Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
in Richtung Krater unter ihre
Laufschuhe nahm, sah sie, daß die riesige Sonnenscheibe, die
nun fast zur Hälfte ihres Durchmessers über dem Horizont
stand, ihr Licht durch einen wabernden, lohfarbenen Schleier
verstrahlte. Eine leichte Brise wehte über das Land aus Sand und
Fels, und die Luft schien kälter, frischer geworden zu sein.
Beim Laufen schlug Dorthy die Arme um die Brust, um ihre
Blutzirkulation in Gang zu bringen. Als sie den Kraterrand erreichte,
wehte der Wind mit Sturmstärke und peitschte Sandkörner
gegen ihre bloßen Arme und Beine. Sie mußte die Augen
zusammenkneifen, um noch sehen zu können.
    Wenige Kilometer entfernt war der gegenüberliegende
Kraterrand hinter hohen orangefarbenen und braunen Wolkenmassen, die
sich zusehends immer höher auftürmten, verschwunden. Die
Sonne schimmerte nur noch als blutroter Fleck durch die
Sandschleier.
    Ein Sandsturm!
    Dorthy machte kehrt. Im Camp zurrten Matrosen die
Frachtbehälter mit langen Seilen aneinander fest. Die Luft war
mit feinem Staub gesättigt, die Glühschüsseln der
Lampen von einem körnigen Lichthof umgeben. Dorthy zog sich um
und begab sich zum Frühstück in die
Gemeinschaftsunterkunft. Der Leiter des Planetologen-Teams war schon
dort und spülte ein paar belegte Brötchen, deren Krumen
sich in seinem ungepflegten Bart festsetzten, mit einigen Tassen
Kaffee hinunter. Er klärte sie darüber auf, daß ein
Sturm im Anzug sei und sie deshalb die Ausrüstung sichern
müßten.
    Als Dorthy zur Bohrstelle kam, trieb der Wind bereits Wolken von
Sand über die Felsen. Der ganze östliche Himmel war nun
eine einzige heranrollende Wolkenfront, die sich immer höher
ausdehnte und mit den anderen herantreibenden Wolkengebirgen
verschmolz. Die Sonne war jetzt ganz darin verschwunden, und
überall herrschte eine schattenlose chthonische
Düsternis.
    Dorthy half einem halben Dutzend anderer Leute, den Bohrer
abzumontieren – eine Arbeit, die über eine Stunde in
Anspruch nahm, weil der Wind immer wieder umsprang und aus einer
anderen Richtung wehte. Mehrfach drohte er das ganze Bohrgerüst
umzublasen. Ihnen blieb gerade noch Zeit, den Proton-Bohrer
einigermaßen zu sichern, ehe sie sich selbst in Sicherheit
bringen mußten. Dorthy stürzte einmal mitten im Laufen und
prallte gegen einen Felsen. Dabei schrammte sie sich die Wange auf,
Sand knirschte zwischen ihren Zähnen. Sie richtete sich taumelnd
auf, spuckte aus und lief, von Windböen geschüttelt, hinter
den anderen her. Auf eine Art fand sie das Spiel der Naturkräfte
belebend. Der Wind war eine starke, unpersönliche Gewalt,
kapriziös und äußerst machtvoll, eine Kraft, gegen
die Dorthy nur ein Staubkorn darstellte – mit einem völlig
unbedeutenden Schicksal.
    Als sie mit der restlichen Crew das Camp erreichte, hatte man dort
alles fest mit Seilen gesichert. Die Glühschüsseln der
Lampen schimmerten milchig im trüben Dunst und gaben kaum noch
Licht. Dorthy duschte, wobei überraschend viel Sand und Staub
aus ihrem Haar herausgeschwemmt wurde, und begab sich zum Essen in
die Gemeinschaftsunterkunft.
    Der Himmel hing jetzt noch tiefer, die Wolken dehnten sich
über ihrem Kopf wie eine matte, bronzefarbene Zimmerdecke.
Schwankende Säulen aus Staub wirbelten an ihr vorbei und sackten
an den Wänden der Frachtbehälter in sich zusammen.
    Der Wind wurde stärker und stärker. Jedesmal, wenn einer
der Campbewohner die Tür zur Kantine öffnete, schaufelte
der Sturm eine Wolke von Sand und Staub herein. Der Wind schwoll zu
einem lauten, konstanten Heulen an.
    Dorthy nippte an ihrem heißen grünen Tee und sah sich
vielleicht schon zum zehntenmal eine Wiederholung der letzten
Nachrichten an. Plötzlich war sie froh, hier in der
bevölkerten Kantine zu sitzen, einer winzigen Schutzblase in
diesem Sturm. Warm und in Sicherheit.
    Auf dem Trivia-Schirm verschwand das j-förmige Diagramm eines
Einmann-Kampfschiffes in Gefechtsbereitschaft und wurde durch die
Bilder eines riesigen Felsbrockens ersetzt, der plötzlich mit
unerwarteter Wucht unter grell aufzuckenden Blitzen
auseinanderplatzte. Etwas sauste auf die Kamera zu. Ein schneller
Wechsel der Bildeinstellung zeigte dann aus sicherer Entfernung das
Aufflammen und Erlöschen eines rötlichen Feuerballs. Der
Ansager verlas Schätzungen der feindlichen Verluste und
spekulierte über die Funktion des Asteroiden: Bei
Annäherung des Einmann-Schiffes hatte er sich selbst
auseinandergesprengt – eine inzwischen vertraute Taktik. Denn
bisher hatte man

Weitere Kostenlose Bücher