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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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silberfarbenes Aussehen. In Wahrheit war er noch nicht so grau. Er war von durchschnittlicher Größe, sehr kompakt gebaut, und seine Arme und sein Brustkasten hätten selbst eine Eiche neidisch werden lassen. Tam war ein Vetter ihres Vaters und sein bester Freund gewesen. Einer von Tams Söhnen hatte zu den drei Häuptlingen gehört, aus denen sie ihren Gatten hätte wählen sollen.
    Tam sagte mit einem tiefen Lachen: »Deine Augen sind besser als meine. Ich vermag nicht zu sagen, ob du noch gesund bist oder nicht. Wir wollten dich aus deinem Gefängnis befreien, fürchteten aber um deine Sicherheit. «
    »Setzen wir uns erst einmal. «
    »Hast du so viel Zeit? Ich hörte, du seist vermählt. «
    Sie konnte die Sorge an seinem Gesicht ablesen, die vielen Fältchen erkennen, die er hinzubekommen hatte. »Ja, ich habe jetzt einen Ehemann«, sagte sie, als sie nebeneinander auf einem Felsblock saßen. »Er ist Engländer. «
    »Was ist er für ein Mann? Will er in Schottland bleiben oder mit dir nach England zurückkehren? «
    »Was weiß ich? Er ist ein arroganter Mann. Ich wollte ihm von meinem Klan erzählen, doch er mochte mir nicht zuhören. Er ist überzeugt, daß es nichts anderes gibt als englische Lebensart. «
    Tam berührte ihre Wange. Viele Jahre hatte er in ihr nur seine Tochter gesehen. »Hat er dir weh getan? « fragte er leise.
    Alicia war froh, daß die Dunkelheit ihre Schamesröte überdeckte. Stephen verletzte ihren Stolz, indem er sie dazu brachte, daß sie sich unter und über ihm wand. Sie konnte ihren Kopf hoch tragen, solange er sie nicht berührte. Doch das konnte sie nicht zu einem Mann sagen, den sie als zweiten Vater betrachtete. »Nein, weh tat er mir nicht. Sag, wie geht es dem Klan? Hattet ihr Schwierigkeiten mit den MacGregors? «
    »Nein. Sie hielten still, solange du abwesend warst. Der englische König hat versprochen, dir würde kein Leid geschehen. « Er streckte die Hand aus, als Rab an seine Seite kam, und tätschelte ihm den Kopf. »Du verschweigst mir doch etwas. Sag mir, was hältst du von deinem Mann? «
    Alicia stand auf. »Ich hasse ihn! Er wird mehr Unheil anrich ten, als ich vertragen kann. Er lachte mich aus, als ich von ihm verlangte, er müsse sich die Sympathie meines Klans erwerben. Er reist mit einer Armee von Männern und Gepäckwagen. «
    »Wir haben den Lärm schon hinter den Bergen gehört. «
    »Ich fürchte, seine Dummheit und Arroganz wird meinen Leuten nur Schaden bringen. Zweifellos wird er versuchen, meinen Männern seine Lebensart aufzuzwingen. Einer von ihnen wird ihn erdolchen, und der englische König schickt uns seine Soldaten ins Land. «
    Tam stand auf und legte seine Hände auf ihre schmalen Schultern. »Vielleicht auch nicht. Vielleicht genügt es, ihm ein Stück Haut von den Rippen zu schälen, damit er unsere Lebensart begreift. «
    Alicia drehte sich um und lächelte zu ihm hinauf. »Du bist gut zu mir. Die Engländer sagen, wir wären ein grausames, barbarisches Völkchen. Wenn sie dich hörten, fühlten sie sich bestätigt. «
    »Wild, aha«, spöttelte Tam.
    »Ja. Und die Frauen, sagen sie, sind genauso schlimm wie die Männer. «
    »Soso«, brummelte Tam. »Mal sehen, ob du auch nicht vergessen hast, was ich dir beigebracht habe. «
    Und ehe sie auch nur blinzeln konnte, hatte er schon seinen Dolch gezückt und zielte damit auf ihren Hals. Er hatte ihr jahrelang Tricks beigebracht, wie sie sich gegen einen stärkeren Mann zur Wehr setzen konnte. Sie wich mit einer raschen, fließenden Bewegung zur Seite, doch nicht rasch genug. Das Messer saß ihr an der Kehle.
    Plötzlich flog ein Mann zwischen den Bäumen hervor, segelte buchstäblich durch die Luft und landete wuchtig auf Tams Schultern. Alicia sprang zur Seite, und Tam versuchte, das Gleichgewicht zu bewahren. Er war so stämmig und massiv, daß er selbst von vier kräftigen, ausgewachsenen Männern nicht von der Stelle bewegt werden konnte, die ihn gleichzeitig ansprangen. Das hatte Alicia mit eigenen Augen gesehen.
    Tam bewegte nur die Schultern, und der Mann tropfte von ihm ab. Während Tam ihn neugierig beäugte, lachte Alicia leise in sich hinein. Es war ein Freude, Stephen als Verlierer zu erleben. Er hatte zwar Roger Chatworth besiegt, doch das war ein Engländer, der nach den Regeln ritterlicher Turnierwettkämpfe gestritten hatte. Tam war ein echter Kämpfer.
    Stephen verlor keine Zeit damit, seinen Gegner zu studieren. Er wußte nur, daß dieser Mann seiner Frau das Messer an

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