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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Tiefland heraus.
    Sie überquerten nach Sonnenuntergang die Grampians. Das waren niedrige, von breiten Tälern durchzogene Berge. Dahinter schien die Luft kühler und die Landschaft wilder zu werden. Erst jetzt vermochte Alicia wieder frei atmen und ruhiger auf ihrem Pferd sitzen zu können.
    »Alicia! « sagte Stephen neben ihr. »Wir müssen uns einen Platz für das Nachtlager suchen. «
    »Anhalten? Aber… « Sie wußte, daß es sinnlos war, ihn noch weiter zur Eile anzutreiben. Nur Morag empfand so wie sie. Die anderen brauchten ihre Rast, ehe sie die Reise fortsetzen wollten. Sie holte tief Luft. Das Gefühl, ihrer Heimat schon so nahe zu sein, würde ihr heute nacht helfen, Schlaf zu finden. Sie stieg vom Pferd und löste ihre Satteltasche. Wenigstens konnte sie aus diesen beengenden englischen Kleidern heraus.
    »Was ist das? « fragte Stephen und befühlte das Plaid, das sie über den Arm legte. »Hast du das in der Nacht getragen, als ich dich zum erstenmal sah? «
    Sie entriß ihm den Tartan und ging damit zwischen die Bäume. Es war gar nicht so leicht, sich ohne fremde Hilfe von diesem englischen Kleidungsstück zu befreien. Endlich konnte sie aus dem schweren Samtkleid steigen, legte es auf einen Stein und zog sich aus bis auf die Haut. Sie streifte ein weiches Baumwollhemd über den Kopf und darauf ein safrangelbes Hemd mit langen Ärmeln, die an den Schultern gefältelt waren und an den Gelenken eng anlagen. Der Rock war aus breiten Keilen zusammengesetzt, die sich fest um die Taille schlossen, aber an den Knien so weit wurden, daß sie mit diesem Kleidungsstück schnell laufen oder rasch auf ein Pferd springen konnte. Ein breiter Gürtel mit Silberschnalle hielt den hellblauen Plaidrock über den Hüften zusammen. Ein zweites, sechs Ellen langes Plaid, das sie mit einer geschickten Bewegung über beide Schultern warf, wurde vorn mit einer Nadelbrosche zusammengeheftet. Die Brosche war aus gediegenem Silber, ein Erbstück, das seit vielen Generationen im Besitz ihrer Familie war.
    »Laß dich mal ansehen«, sagte eine Stimme hinter ihr.
    Sie wirbelte herum. »Hast du schon wieder spioniert? «
    »Ich möchte das eher beschützen nennen. Was kann so einer hübschen Lady wie dir nicht alles in so einem dunklen Wald passieren! «
    Sie wich vor ihm zurück. »Das Schlimmste, meine ich, ist mir bereits passiert. « Damit ließ sie ihn stehen und rannte in das Lager zurück. Sie wollte nicht mehr dieser Macht verfallen, die sie in der letzten Nacht seinem Willen unterwarf.
    »Hast du nicht etwas vergessen? « rief Stephen ihr nach und hielt ein Paar Schuhe hoch. Er lachte, als sie sich nicht einmal umzuschauen wagte.
    Alicia kam humpelnd in das Zelt, das für Stephen errichtet worden war, wie seine Männer ihr sagten. Seine Gefolgsleute waren geschickt in derlei Dingen. Sie vermochten aus Stöcken und Planen kleine Städte zu errichten. Sie zuckte zusammen, als ihr bloßer Fuß den Teppich berührte, mit dem der gute schottische Boden zugedeckt war. Sie hatte vergessen, daß sie seit Monaten nicht mehr barfuß gegangen war. Ihre Sohlen waren weich und empfindlich geworden.
    Sie setzte sich auf den Rand der breiten Koje und untersuchte sie. Als die Klappe am Eingang des Zeltes sich hob und Stephen hereinkam, stand sie rasch auf, obwohl der Schmerz beim Auftreten ihr die Tränen in die Augen trieb.
    Stephen warf die Schuhe in eine Ecke. »Laß sehen! « befahl er, während er sich auf den Kojenrand setzte.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst! « erwiderte sie hochmütig und ging einen Schritt von ihm fort.
    »Alicia, weshalb bist du immer nur aufsässig? Du hast dich an den Füßen verletzt. Ich weiß, daß es so ist. Also komm her, damit ich sie mir ansehen kann. «
    Früher oder später mußten ihre wunden Füße versorgt werden. Also gab sie widerstrebend nach und setzte sich neben ihn.
    Mit einem verdrossenem Seufzen bückte er sich und zog ihre Füße in seinen Schoß. Alicia fiel auf die Ellenbogen zurück. Stephen betrachtete stimrunzelnd die Schnitte in ihrer Sohle. Eine Wunde klaffte, als sei sie mit einem Schwert in Berührung gekommen. Er rief laut nach seinem Knappen und befahl ihm, eine Schüssel voll heißes Wasser und Bandagen zu bringen.
    »Und jetzt stell deine Füße hinein«, befahl er und deutete auf die Schüssel mit dem dampfenden Wasser, die auf dem Teppich stand.
    Sie sah zu, wie er sacht ihre Wunden auswusch und dann ihre Füße wieder auf seine Schenkel hob, um sie zu

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