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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Serenity vielleicht, oder von
Elysium. Die Wesen, die sie und Kilczer vom Chopper aus sahen, hatten
Ähnlichkeit mit Riesenfaultieren und waren auf jeden Fall von
Elysium verschleppt worden. Wie viele andere Welten mochten
geplündert worden sein, um diesen Planeten hier mit einem
gewissen Tierbestand auszustatten. Diese und andere Fragen gingen ihr
durch den Kopf, während sie sich ihren Weg zwischen den
Bäumen hindurch suchte. Ihre Stiefel sanken tief in den Teppich
aus braunen Nadeln zwischen den Wölbungen der Wurzeln ein. Unter
den Bäumen wuchs sonst nichts: Der Wald war sauber wie eine
Obstplantage, das Licht so schwach, daß Dorthy nicht die
einzelnen Farben unterscheiden konnte, die Luft so drückend wie
in dem umgebauten Frachter, der sie zu dieser Welt gebracht hatte,
wobei zwei Dutzend menschliche Gehirne ständig ihr eigenes
Bewußtsein beeinflußten. Sie hatte das absurde
Gefühl, beobachtet zu werden – und irgendwie war es sehr
real. Ihre Haut prickelte. Sie machte kehrt, um zum Außenposten
zurückzugehen. Und erblickte im nächsten Moment das Wesen
– keine zehn Meter von ihr entfernt.
    Es war größer als ein Mensch und duckte sich in den
Schatten einer dicken, sich hochwölbenden Baumwurzel. Dorthy
konnte gerade noch das schmale Gesicht mit der langen Schnauze unter
einer lockeren Haube sehen, den geschmeidigen Körper mit dem
schwarzen Pelz – und dann floh die Kreatur, stürmte mit
lautem Getrampel zwischen den Bäumen davon und war
verschwunden.
    Ob es auf zwei oder vier Beinen lief, konnte Dorthy nicht mehr
sehen, weil auch sie im selben Moment davonrannte. Dabei stolperte
sie über eine Wurzel und fiel der Länge nach auf den
weichen, trockenen Nadelteppich. Ihr Herz raste. Sie sprang auf und
lief weiter – hinaus in das blutrote Licht der riesigen Sonne.
Das Zelt war ein winziger orangefarbener Lichtfleck weit unten am
Ufer, ein farbiger Punkt zwischen den ellipsenförmigen Linien
des dunklen Waldes und des noch dunkleren Wassers. Dorthy lief
über den weichen Pflanzenteppich darauf zu und bemerkte beim
Näherkommen, daß jetzt wieder zwei Chopper beim Zelt
abgestellt waren. Andrews und Kilczer waren zurück.
     
    »Ein Hüter«, meinte Duncan Andrews sofort.
»Ganz sicher war es einer. Hatte er ein Art Kapuze um das
Gesicht?«
    »Ich hielt es für eine Haube.« Dorthy umfaßte
mit beiden Händen den Kaffeebecher. Trotzdem zitterte die
schwarze Flüssigkeit darin noch immer beträchtlich.
    »Dunkles Fell, keine Schlammverkrustungen am Körper?
Eine Kapuze aus Haut? Das war ein Hüter, ohne Zweifel. Also
schön.« Andrews hockte sich auf einen hochlehnigen Stuhl
und stützte den Ellbogen auf die Kante der mit Instrumenten
vollgepackten Bank. Langsam und methodisch brach er kleine
Stücke aus dem Rand seines Plastikbechers und ließ sie in
den flacher werdenden Behälter fallen. Unter seinen Augen lagen
dicke, dunkle Tränensäcke, und tiefe Kerben seitlich der
schmalen Lippen zogen die Mundwinkel nach unten. Aber trotz seiner
sichtlichen Erschöpfung schien er hellwach.
    »Da draußen tut sich was«, brummte er. »Kein
Hüter hat sich bisher bis in die Wälder hier oben
vorgewagt. Das war auch einer der Gründe, warum ich diesen Platz
hier für den Außenposten wählte. Gott, ich
wüßte zu gern, ob sie uns beobachten.« Er warf den
Becher in Richtung des Mahltrichters. Er prallte gegen den Rand und
fiel zu Boden, wobei ein paar Tropfen brauner Flüssigkeit
umherspritzten.
    Andrews fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und
verschränkte sie hinter dem Kopf. »Können Sie
draußen etwas erkennen?« fragte er Kilczer.
    »Nichts von Belang.« Kilczer stand, die schmalen
Schultern gebeugt, vor dem flackernden Monitor. »Manngroß
oder größer – da draußen ist nichts. Aber die
Maschine spricht auch erst bei kurzer Distanz an.«
    Andrews musterte Dorthy. »Vielleicht könnte Ihr TALENT
das besser.«
    »Es funktioniert ebenfalls nur auf kurze Entfernung – im
Normalfall.« Dorthy nippte an ihrem brühheißen
Kaffee.
    »Gehen wir das ganze noch mal durch«, seufzte Andrews.
»Sie haben nur einen einzigen gesehen?«
    Während Dorthy den Vorfall nochmals Revue passieren
ließ, wurde ihr bewußt, daß dieses Wesen, dieser
Hüter, mindestens ebenso erschrocken gewesen sein mußte
wie sie. Beide waren sie voreinander davongelaufen – der Fremde
vor der Fremden. Trotzdem war ihr die Erinnerung an dieses
schrecklich schmale Gesicht mit seinem wehenden Hautlappen, die
großen, tief in den

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