Alicia
ihn fest wie ein Schraubstock. Ihr Mund schien sein ganzes Wesen in sich hineinsaugen zu wollen. Er wußte, was sie verlangte, wußte jedoch zugleich, daß sie keine Ahnung hatte von dem Wie.
Als sie ihn auf das Bett niederzudrücken suchte, während ihre Hände ruhelos über seinen Rücken und seine Arme glitten, warf er sie in die Kissen zurück und legte sich über sie. Ihre Beine öffneten sich wie von selbst. Sie war bereit für ihn. Ihre Augen weiteten sich, als er in sie eindrang, und sie legte den Kopf zurück. Dann lächelte sie, während sich ihre Lider senkten. »Ja«, flüsterte sie mit geschlossenen Augen, »oh, ja. «
Stephen glaubte, sein Herz würde stehenbleiben. Ihr Anblick, ihre kehligen, gestammelten Worte, waren verlockender als jedes Liebesgedicht. Hier war eine Frau, die sich nicht vor einem Mann fürchtete, sondern ihm ebenbürtig war in ihrer Leidenschaft.
Er bewegte sich auf ihr, und sie zögerte nicht, im Takt ihm zu folgen. Ihre Hände liebkosten seinen Körper, rieben die Innenflächen seiner Schenkel, bis Stephen dachte, er müsse schier zerspringen unter der Gewalt seiner immer größer werdenden Leidenschaft. Doch Alicia kam ihm Stoß für Stoß entgegen, gebend und empfangend. Und als er schließlich zum Höhepunkt kam, war die Erschütterung so gewaltig, daß er meinte, er risse mitten entzwei.
Er brach, schweißgebadet und schlaff, auf Alicia zusammen und preßte sie an sich, daß sie kaum noch Luft bekam. Es störte sie nicht. Einen Moment lang glaubte sie, sie wäre tot. Niemand konnte das, was sie eben erfahren hatte, lebend überstehen. Ihr ganzer Körper hatte sich in Schwingungen aufgelöst, und selbst wenn ihr Leben davon abgehangen hätte, wäre sie nicht imstande gewesen, sich vom Bett zu erheben. Sie glitt in den Schlaf, Beine und Arme noch um Stephens Körper geschlungen.
Als sie erwachte, sah sie seine spöttisch lächelnden blauen Augen über sich. Das Zimmer war vom Licht der Sonne überflutet, und blitzartig fiel ihr alles ein, was zwischen ihnen geschehen war. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. Seltsamerweise erinnerte sie sich nicht mehr an die Empfindungen, die an ihrem peinlichen Verhalten schuld gewesen sein mußte.
Er berührte ihre Wange und sagte mit lachenden Augen: »Ich wußte ja, daß es sich lohnen würde, um dich zu kämpfen. «
Sie rückte von ihm fort. Sie fühlte sich gut. Tatsächlich fühlte sie sich so gut wie lange nicht mehr. Natürlich, dachte sie; denn ich weiß, ich bin immer noch die gleiche. Ich habe die Nacht mit einem Mann verbracht und mich dennoch nicht verändert. Sie haßte ihn wie zuvor. Er war ihr Feind geblieben — ein unerträglicher, arroganter Prahlhans. »Das ist alles, was du in mir siehst, nicht wahr? Eine Dirne, die dir das Bett wärmt. «
Stephen lächelte träge. »Fast hättest du es in Brand gesetzt. « Seine Finger strichen über ihren Arm.
»Laß mich los! « sagte sie mit fester Stimme, sprang aus dem Bett und griff nach ihrer Kammerrobe aus grünem Samt.
Ein flüchtiges Pochen an der Tür, und schon trat Morag mit einer Kanne voll heißem Wasser ins Zimmer. »Ich hörte euch selbst eine Treppe tiefer noch streiten«, schimpfte sie.
»Es kann nicht nur Streit gewesen sein, was du gehört hast«, sagte Stephen, den Kopf auf beide Hände gebettet.
Morag drehte sich zu ihm um und grinste, daß ihre Augen vor lauter Runzeln kaum noch zu sehen waren. »Ihr schaut mir sehr zufrieden aus«, sagte sie und musterte wohlgefällig seinen von der Sonne gebräunten muskulösen Oberkörper auf dem weißen Laken.
»Ich bin mehr als zufrieden, möchte ich sagen. Kein Wunder, daß ihr Hochländer euch selten in den Süden verirrt. « Seine Augen gingen zu Alicias, die ihn gehässig anfunkelte.
Chris Audley erschien im Türrahmen.
»Gönnt man uns kein Privatleben? « fauchte Alicia, sich dem Fenster zudrehend. Rab kam an ihre Seite. Doch sie kraulte ihn nicht, weil sie sich von ihm zweimal verraten fühlte. Zum erstenmal gestern nacht und zum zweitenmal, als er Stephen erlaubte, sie zu… zu… Ihr Gesicht erglühte vor Scham.
Stephen sah Chris lächelnd an. »Sie möchte lieber mit mir allein sein. «
»Was ist denn mit deinem Arm geschehen? « fragte Chris und deutete mit dem Kopf auf den durchgebluteten Verband.
Stephen zuckte mit den Schultern. »Ein kleines Mißgeschick. Und wenn ihr beide euch inzwischen überzeugt habt, daß wir uns nicht gegenseitig umbrachten, könntet ihr uns vielleicht
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