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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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sollte ich daran gewöhnt sein. Anscheinend neigen intelligente Leute dazu, ihre Gedanken von der Ansprache der Fremdenführerin abzuwenden.«
    »Haben Sie mir soeben eine Ansprache gehalten?«
    »Nein. Ich sagte, ich mag Ihren Stil nicht besonders, dies Spiel des ständigen Ausweichens, wie man es nennen könnte.«
    »Um ehrlich zu sein, ein Spiel ist es nicht. Ich weiche Ihnen tatsächlich aus.«
    »Was! Wird es Ihnen schaden, mit mir eine Stunde bei echten erstklassigen Rippchen zu verbringen?«
    Die Art, wie sie das Wort echt betonte, erinnerte mich an Pierre Madling und seinen Stolz auf das Essen, das er mir vorsetzen ließ. So vieles in meinem Leben schien sich auf die Frage zu reduzieren, ob das Essen echt war. Cheryl sah gerade genug verletzt aus, daß ich mir wünschte, der Mission für eine Stunde entfliehen und mit ihr in einem privaten Speisezimmer zusammensitzen zu können.
    »Es geht nicht darum, ob es mir schadet, Miss Hidalgo. Ich ziehe es vor, darauf zu verzichten.«
    »Was Sie vorziehen, spielt keine Rolle. Es steht im Programm. Wir tun hier alles nach einem Programm. Deshalb machen Sie sich besser darauf gefaßt.«
    Ich komplizierte die Situation nur, wenn ich Cheryl ihr kleines Amüsement versagte. Ben hatte mir eingehämmert, ich müsse notfalls improvisieren. Obwohl es mir gar nicht paßte, während irgendeiner Phase der Besichtigung von Stacy getrennt zu werden, war das Beste immer noch, der schönen Miss Hidalgo nachzugeben.
    »Nun gut«, sagte ich, »aber meine Portion sollte besser nicht ganz durchgebraten sein.«
    »Das hängt davon ab. Probieren Sie Ihren Drink.«
    Der Siegeston in ihrer Stimme gefiel mir nicht.
    »Ich bin kein großer Trinker.«
    »Sie lügen schon wieder. Vergessen Sie nicht, ich habe Ihr Dossier gelesen. Sie sind kein Trinker, aber Sie lassen sich auch nichts abgehen.«
    »Möglich. Was ist das übrigens?«
    »Eine Spezialität des Hauses. Sie nennen es Erweckungscocktail – zwei Schlucke, und Sie sind ein neuer Mensch, ein Erneuerter.«
    »Ich glaube, ich werde diesen Cocktail nicht probieren, danke.«
    Abgesehen davon, daß der Alkohol meine Absichten in den tieferen Räumen der Kammer nicht vereiteln sollte, rief der Gedanke an einen Erneuerungs-Highball auch ein leichtes Übelkeitsgefühl in meinem Magen hervor.
    »Wie Sie wollen, aber er ist köstlich.«
    Sie nahm einen Schluck und stellte übertriebenes Entzücken zur Schau.
    »Wir haben einen schlechten Anfang gemacht, Mr. Geraghty, und ich räume ein, daß es teilweise mein Fehler ist. Ich neige zum Angriff. Aber das kann wiedergutgemacht werden. Es ist schwer zu erklären, aber ich interessierte mich seit einiger Zeit für Sie. Ich wußte schon von Ihren Raumreisen, bevor Sie zur Erde zurückkehrten und all diese Publicity erhielten.«
    »Wie konnten Sie von mir wissen?«
    »Ich hatte einen Liebhaber, der im Raumdienst-Ministerium arbeitete. Er dachte nicht genug an die Sicherheitsvorschriften und liebte es, mir Geschichten über Abenteuer auf fremden Planeten mit nach Hause zu bringen. Seiner Meinung nach gab es unserm Sexualleben Würze. So war es auch – in gewisser Weise. Wenn er mich liebte, tat er, als sei er ein Raumheld, und manchmal stellte auch ich mir statt seiner einen Raumhelden vor. Ich weiß nicht – als ich Ihr Bild sah und mich erinnerte, was er mir über Sie erzählt hatte, wurde mir klar, daß Sie ganz so wie der Mann aussahen, den ich mir beim Liebesakt eingebildet hatte. Ein Zufall, versichere ich Ihnen, aber es war vieles in Ihrem Gesicht, das in meinen Gedanken ein Echo hervorrief. Ich wollte Sie unbedingt kennenlernen, ich überlegte mir, wie sich das einfädeln ließ – vielleicht auf einer meiner Reisen in den Norden –, und dann wurde wie durch Zauberei diese Besichtigung angesetzt, und ich schrieb Ihren Namen auf die Liste. Ich hätte auf jeden Fall eine Möglichkeit gefunden, mich der Gruppe anzuschließen und Ihre Bekanntschaft zu machen. Doch das Glück war weiter auf meiner Seite und warf mir für heute die Aufgabe der Fremdenführerin in den Schoß. Sehen Sie, es war alles vorherbestimmt, und Ihre Widerspenstigkeit hat nur einen Traum verdorben.«
    Sobald sie nicht mehr so verkrampft war, wirkte Cheryl sympathisch. Sie redete pausenlos weiter über ihren Beruf, ihre Interessen und – seltsamerweise – über ihre Hoffnung, ihr Leben werde eines Tages eine abenteuerliche Richtung nehmen.
    »Das hört sich sicher komisch an. Ich würde gern so leben, wie Sie es getan haben.

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