Alicia
eine Zeit, junger Mann, wo die Männer mich aus anderen Gründen trunken machten. « Sie gingen zusammen ins Haus.
Alicia runzelte die Stirn, als sie das Lachen hörte. Ihr war natürlich aufgefallen, daß der junge Mann sie unverwandt angestarrt hatte, und seine Blicke hatten sie auf eine seltsame Weise verunsichert. Hin und wieder schickte sie einen verstohlenen Blick zu ihm hinüber und gewann den Eindruck von Ungezwungenheit, Anmut, Macht und einer nur mühsam gebändigten Kraft. Morags Vertraulichkeit mit diesem Mann irritierte sie. Die alte Frau ließ sich selten auf ein Gespräch mit Männern ein… schon gar nicht mit Engländern. Alicia wunderte sich, daß dieser Mann sie so leicht zu beeindrucken vermochte.
»Wer ist dieser Mann, der mit Morag ins Haus geht? «
Roger zog die Brauen zusammen. »Ich dachte, Ihr kennt ihn bereits. Das ist Stephen. «
Sie starrte dem Mann nach, der einer alten verrunzelten Frau den Arm reichte. Morags Scheitel reichte knapp über Stephens Ellenbogen hinaus.
Mit einem mal fühlte sich Alicia schlimmer beleidigt denn je. Was war das für ein Mann, der zusah, wie ein anderer die Frau hofierte, die er heiraten sollte? Er war nur wenige Schritte entfernt gewesen und hatte nicht einmal so viel Anstand gehabt, ein Wort mit ihr zu reden.
»Beunruhigt Euch etwas, Lady Alicia? « fragte Roger, der sie genau beobachtete.
»Nein«, lächelte sie. »Es ist nichts. Bitte, fahrt fort, mich auf der Laute zu begleiten. «
Erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit sah Alicia ihre alte Schaffnerin wieder. Rab stand an der Seite seiner Herrin, während sie sich das Haar auskämmte. »Ich hörte, du hattest Besuch«, sagte sie leichthin, als habe es keine Bedeutung.
Morag bewegte die Schultern.
»Hast du dich gut unterhalten? «
Wieder dieses Achselzucken.
Alicia legte ihren Kamm beiseite und ging zur Fensterbank, wo Morag saß. »Willst du mir nicht antworten! «
»Ihr seid vorwitzig. Seit wann muß ich Euch Auskunft über Dinge geben, die ich privat mit einer anderen Person bespreche? «
»Du hast getrunken. Man merkt es an deinem Atem. «
Morag grinste. »Dieser Junge ist wahrhaftig ein trinkfester Bursche. Ich möchte wetten, er trinkt jeden Schotten unter den Tisch. «
»Wer? « forschte Alicia.
Morag sah sie verschmitzt an. »Wer wohl. Euer Ehemann natürlich. Wer sonst würde mich mit Fragen über Euch löchern! «
»Ich bin nicht… « Sie nahm sich zusammen. »Er ist nicht mein Ehemann. Er kam weder zu meiner Hochzeit, noch geruhte er heute, mich im Garten anzusprechen. «
»Aha, das liegt Euch also auf dem Magen. Ihr habt gesehen, wie ich mit ihm ins Haus ging. Wolltet Ihr ihn damit demütigen, daß er Euch ansprechen sollte, während Ihr am Arm eines anderen Mannes gingt? «
Alicia gab keine Antwort.
»Dachte ich es mir doch! Laßt Euch gesagt sein, daß Stephen Montgomery nicht gewohnt ist, von Frauen gedemütigt zu werden. Und wenn er beschließt, Euch zu heiraten, obwohl Ihr Euch mit diesem Chatworth vor seinen Augen schamlos benommen habt, dürft Ihr Euch glücklich schätzen! «
»Glücklich schätzen! « vermochte Alicia nur empört zu wiederholen. »Komm Rab! « befahl sie und verließ das Zimmer. Sonst wäre sie Morag noch an die Gurgel gefahren, wenn sie in diesem Ton weitergeredet hätte.
Im Garten war es bereits dunkel, und der Mond warf einen silbrigen Schein über Bäume und Hecken. Sie ging eine Weile herum, bis sie sich auf eine steinerne Bank an der Mauer setzte. Sie wollte nach Hause, weg von diesen Männern, die sie wie eine Kriegsbeute betrachteten.
Plötzlich stand Rab auf und ließ ein warnendes Knurren hören.
»Wer ist da? « fragte Alicia.
Ein Mann trat ins Licht. »Stephen Montgomery«, sagte er ruhig. Er sah im Mondlicht noch größer aus als am Tage, überragte sie wie ein Turm. »Darf ich mich zu Euch setzen? «
»Warum nicht? Habe ich etwas zu sagen, wenn Engländer über mich entscheiden? «
Stephen setzte sich und sah zu, wie sie mit einer einzigen Handbewegung Rab zur Ruhe brachte. Er lehnte sich gegen die Mauer und streckte seine langen Beine aus. Alicia rückte weiter zum Ende der Bank hin, weg von ihm.
»Ihr werdet auf den Boden fallen, wenn Ihr noch weiter rückt. «
Sie erstarrte. »Sagt, was Ihr zu sagen habt, und laßt es dabei bewenden. «
»Ich habe nichts zu sagen«, erwiderte er gleichmütig.
»Ihr hattet wohl auch nichts zu sagen, als Ihr mit Morag geredet habt. «
Er lächelte, und seine ebenmäßigen Zähne
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