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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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drei verläßliche, starke Männer, die in der Lage waren, Alicias hitziges Temperament zu zügeln. « Tam warf das Tuch in die Waschschüssel und setzte sich wieder auf den geschnitzten Stuhl.
    »Und diese drei Männer? « fragte Stephen, während er sich das Hemd über den Kopf streifte.
    »Sie wurden alle drei zusammen mit Jamie erschlagen. «
    Stephen schwieg einen Moment. Er wußte, daß die Engländer sie getötet hatten.
    »Und hat Alicia einen der drei Männer geliebt? Hatte sie ihre Wahl bereits getroffen? « Er sah hoch, weil Tam so lange brauchte für eine Antwort. Der Mann schien in den letzten Minuten um Jahre gealtert. Dann hob Tam den Kopf und versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen. »Ich glaube, daß sie ihre Wahl getroffen hatte, daß sie sich zu einem besonders hingezogen fühlte. « Er holte tief Luft und sah Stephen fest in die Augen. »Einer der drei Getöteten war mein ältester Sohn. «
    Stephen starrte den Mann an. Sie hatten sich erst vor ein paar Stunden kennengelemt, und sein Körper schmerzte von den wuchtigen Schlägen dieses Schotten. Und doch hatte er ein Gefühl, als sei er mit diesem Mann jahrelang zusammen gewesen. Dieses kräftige Kinn, die breite Nase, die dunklen Augen und die grauen Haare kamen ihm so vertraut vor. Er spürte Tams Trauer über den Verlust seines Sohnes.
    »Und Davey? « fragte Stephen, »gab er gnädig nach und trat bereitwillig für seine jüngere Schwester beiseite? «
    Tam schneuzte sich, und seine Augen wurden wieder klar. »Kein Schotte handelt nur mit kühlem Kopf. Davey drohte, den Klan zu spalten, als sein Vater Jamie Alicia zu seiner Erbin erklärte. «
    »Er drohte? Und was sagte Alicia dazu? «
    Tam hob die Hand und lachte. »Alicia erzählte mir, du wärst ein dummer Mann. Diesen Eindruck machst du nicht auf mich. «
    Stephen warf ihm einen Blick zu, der verriet, was er von Alicias Meinung über ihn hielt.
    »Davey trommelte ein paar Männer zusammen, die ihm folgten«, fuhr Tam fort. »Doch sie weigerten sich, gegen ihr eigenen Klangenossen zu kämpfen. Deshalb zogen sie sich in die Berge zurück, wo sie heute im Exil leben. «
    »Und Alicia? «
    »Die Arme. Sie vergötterte Davey. Ich sagte schon, daß er ein einnehmendes Wesen hat. Sie sagte zu ihrem Vater, sie weigerte sich, anzunehmen, was kraft Geburtsrecht Davey zustünde, Doch Jamie lachte nur und fragte, ob sie abseits stehen möchte und zusehen, wie ihr eigener Klan sich zerfleischte. «
    Stephen nickte. »Und natürlich würde Alicia nur tun, was am besten ist für ihren Klan«, sagte er mit einem Hauch von Sarkasmus.
    »Ja, das würde sie. Das Mädchen zögerte nicht, sich sogar selbst zu töten, falls sie glaubte, der Klan würde durch ihren Tod profitieren. «
    »Oder sie bliebe am Leben und fügte sich in ein Schicksal, das für sie schlimmer ist als der Tod, wenn es dem Klan nützt. «
    Tam warf ihm einen listigen Blick zu. »Ja, auch das würde sie tun. «
    Stephen lächelte. »Wirst du mit uns zu Alicias Haus reiten? «
    Tam stand auf und bewegte bedächtig seinen mächtigen Leib. »Es wäre eine Ehre für mich. «
    »Dann könnte ich Euch auch einen Platz in meinem Zelt anbieten? « fragte Stephen ihn.
    Tam zog eine Braue in die Höhe. »Das ist mir zu prächtig. In meinem Alter ändert man seine Gewohnheiten nicht mehr. Ich habe mein Plaid. Trotzdem danke ich Euch für Euer freundliches Angebot. «
    Erst jetzt wurde Stephen auf die Kleidung des Schotten aufmerksam. Er trug ein Hemd mit weiten, gerafften Ärmeln und ein gestepptes Wams, das ihm bis zu den Schenkeln reichte. Die Hose aus dicker Wolle ging nur bis knapp unter das Knie. Die kräftigen Waden waren nackt, und die Füße steckten in derben Schuhen. Über die Schultern hatte er ein langes und breites Stück Tuch geworfen. Über dem Wams trug er einen breiten Gürtel mit dem Dolch an der Seite.
    Tam stand ruhig da und ließ Stephens Musterung geduldig über sich ergehen. Er wartete auf die übliche Bemerkung eines Engländers.
    »Du könntest dich erkälten«, sagte Stephen.
    Tam grinste. »Wir sind abgehärtet, wir Schotten. Wir sehen uns morgen früh wieder. « Er verließ das Zelt.
    Stephen stand einen Moment am Zelteingang und ließ dann einen leisen Pfiff hören. Nach einer Weile kam Rab zu ihm und leckte ihm die Hand, als Stephen befahl: »Alicia. «
    Der Hund drehte sich um und lief auf den Wald zu. Stephen folgte ihm. Er fand Alicia, in ihren Tartan gewickelt, schlafend unter einem Baum. Er bückte sich und

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