor, mich nicht umzudrehen und Triplett von neuem mein Gesicht zu zeigen. Ich hörte, daß er zwei Schritte in meine Richtung tat.
    »Als ich diesen verräterischen Arschlöchern, die mich bewachten, entkommen war«, sagte er, »schlug ich einige Unterlagen nach – ich habe da meine Quellen – und fand heraus, wohin Richard gebracht worden ist. Du erinnerst dich an Richard, nicht wahr, Geraghty? Du hast ihm das Gesicht eingeschlagen, weißt du noch?«
    Ich nickte.
    »Nachdem er jemanden fünfzig Stockwerke hinuntergeworfen hatte.«
    »Jemanden. Wie umschreibend. Warum kannst du seinen Namen nicht aussprechen? Pierre Madling. Er war dein Freund.«
    »Ich hatte ihn erst an diesem Tag kennengelernt. Er war kaum mein Freund. Ich konnte ihn nicht einmal …«
    »Nicht einmal was? Nicht einmal leiden? Das frage ich mich. Ihr saht aus, ihr beiden, wie aus dem

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