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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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wenn ich danach gefragt werde. Mein Rat:
Warten Sie, bis Duncan Andrews wieder da ist.«
    Dorthy starrte auf Kilczers schmale, hängende Schultern, auf
den weißen Streifen im Nacken unter dem Ansatz seines schwarzen
Haares. Sie hatte das Gefühl, als habe man vor ihrer Nase eine
Tür sanft, aber entschieden, ins Schloß gedrückt.
Doch trotz seiner Weigerung, ihr Verbündeter zu werden, hatte
Kilczer ihr einen Funken Hoffnung gelassen. »Kann Andrews etwas
tun?« fragte sie.
    »Wenn überhaupt einer hier unten – dann er.«
Kilczer schwang seinen Drehstuhl zu ihr herum. Seine Augenränder
waren dunkel verfärbt. Sicher hat er zu viel gearbeitet, dachte
Dorthy und vergaß dabei – einfach, weil sie sich ungern
solcher Dinge erinnerte – ganz, daß sie noch bis vor
wenigen Stunden ganz seiner Obhut und Pflege anvertraut gewesen
war.
    »Warten Sie auf Andrews«, wiederholte Kilczer seinen
Rat. »Und machen Sie sich bis dahin möglichst keine
Gedanken darüber, was Sie gespürt oder gesehen haben.
Vielleicht hat es überhaupt nichts zu bedeuten.«
    Er hatte gut reden. Er würde niemals die Intimität ihres
TALENTS begreifen können, eine Berührung, tiefer als jede
Zärtlichkeit eines Liebenden. Er würde nie auch nur
annähernd verstehen können, wie sie für einen kurzen
Augenblick in Chungs Gedankenwelt eingedrungen war und wie ein
Probenroboter aus den Tiefen ihres Bewußtsein-Ozeans die
undefinierbare, dunkle Berührung mit der Furcht dieser Frau
zutage gefördert hatte. Aber allein konnte sie nichts tun, und
so folgte sie Kilczers Rat, hielt den Mund und wartete.
Schließlich wurde Andrews schon bald zurückerwartet.
    Aber sie mußte noch fünf Tage auf ihn warten; und als
er endlich kam, tobte ein heftiger Sandsturm.
     
    Die Wartezeit überbrückte Dorthy, indem sie den
Geochemikern half, Bodenbohrungen durchzuführen. Die entnommenen
Erdkerne, Schicht für Schicht in den
Neutronen-Dichtigkeitszähler eingegeben, konnten
Aufschlüsse über die Geschichte des Planeten bringen.
    Im Kern jeder Bohrung gab es eine Schicht Vulkanasche, zu einer
feinen dunklen Linie zusammengepreßt. Sie kündeten von dem
Jahrtausende währenden Druck, dem der einstmals
gezeitenblockierte Planetenball ausgesetzt war, und dem darauf
folgenden Bombardement mit Eis-Asteroiden, das die flachen Meere
geschaffen hatte. Nahe der Küste erlaubte mit Schliffen
durchsetztes fossilienhaltiges Sedimentgestein eine ziemlich genaue
Altersanalyse (und damit übrigens auch eine Zeitskala für
die länger werdenden Tage; in ungefähr zehn Millionen
Jahren würde der Planet wieder gezeitenblockiert sein). Man
konnte grob schätzen, daß die Planetenformung dieser Welt
vor ungefähr einer Million Jahren stattgefunden hatte.
    Und ein winzige Spur tiefer in der Fossilschicht gab es eine
ungleichmäßige, haarfeine Lage winzigster Chondriten und
unreiner Schmelzflocken aus Metall, die auf ein zweites Bombardement
mit Nickel-Eisen-Asteroiden schließen ließen.
    Es kursierte die abenteuerliche Hypothese, daß die zweite
Welle von Einschlägen vorsätzlich herbeigeführt worden
sei, um die mineralienarme Planetenkruste mit Metallen anzureichern
– einige Pflanzen- und Tierüberreste in den Proben zeigten
relativ hohe Metallkonzentrationen in ihren Geweben. Was aber nicht
erklärte, wieso diese Anreicherung erst nach und nicht vor dem
Auftreten erster primitiver Lebensformen auf diesem Planeten
stattfand.
    Dorthy war an diesen Problemen nicht sonderlich interessiert, aber
die körperliche Arbeit lenkte ihre Gedanken ab. Jeden Abend sank
sie erschöpft in tiefen, ungestörten Schlaf. Arcady Kilczer
hatte ihr gestattet, im Krankenrevier des Medizinischen Zentrums
wohnen zu bleiben – außerhalb der klaustrophobisch engen
Gemeinschaftsunterkunft für die übrige Camp-Besatzung.
Trotzdem litt Dorthy zeitweilig immer noch an starken
Gedankeneinbrüchen. Kilczer konnte nichts dagegen tun. Obwohl er
ihr Implantat tief abtastete, überstieg schon die Feststellung,
ob es auch richtig arbeitete, seine Möglichkeiten.
»Was ist es überhaupt?« wunderte er sich über das
Bild auf dem Monitor, das Farbabstufungen vom lichten Rosa bis zum
tiefsten Purpur zeigte.
    »Das Derivat eines Plattwurms, eines Parasiten im
Blutsystem«, klärte Dorthy ihn auf. »Shistosoma
japonicum, um genau zu sein.«
    »Solche Dinge habt ihr auf der Erde noch immer? Ich merke
schon, das ist eine sehr seltsame Welt. Also, Ihr Implantat sondert
eine Pharmakopöe ab, aber ich kann nicht sagen,

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