Alicia
wieder allein lassen, damit meine Frau meine Wunde versorgen kann. «
Morag und Chris lächelten ihm zu, warfen einen kurzen Blick auf Alicias steifen Rücken und gingen wieder.
Alicia schwang zu Stephen herum. »Ich hoffe, du verblutest«, fauchte sie.
»Komm her«, sagte er geduldig und liebenswürdig.
Ihren finsteren Gedanken zum Trotz gehorchte sie. Er faßte ihre Hand und zog sie auf den Bettrand nieder. Er rollte zu ihr, daß die Zudecke mehr entblößte als nur Schenkel und Brust, Alicia sah davon fort auf sein Gesicht. Sie mußte gegen den Drang ankämpfen, seine Haut zu berühren.
Er streichelte ihre Wange mit der freien Hand. »Vielleicht habe ich mich zu oft über dich lustig gemacht. Du hast mir heute morgen eine große Wonne bereitet! « Er sah, wie sich ihre Wangen dunkelrot färbten. »Womit kann ich dir nun eine Freude machen? «
»Ich möchte wieder nach Hause«, sagte sie ruhig. »Ich will zurück ins Hochland zu meinem Klan. «
Er beugte sich vor und küßte sie so zart auf den Mund wie ein Frühlingsregen. »Dann werden wir schon heute aufbrechen. «
Sie lächelte und wollte von ihm weg, doch er hielt ihre Hand fest. Sofort wurde ihr Gesicht eine kalte Mask e.
»Du mißtraust mir nach wie vor, wie? « Er betrachtete den blutigen Verband an seinem Arm. »Die Wunde muß gesäubert und neu verbunden werden. «
Sie entwand sich ihm. »Das kann Morag besorgen. Sie macht es dir gern, denn sie hat dich vorhin sehr begehrlich angesehen. «
Stephen warf die Zudecke beiseite, stand auf und schloß sie in seine Arme. »Ich wollte, es wäre Eifersucht, die dir diese Worte eingab. Ich möchte nicht von Morag verbunden werden. Du hast mir die Wunde beigebracht, also verbinde sie auch. «
Alicia vermochte sich nicht zu bewegen oder klar zu denken, wenn er ihr so nahe war. Sie erinnerte sich nun an die Empfindungen, die seine Lippen in ihrer Kniekehle ausgelöst hatten. Sie schob ihn von sich fort. »Gut, ich werde es tun. Je rascher ich das erledige, um so früher können wir aufbrechen. «
Er setzte sich auf die Fensterbank und lehnte sich in das Polster zurück. Ihn schien überhaupt nicht zu stören, daß er nackt war. Er hielt ihr lächelnd den Arm hin, und sie riß ihm mit einem tückischen Funkeln in ihren Augen das Leinen von der Wunde, daß sich der Schorf und Hautfetzen vom Arm lösten.
»Verdammt! « schrie Stephen und fuhr von der Fensterbank auf. Er griff mit einer Hand in ihren Nacken und zog ihren Kopf zu sich. »Das wirst du mir büßen! Eines Tages wirst du begreifen, daß ein Tropfen meines Blutes kostbarer ist als alle Haßgefühle, die du gegen mich hegst! «
»Ist das dein innigster Wunsch? Ich prophezeie dir, daß er nicht in Erfüllung gehen wird. Ich habe dich geheiratet, um meinem Klan blutige Stammesfehden zu ersparen. Ich schone dein Leben nur, weil dein alter König mir sonst blutgierige Engländer ins Haus schickt. «
Stephen stieß sie so heftig von sich, daß sie gegen die Bettstatt flog. »Du schonst mein Leben! « höhnte er. Das Blut lief aus der aufgerissenen Wunde über seinen Arm. »Du bist verblendet von deiner eigenen Wertschätzung. « Er raffte seine Kleider vom Boden und stieg in seine Hose. »Du bist in einer Stunde reisefertig«, sagte er barsch und warf dann die Tür hinter sich zu.
Sie ritten hart den ganzen Tag bis in den späten Abend hinein.
Je weiter sie nach Norden kamen, um so leichter wurde es Alicia ums Herz. Sie haßte das Gepolter der vielen Gepäckwagen, die zu ihrem Troß gehörten. Mit ihrem schottischen Sinn für Sparsam keit sah sie in den Wagenladungen nur einen überflüssigen Ballast. Ein Schotte konnte alles, was er brauchte, auf dem Rücken seines Pferdes mitnehmen. Mittags bestanden die Engländer auf einer Rast, um sich eine Mahlzeit kochen zu können. Alicia war viel zu ungeduldig, um mehr als einen Bissen zu sich zu nehmen. Und selbst dazu mußte Stephen sie erst zwingen.
»Setz dich! « befahl er. »Du machst meine Männer nervös mit deinem Herumgehüpfe! «
»Deine Männer! An die Männer, die auf mich warten, denkst du wohl nicht! «
»Ich kann mich immer nur um eine Gruppe von Männern kümmern. «
»Du kannst…! « hob sie an und verstummte wieder. Ein paar von Stephens Gefolgsleuten sahen ihnen neugierig zu. Christopher Audley zwinkerte gar belustigt. Alicia hielt ihn für einen angenehmen jungen Mann, doch im Augenblick konnte es ihr keiner recht machen. Sie wollte so rasch wie möglich aus diesem verfluchten
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