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Alicia

Alicia

Titel: Alicia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Gatten der Chefin des MacArran-Klans bestimmt. Hugh wäre fast erstickt vor Lachen. Tagelang tat er nichts anderes, als die gräßlichsten Bilder von Stephens neuer Braut zu entwerfen. Binnen kurzem redete das ganze Lager von der scheußlichen Frau, die Lord Stephen heiraten durfte.
    Dieses Prädikat traf Stephen zu jener Zeit besonders schmerzlich, weil er sich verliebt glaubte. Ihr Name war Margaret, kurz Meg genannt. Sie war ein dralles, rosiges und weißblondes Mädchen, die Tochter eines Kaufmanns im Tiefland. Sie hatte große blaue Augen und einen winzigen Mund, der immer kußbereit gespitzt schien. Sie war scheu und still und himmelte Stephen an — oder er glaubte wenigstens, daß es so wäre. Nachts pflegte Stephen sie in seinen Armen zu halten, ihren weißen weichen Körper an seiner Seite zu spüren und sich zugleich seine Zukunft auszumalen, die ihn an eine unförmige Klan Bossin kettete.
    Nach einer Reihe schlafloser Nächte spielte er mit dem Gedanken, des Königs Angebot auszuschlagen. Er wollte dafür die Kaufmannstochter heiraten. Sie war nicht reich; doch ihr Vater war wohlhabend, und Stephen hatte einen kleinen Besitz, von dem er eigenes Einkommen bezog. Je mehr er sich die Sache überlegte, um so besser gefiel sie ihm. Er versuchte den Zorn des Königs zu vergessen, wenn er sich gegen seinen Wunsch sperrte.
    Doch Hugh war es gewesen, der seine Träume vernichtete. Hugh erzählte Meg von Stephens bevorstehender Heirat, und das arme Kind wußte sich in seiner Verzweiflung nicht anders zu helfen, als sich Hugh an den Hals zu werfen. Hugh zögerte nicht lange und räumte ihr willig einen Platz in seinem Bett ein. So hatte es Meg wenigstens Stephen erzählt.
    Stephen war bestürzt, als er seinen Freund zusammen mit dem Mädchen, das er liebte, im Bett ertappte. Doch seltsamerweise hatte sich seine Bestürzung nicht in Zorn verwandelt, und das war ihm Beweis, daß er Meg gar nicht wirklich geliebt hatte. Sie konnte ihn ebenfalls nicht lieben, wenn sie sich so bereitwillig einem anderen hingab. Er dachte lediglich an eine Möglichkeit, Hugh mit seiner eigenen Medizin zu kurieren. Doch dann kam ein Bote von Gavin, daß er Hilfe benötigte, und so blieb ihm keine Zeit mehr, sich zu revanchieren.
    Aber nun sah Stephen eine Möglichkeit, das Versäumte nachzuholen. Hugh war immer noch sein Freund. Wenn Stephen unbemerkt in Hughs Haus eindringen und es ebenso unbemerkt wieder verlassen konnte, wäre ihm das Revanche genug. Hugh mochte es nicht gern, wenn Fremde ihm zu dicht auf den Pelz rückten. Er wagte sich selten ohne Leibwächter aus seinem Haus. Ja, dachte Stephen lächelnd, er wollte ihm auf solche Weise seinen schlechten Freundesdienst lohnen.
    Sie erreichten kurz vor Sonnenuntergang Sir Hughs Herrensitz. Es war ein hohes Steingebäude mit Gittern vor den Fenstern. Der Hof hinter dem Eingang war mit Leuten erfüllt, die manierlich gingen oder hasteten, weil sie einen Auftrag erledigen mußten. Scharen von Bediensteten, die sich die Zeit mit Tratsch vertrieben, gab es hier nicht.
    Stephen und Alicia wurden bereits von Wachen angehalten, als sie das Haus noch gar nicht richtig sahen. Stephen fragte mit seinem rollenden schottischen Akzent, ob sie dem Hausherrn beim Abendbrottisch ein Ständchen bringen dürften. Sie warteten geduldig, bis einer der Wächter Sir Hugh gefragt hatte, ob ihm das genehm sei.
    Stephen wußte, daß Hugh sich großer Fertigkeit im Lautenspiel rühmte und keine Gelegenheit ausließ, das Spiel fremder Musikanten kritisch zu werten. Er lächelte, als der Wächter mit der Nachricht wiederkam, sie könnten ihre Pferde in den Stall bringen und anschließend in der Küche essen.
    Später, als sie an einem riesigen Eichentisch vor vollen Schüsseln in der Küche saßen, begann Alicia, sich mit Stephens Plan abzufinden. Sie wußte nicht genau, was er vorhatte, und besaß nur eine vage Vorstellung von einem Bubenstreich.
    »Was ist Sir Hugh für ein Mann? « erkundigte sie sich, den Mund voll frischgebackenem Brot.
    Stephen schnaubte verächtlich. »Hübsch genug, denke ich, wenn du das meinst; obwohl ziemlich klein, dick und sehr dunkel. Und seine Tollpatschigkeit ist eine große Belastung für einen Begleiter, wenn man jeden Moment mit einem Überfall rechnen muß. Er bewegt sich wie eine Schnecke. Ich hatte immer Angst, Sir Hugh würde mir getötet, ehe er seine Augen aufschla-gen oder seine Rüstung anlegen konnte. «
    »Verheiratet? «
    Er blickte sie scharf an. Er hatte es zwar nie

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