Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux

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wurde hart. »Die Engländer und der Boden, den Gott uns gab, machten uns arm. Doch du solltest dir gleich merken, daß in Schottland der Wert eines Menschen danach bemessen wird, was in ihm steckt, nicht nach dem Gold, das er in seinen Taschen trägt. «
    »Ich bedanke mich für diesen Hinweis. Ich werde ihn mir merken. « Er trieb sein Pferd voran, bis er wieder an Alicias Seite war. Sie widmete ihm nur einen kurzen Seitenblick und hörte dann wieder der alten Frau zu, die ihr ein neues Färbemittel für Wolle beschrieb.
    Dann verstummten die Leute nacheinander, als Stephen ihre Blicke auf sich zog. Seine Kleider unterschieden sich stark von ihren. Die meisten Männer vor ihm trugen weder Schuhwerk noch Hose, und nur wenige hatten ein Beinkleid wie Tam, das ihnen ebenfalls nur bis zu den Knien reichte.
    Doch Stephens Interesse galt vor allem den Frauen. Sie hatten nicht diese bleiche, vor jedem Wettereinfluß geschützte Haut wie die englischen Ladies, sondern ihre Gesichter und Arme hatten jene güldene Tönung, die vom Leben im Freien herrührte. Und ausnahmslos hatten sie herrliches Haar, das in schimmernden Wellen über den Rücken bis zum Gürtel hinunterfloß.
    Stephen schwang sich vom Pferd, nahm Alicias Rechte fest in seine Linke und streckte die andere Hand vor. »Erlaubt, daß ich mich vorstelle. Ich bin Stephen Montgomery. «
    Sie sahen ihn alle mit ihren lebhaften, glitzernden Augen an.
    »Ein Engländer«, sagte ein Mann in Stephens Nähe mit haßgetränkter Stimme.
    »Aye, ein Engländer! « sagte Stephen, das Wort betonend, während er mit harten blauen Augen den Blick des Schotten erwiderte.
    »Moment! « sagte Tam. »Laßt ihn in Frieden. Er griff mich an, weil er glaubte, ich würde Alicia Gewalt antun. «
    Ein paar Männer lächelten über die Unsinnigkeit dieser Feststellung. Keine Frage, wer dabei gewonnen hatte. Tam wog mindestens sechzig Pfund mehr als der schlanke Engländer.
    »Er hat gewonnen«, sagte Tam bedächtig. »Er brach mir fast die Nase, und dann setzte er mir das Messer an die Kehle. «
    Die Leute schwiegen eine Weile, als mochten sie nicht glauben, was Tam ihnen erzählt hatte.
    »Willkommen, Stephen«, sagte eine von den hübschen jungen Frauen und ergriff Stephens Hand.
    Stephen schluckte kurz, weil er mit seinem Vornamen angeredet wurde, und dann begann er, den Leuten der Reihe nach die Hände zu schütteln.
    »So leicht wirst du es bei meinen Männern nicht haben«, sagte Alicia, als sie nebeneinander den Fahrweg hinunterritten, der das Festland mit der Halbinsel verband. Sie sah ihn hochmütig an, während er den Blick auf das Meer gerichtet hielt. Sie lächelte und drängte ihr Pferd scharf gegen seines.
    Stephens Pferd scheute von der Straße weg, und als es merkte, daß es mit einem Huf ins Leere trat, geriet es in Panik und stellte sich auf die Hinterbeine. Stephen hatte große Mühe, das Pferd auf der Brücke zu halten, damit sie nicht kopfüber ins Nichts fielen.
    »Tod und Verdammnis! « fluchte Stephen, als das Pferd seinem Schenkeldruck wieder gehorchte.
    Alicia lachte, als sie über die Schulter auf ihn zurücksah. »Sind unsere schottischen Späße zu rauh für dich? « spottete sie.
    Stephen grub die Sporen in die Weichen seines Pferdes. Alicia sah ihn auf sich zukommen, reagierte aber nicht rasch genug. Stephen packte sie um die Taille und zog sie vom Pferd. Er setzte sie vor sich in den Sattel.
    »Laß mich los! « forderte sie. »Meine Leute beobachten uns! «
    »Sehr gut. Dann sahen sie auch, wie du versuchtest, einen Narren aus mir zu machen. Oder hattest du gehofft, ich würde mich zu Tode stürzen? «
    »Damit König Heinrich uns Truppen aufs Haupt schickt? Nein, ich wünsche dir nicht den Tod auf schottischen Boden. «
    Stephen verschlug es den Atem bei dieser Offenherzigkeit. »Vielleicht habe ich diese Antwort verdient«, murmelte er, legte ihr jedoch den Finger auf den Mund, als sie etwas erwidern wollte. »Aber du tust mir unrecht, wenn du mich vor deinen Leuten lächerlich machst. Also wirst dafür büßen müssen. Wie viele Männer sind bisher mit einer MacArran vor sich auf dem Sattel durch das Burgtor von Larenston geritten? «
    »Wir kamen oft mit Toten im Sattel zurück, die immer von einem… «
    Er brachte sie mit einem Kuß zum Verstummen.
    Gegen ihren Willen klammerte Alicia sich an ihn, schlang ihm die Arme um den Hals, suchte mit ihren Lippen hungrig die seinen. Er zog sie fest an sich und liebkoste ihren Rücken. Er spürte ihre warme