Alicia

beenden. Schon der Gedanke, daß unsere Söhne gegeneinander kämpfen müßten, wäre mir unerträglich. «
    »Mir ebenfalls«, sagte Alicia, während sie sich sacht aus der Umarmung ihrer Freundin löste. »Ich gebe dir mein Wort, daß wir zu euch zurückkommen. «
    Stephen legte den Arm um sie. »Wir müssen ja schon wegen Harbens Hausmarke wiederkommen. Sonst klappt es nicht mit uns beiden. «
    Donald lachte. »Und wir beide müssen auch noch ein Hühnchen miteinander rupfen, Alicia. Wenn ich daran denke, was ich alles über die MacArran gesagt habe, während du im Laubhaufen saßt und mich auslachtest! «
    »Alles, was du über sie gesagt hast, stimmte«, gab Stephen lachend zurück. »Sie ist die halsstarrigste, ungehorsamste Person, die… «
    »Die großartigste Frau der Welt«, beendete Donald den Satz für ihn und umhalste Alicia. »Was du für meinen Sohn getan hast, kann ich gar nicht an dir gutmachen. « Er ließ sie wieder los und umarmte Stephen. »Geht jetzt, ihr beiden! Nehmt die Pferde der Engländer und macht euch auf die Reise! « Er löste sich wieder von Stephen. »Als Kirsty mir sagte, du wärst ein Engländer, glaubte ich ihr nicht. Ich kann es auch jetzt noch nicht glauben. «
    Stephen lachte. »Ich bin sicher, das sollte ein Kompliment für mich sein. Kirsty, es war mir eine Ehre, dich kennenlernen zu dürfen. Ich wünschte mir, wir hätten länger bleiben können, damit meine Frau von dir gelernt hätte, wie man Männer sanft behandelt. «
    Ehe Alicia eine Bemerkung machen konnte, brach Donald in ein Gelächter aus.
    »Der Schein trügt, mein Freund. Sie setzt ihren Kopf genauso durch wie Alicia. Sie macht es nur auf eine andere Art. «
    Sie ritten ein paar Stunden hindurch, ohne zu sehr aufs Tempo achten. Es sollte nicht wie eine Flucht aussehen, weil sie damit nur die Aufmerksamkeit der MacGregors auf sich gelenkt hätten. Stephen hielt unterwegs an und warf alles von dem Zaumzeug, das an einen englischen Stall erinnern konnte, in den Stechginster. Alicia überredete die Frau eines Kleinbauern, ihr einen Topf mit schwarzem Färbemittel zu verkaufen, und schwärzte damit die Blessen der Pferde. Stephen machte sich Sorgen um die Verpflegung. Er wollte dafür die Kupferpfennige ausgeben, die er in den Satteltaschen der Engländer fand, doch Alicia lachte ihn aus und erinnerte ihn daran, daß sie sich immer noch auf schottischem Boden befanden. Dort würden sie überall als Gäste empfangen, und selbst der ärmste Bauer teilte gern, was er besaß, mit einem anderen Schotten — oder jedenfalls mit jedem, der kein Engländer war. Alicia amüsierte sich auch über die abfälligen Bemerkungen, die Stephen über die Engländer machte. Die Schotten, bei denen sie zu Gast waren, zeigten ihm ihre verbrannten Felder. Ein Mann stellte ihm seinen Enkel vor, das Produkt einer Vergewaltigung seiner noch kindlichen Tochter durch einen Engländer. Stephen hörte sich die Klagen der Leute sehr genau an und antwortete in einem weichen, rollenden Akzent, der so natürlich wirkte, als sei er ihm angeboren.
    Nachts rollten sie sich in ihre Plaids und liebten sich. Zuweilen sahen sie sich unterwegs an, wenn sie nebeneinander herritten, und im nächsten Moment lagen sie auf dem Boden, die Kleider um sich verstreut. Stephen brauchte Alicia nur anzusehen, und sie wußte, was er dachte. Ihre Augen fingen Feuer, und ihr Körper spürte die Wärme. Sie lächelte ihn an, wenn sein Arm ihre Taille umfing und sie herüberzog in seinen Sattel.
    »Ich glaube, ich bekomme nie genug von dir«, flüsterte Stephen und knabberte an ihrem Ohrläppchen.
    »Aber das liegt nicht daran, daß du deinen Appetit nicht stillen könntest«, sagte sie schnippisch, während sie die Augen schloß und ihren Kopf bewegte, damit er ihren Hals bequemer erreichen konnte. »Stephen! « rief sie mit einem mal und setzte sich auf, weil mehrere Leute von der Straße herübergafften.
    »Morgen«, sagte Stephen heiter und beschäftigte sich wieder mit ihrem Hals.
    Sie entzog sich ihm. »Hast du denn gar kein Schamgefühl? Wir sollten wenigstens… « Sie hielt inne, als sie das Licht in seinen Augen sah. »Dort drüben sind ein paar Bäume«, flüsterte sie.
    Rab hielt Wache, während sie in dem kleinen Wäldchen beieinander lagen. Je mehr sie sich liebten, desto mehr war sie von Stephens Körper fasziniert. Das Licht, das durch das Laub sickerte, warf wechselnde Muster auf seine dunkle Haut, unter der seine Muskeln spielten. Sie war fasziniert von