Alicia
ist dein Name? «
»Alicia«, sagte sie stolz, als wäre der Name eine Herausforderung, »genauso wie die Chefin des Klans MacArran. «
Die Augen des MacGregor wurden hart. »Sprich nicht den Namen dieser Frau in meiner Gegenwart aus. «
Alicia stemmte die Hände auf die Hüften. »Warum nicht? Weil du das Zeichen dieser Frau noch auf deinem Leib trägst? «
Plötzlich wurde es totenstill ringsum. Die Menge hielt den Atem an.
»Alicia«, hauchte Stephen entsetzt und legte ihr den Arm auf die Schulter.
Der MacGregor hielt seine Hand hoch. »Du bist nicht nur keck, sondern hast auch Courage. Kein anderer hat es bisher gewagt, mich an jene Nacht zu erinnern. «
»Sag mir, weshalb wurdest du so zornig über so ein kleines Mal? «
Der MacGregor schwieg still und schien über sie und ihre Frage nachzudenken. »Offensichtlich weißt du eine Menge darüber. « Die zornige Aufwallung, die sich in seinen Augen spiegelte, ließ nach. Er sagte lächelnd: »Ich glaube, es lag an der Frau. Wäre sie dir nur ein bißchen ähnlich gewesen, hätte ich dieses Mal vermutlich mit Stolz getragen. Doch ein MacGregor läßt sich nicht von einer häßlichen Hexe den Körper verstümmeln. «
Alicia wollte darauf etwas erwidern, doch Stephen faßte sie um die Taille, daß sie keine Luft mehr bekam. »Verzeiht meiner Frau«, sagte er. »Sie neigt dazu, ein bißchen vorlaut zu sein. «
»Das ist sie«, meinte der MacGregor mit einem lebhaften Kopfnicken. »Ich hoffe, du hast sie fest in der Hand. «
»Das seht ihr doch«, antwortete Stephen lachend.
»Ich mag eine Frau mit Temperament«, sagte der MacGregor. »Deine Frau ist nicht nur schön, sondern hat auch einen guten Kopf auf den Schultern. «
»Nur hin und wieder wäre es mir lieber, wenn sie ihre Gedanken für sich behielte. «
»Das bringen nur wenige Frauen fertig. Einen guten Tag wünsche ich euch beiden noch! « Damit lenkte der MacGregor sein Pferd vom Wagen fort.
»Tod und Verdammnis! « fluchte Alicia, während sie sich wütend zu Stephen umdrehte.
Stephen packte ihren Arm und zog sie wieder hinter den Wagen. »Alicia«, sagte er geduldig, »begreifst du nicht, was du hättest anrichten können? Ich traue dir zu, daß du dich als Laird des Klans MacArran offenbart hättest! «
»Und wenn schon«, sagte sie schnippisch. »Du hast doch gehört, was er sagte… «
Er fuhr ihr ins Wort: »Was ein Mann zu einem hübschen Mädchen sagt und was er tun muß, wenn er eine Menge als Zeugen hat, sind zweierlei Dinge. Hast du Kirsty und Donald vergessen? Sie gaben uns Schutz und Nahrung! «
Zu seinem Erstaunen lehnte sich Alicia an ihn und flüsterte: »Du hast ja recht, Stephen. Ob ich jemals etwas dazulerne? «
Er hielt sie an sich gedrückt und streichelte ihre Haare.
»Werde ich mich jemals so beherrschen können, daß ich das Amt eines Klanchefs der MacArran auch verdiene? «
»Das wirst du, mein Liebling«, flüsterte er. »Du hast den Willen dazu, und eines Tages - bald - hast du dieses Ziel erreicht. «
»Alicia? «
Sie sahen beide hoch, und Donald stand lächelnd über ihnen auf dem Wagen. »Kirsty läßt euch fragen, ob ihr bereit seid, den Priester zu empfangen. Wir wollen das Kind noch vor Sonnenuntergang taufen lassen, und ihr sollt Taufpaten sein. «
Stephen lächelte: »Natürlich sind wir bereit. « Er sah, daß irgend etwas den jungen Mann bedrückte. Und warum hatte Donald zuerst Alicia angesprochen? Da kam ihm die Idee, daß Donald ihr Gespräch belauscht haben konnte. Er wußte vermutlich, daß sie die Chefin der MacArrans war. Und er schloß daraus, daß er sie nicht verraten wollte.
11. Kapitel
Das Kind war getauft. Sie hatten die Stadt wieder verlassen und fuhren zwei Tage lang im mäßigen Tempo weiter nach Süden. Alicia wollte nicht, daß Kirsty ihren bequemen Sitz im Kastenaufbau verließ; doch Kirsty lachte sie nur aus. Stephen meinte, Kirsty handelte aus reiner Notwehr, nachdem sie Alicias Kochkünste hatte über sich ergehen lassen müssen.
»Das ist das schlimmste Kaninchenragout, das ich in meinem Leben gegessen habe«, sagte Stephen.
»Kaninchen? « gab Alicia geistesabwesend zur Antwort. Sie hielt das Baby auf den Armen, das die rötlichen Reflexe der untergehenden Sonne auf ihrer Brosche bestaunte. »Oh, nein! « rief sie, und ihr Gesicht verfärbte sich allerliebst. »Die hängen doch noch seitlich am Wagen. Ich… «
Stephens Gelächter schnitt ihr das Wort ab. »Was ist aus der klugen Frau geworden, die ich heiratete?
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