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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Uhr
morgens.
    Die beiden Männer waren noch nicht zurück.
    Während Dorthy verschlafen an ihrem brühheißen
schwarzen Kaffee nippte, versicherte Sutter ihr mehrfach, es
gäbe keinen Grund zur Sorge. Aber Dorthy spürte doch die
Aufregung unter der äußerlichen Ruhe der Frau.
»Sollten wir sie nicht anfunken und fragen, was…?«
    »So einfach ist das nicht. Wir arbeiten hier unter absoluter
Funkstille – für den Fall, daß wir von wem oder was
auch immer überwacht werden. Wir haben auch keine Verbindung mit
Camp Zero. Nicht mal mit den Gruppen draußen im Gelände.
Der einzige erlaubte Funkverkehr ist ein codiertes
Zwei-Sekunden-Signal an das Orbital-Kommando, wenn es genau über
dem Horizont steht. Und selbst das wird gelasert, damit jede
Möglichkeit zum Abhören ausgeschlossen ist. Aber machen Sie
sich keine Gedanken. Die beiden werden sicher bald
auftauchen.«
    Dorthy trank ihren Kaffee aus, während Sutter an einem
Versuch zur Erkennung von Proton-Resonanzen arbeitete, um für
ihre ersten Probennahmen vorbereitet zu sein. Sie sollte die
photosynthetischen Bahnen des pflanzlichen Lebens im Krater
erforschen und spezifische Inhibitoren entwickeln, die man auf die
verschiedenen vom FEIND besiedelten Asteroiden rund um BD Zwanzig
einführen konnte. Dorthy schaute ihr ein paar Minuten lang zu
und verkündete dann: »Ich werde draußen einen
Spaziergang machen.«
    Sutter sah von ihrer Arbeit auf. »Wenn ich hiermit fertig
bin, gehe ich mit Ihnen.«
    »Nein, nein, ich möchte mir nur etwas die Beine
vertreten.« In Wirklichkeit wollte Dorthy allein sein.
    »Das ist zwar gegen die Vorschriften – aber zum Teufel
damit! Ich kann Sie schließlich nicht festbinden,
stimmt’s? Aber seien Sie vorsichtig. Hier soll es zwar sicher
sein – weshalb man hier auch den Stützpunkt eingerichtet
hat. Aber ich weiß nicht, wie es in der weiteren Umgebung
aussieht. Schließlich bin ich auch nur einen Tag länger
hier als Sie. Aber nehmen Sie doch ein paar Sammelbeutel mit. Sie
können für meine Versuche ein paar kleinere Pflanzen
sammeln, die Sie unterwegs finden. Notieren Sie nur, wo Sie sie
gefunden haben. Einverstanden?«
    Sie drehte sich um, zog eine Handvoll Beutel aus einer Kiste und
schob sie über die Bank Dorthy zu.
    »Geht klar«, antwortete Dorthy und verschwand durch die
enge Schleuse.
     
    Der Teppich aus verfilzten Ranken gab unter ihren Füßen
leicht nach und dämpfte das Geräusch ihrer Schritte. Sie
bückte sich und zupfte einen Strang heraus – in
Wirklichkeit drei eng verschlungene Ranken mit dicken Knoten, aus
denen jeweils drei federartige Blätter wuchsen. Diese
Komplexität weckte ihren Sinn für Wunder: Jenseits allen
menschlichen Wissens hatte sich dies hier (nicht hier, sondern
irgendwo anders) so weit in einer solch unvorstellbaren Landschaft
entwickelt, daß es der Sonne Energie abzapfen konnte…
    Sie ließ die Ranke wieder fallen, denn sicherlich hatte
Sutter schon Proben davon, und ging weiter dicht am Rand der dunklen
Wasserfläche entlang, die sich in die Weite dehnte, eine
perfekte euklidische Fläche, die die fernen Berge, die Sonne und
die schwachen Tagsterne reflektierte. Der Rankenteppich reichte bis
dicht an die Wasserlinie, war hier und da unterbrochen von
großen, hohlstämmigen Pflanzen, die, eingehüllt in
lichtdurchlässige schuppenförmige Blätter, die
Höhe von Dorthys doppelter Körperlänge erreichten und
im Wind gegeneinanderstießen. Es gab keine Insekten,
überhaupt kein Anzeichen tierischen Lebens. Es war, als wandere
sie durch eine vorzeitliche Parklandschaft… und vielleicht war
es ja auch eine, verödet, aber sich selbst verewigend.
    Dorthy schaute zurück und stellte fest, daß sie sich
schon sehr weit vom Kuppelzelt entfernt hatte. Es lag wie ein
orangefarbener Tupfer nahe beim Ufer – ein Fremdkörper,
nicht hierher gehörend. So wie sie.
    Der sauber gezogene Uferrand des Sees bog sich in sachtem Schwung
bis zu einem entfernten Punkt, an dem das Ufer auf der anderen Seite
sehr naherückte. Nur ein schmaler Kanal dunklen Wassers trennte
ihn davon. Dorthy ging auf den Wald zu. Die Bäume, Koniferen auf
Erde ähnlich, hatten große Nadeln, die in Büscheln
aus den Zweigenden wuchsen. Die dichten Äste waren leicht
gekrümmt, die Rinde feinporig wie die menschliche Haut, die
Wurzeln höckerig oder weit nach außen gewölbt. Diese
Baumart kam jedenfalls nicht von Erde.
    Dorthy fragte sich, ob die Bäume von einem anderen bekannten
Planeten stammen könnten, von

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