Alicia
seiner Stärke und der Kraft, die in ihm war; von seiner Fähigkeit, mit einer Hand ihren Körper zu elektrisieren. Sie neckte ihn, rollte von ihm weg; doch er brauchte nur eine Hand nach ihrer Hüfte auszustrecken, und schon lag sie wieder eng an ihn geschmiegt.
Sie liebten sich in jeder nur denkbaren Position. Sie war lange genug von ihrem Klan getrennt, daß sie die schwere Last ihrer Verantwortung nicht mehr spürte, und sie fühlte sich frei und glücklich. Sie suchte Stephens Nähe genauso begierig wie er die ihre. Sie experimentierte, und ihr Körper übernahm die Kontrolle über ihr Bewußtsein. Sie lag auf dem Rücken, ihre Beine um seinen Körper geschlungen, während er auf der Seite lag. Sie zog ihn zu ihrem Schoß und stöhnte, während seine Hände ihre Knie liebkosten. Ihr ganzer Körper war ein rieselnder Schauer, wenn sie gemeinsam zum Höhepunkt kamen.
Dann lagen sie eine Weile lang still, die Glieder umeinandergeschlungen, und spürten weder den kalten Winterwind noch die feuchte, fast gefrorene Erde.
»Wie ist deine Familie? « fragte sie mit einer Stimme, in der ihre Erschütterung nachhallte.
Er lächelte und betrachtete ihren Körper, der im rechten Winkel zu seinem lag. Es gefiel ihm, daß sie genauso schwach und erschöpft aussah, wie er sich fühlte. Er erschauderte ein wenig, als eine Windböe kalte Nadeln durch seinen Körper schickte. »Zieh dich an, und wir werden ein paar Gerstenfladen backen. «
Nachdem sie sich wieder angekleidet hatten, holte Stephen eine breite Metallplatte unter seiner Satteldecke hervor und ein Säckchen Hafermehl aus der Satteltasche. Diese Metallscheibe war ihre einzige gemeinsame Anschaffung bisher. Alicia bereitete inzwischen eine Feuerstelle vor. Sie mischten das Mehl mit Wasser, während die Platte sich im Feuer erhitzte, und strichen dann den Teig dünn auf das heiße Metall. Stephen drehte den Fladen mit den Fingern um.
»Du hast meine Frage noch nicht beantwortet«, sagte Alicia, als sie das köstliche Backwerk verzehrten.
»Meine Familie. « Er hatte das Gefühl, daß es ihm gar nicht mehr so recht war, wenn er sie seinen Brüdern vorstellte. Er wollte sie nur für sich haben.
»Stephen, du hast wieder so einen komischen Blick! «
Er lächelte und drehte den nächsten Fladen um. »Gavin ist der Älteste. Dann komm ich, dann Raine und dann Miles. «
»Wie sind deine Brüder? So wie du? «
»Es ist immer schwer, sich selbst zu beurteilen. Gavin ist groß und sehr eigensinnig. Er widmet seine ganze Liebe und Kraft den Montgomery-Ländereien und verbringt fast seine ganze Zeit dort. «
»Und er ist auch der einzige von deinen Brüdern, der verheiratet ist? «
»Mich vergißt du wohl, wie? « Er lachte. »Gavin und Judith sind inzwischen fast ein Jahr verheiratet. «
»Und wie ist deine Schwägerin? «
»Schön! Liebenswürdig, süß und überhaupt nicht nachtragend. « Er lachte in sich hinein. »Als Gavins Lebensgefährtin darf sie nicht nachtragend sein; denn er kennt sich mit Frauen nicht aus und bekommt daher häufig Schwierigkeiten mit ihnen. «
»Wie erfreulich, daß er als einziger von euch kein Frauenkenner ist. «
Stephen überhörte ihren Sarkasmus und fuhr fort: »Raine ist Tam sehr ähnlich, stämmig und kolossal wie unser Vater. Raine ist der… wie soll ich es ausdrücken… Gute. Herzensgut. Er kann Ungerechtigkeit nicht ausstehen. Er setzte lieber sein eigenes Leben aufs Spiel, ehe er seine Leibeigenen in Gefahr bringt oder sie durch fremde Hand umkommen läßt. «
»Und Miles? «
»Miles«, sagte Stephen lächelnd, »ist sehr still, und keiner kennt sich recht mit ihm aus. Er bleibt die meiste Zeit für sich, doch hin und wieder hat er die schlimmsten Temperamentsausbrüche, die man sich vorstellen kann. Als wir noch Kinder waren, wurde er so zornig auf einen Knappen meines Vaters, daß wir ihn zu dritt festhalten mußten. «
»Was tat denn der Knappe? « fragte sie neugierig, während Stephen ihr einen frischen Fladen servierte.
In Stephens Augen blitzte die Erinnerung auf. »Der Junge kam einem kleinen Mädchen zu nahe. Miles liebt Frauen. «
»Alle Frauen? «
»Alle«, sagte Stephen entschieden. »Und sie laufen ihm nach, als besäße er den Schlüssel zum Paradies. Ich habe noch keine Frau getroffen, die Miles nicht mochte. «
»Das scheint ja ein sehr interessanter Mann zu sein«, sagte sie und leckte sich die Finger ab.
»Daß du dich unterstehst! « polterte er, hielt aber inne, weil sie ihn sehr interessiert
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