Alicia
Sims keinen Platz gefunden. Und sein Gewicht hätte möglicherweise den Stein, auf dem Alex lag, aus der Felswand gerissen. Hätte ich eine bessere Möglichkeit gesehen, Alex zu retten… «
»Verdammt! « unterbrach er sie, »so viele kluge Worte auf einmal von einer Frau kann ich nicht ertragen! «
Sie blinzelte und lächelte dann über seine Offenherzigkeit. »Weißt du denn nicht, daß es gute Anführer gibt, die statt ihrer Muskeln ihren Verstand benützen? «
Er starrte sie an und zog sie dann zu sich heran. »Ich war so wütend«, flüsterte er. »Ich wollte deinen Männern zuerst nicht glauben, als sie mir erzählten, daß du in der Felswand hängst. Ich glaube, ich habe erst Luft geholt, als ich dich lebendig vor mir sah. «
Sie hob den Kopf und betrachtete forschend sein Gesicht. »Wäre ich umgekommen, hätte Tam dir sicherlich einen Teil meiner Ländereien überlassen. «
»Ländereien! « sagte er keuchend und stieß ihren Kopf dann in den Nacken. »Zuweilen bist du doch eine sehr dumme Frau. « Er packte ihre Haare, als sie sich aus seinem Griff befreien wollte. »Ich sollte dich für diese Beleidigung bestrafen. Ja, ich glaube, ich werde deine Mahlzeit ein wenig in die Länge ziehen«, sagte er rauh. Er hob ihr Gesicht und küßte sie hungrig. Er schlang die Arme um ihre Schultern und ihre Knie und bettete sie vor das Feuer. Er entkleidete sie bedächtig, küßte ihren Leib und ihre langen Beine.
»Komm zu mir! « flüsterte sie.
Doch diesmal war er an der Reihe, sie zu foltern. Er schob ihre Hände beiseite, die seine Blöße suchten. Er nahm sich viel Zeit mit seinen Küssen und lächelte, als sie sich ihm entgegen wölbte. Er lachte nur, als sie ihn an den Haaren zog, damit er zu ihr kam. Er vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten. Und als ihre Hände ihn freigaben, setzte er sich auf die Fersen und betrachtete ihren schönen Körper.
Erst dann streifte er auch seine Kleider ab und legte sich neben sie. Sie stöhnte, als sie seine Haut an ihrer fühlte.
»Stephen«, flüsterte sie, und diesmal klang es fast zärtlich.
»Ja«, murmelte er, ehe er sie unter seinen Körper zog…
Zwei Wochen später erfüllte sich Stephens Prophezeiung, daß die MacGregors Alicia hassen würden.
Stephen hatte diese zwei Wochen genützt, um von Alicias Männern zu lernen. Die Katastrophe beim ersten Überfall auf die Weiden der MacArrans hatte ihn von der Notwendigkeit überzeugt, die schottische Kampfesweise einzustudieren. Er lernte das Laufen auf kurze und weite Distanz, das Fechten mit dem schweren Claymore, das Ab-und Anlegen des Plaids in wenigen Sekunden. Seine Beine wurden noch muskulöser und bekamen eine gesunde braune Farbe. Und als der erste Schnee fiel, hatte er sich schon so gut an das Klima gewöhnt, daß er mit bloßen Beinen herumlief.
Alicia beobachtete das alles mit einem Mißtrauen, daß sie nur nachts aufgab, wenn sie in seinen Armen lag. Stephen hatte sich in den letzten Wochen so sehr verändert, daß sie meinte, der Kampf auf der Hochweide, als sie ihrem Feind ihre Initiale in die Schulter schnitt, müsse bereits Monate zurückliegen. Und da kam die erste Nachricht, wie erzürnt Lachlan MacGregor über ihr unerbetenes Geschenk war: Er hatte an ihrer Nordgrenze drei Bauernhäuser niedergebrannt.
»Gab es Verwundete? « fragte sie bang, als sie die Meldung von der Brandschatzung bekam.
Tam winkte einen jungen Mann zu sich, der in den rauchenden Trümmern wühlte.
Alicia legte entsetzt die Hand gegen den Mund. Der junge Mann trug ein großes L als Brandzeichen auf seiner linken Wange.
»Der MacGregor läßt dir ausrichten«, sagte Tam, »daß er den ganzen Klan mit seinem Zeichen versehen würde. Er wäre fast an einer Blutvergiftung gestorben, weil du ihn mit deinem Dolch geritzt hast. «
Alicia wandte sich schweigend ab und ging zurück zu ihrem Pferd. Stephen trat zu ihr.
»Keine Bange — ich will dir jetzt keinen Vortrag halten«, sagte er leise, als er den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah. »Aber vielleicht hast du auch etwas aus dieser Lektion gelernt. Es ist nun meine Aufgabe, diese Scharte auszuwetzen. «
»Was hast du vor? « fragte sie.
»Ich werde versuchen, ein Treffen mit dem Klanboss MacGregor zu erreichen. Diese Fehde muß ein Ende haben. «
»Ein Treffen mit MacGregor! « sagte sie mit stockendem Atem. »Er wird dich umbringen! Er haßt die Engländer noch mehr als ich! «
»Das ist unmöglich«, sagte er sarkastisch, während er sich in den Sattel schwang
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