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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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bedächtige, vertiefende Prüfung – da,
dort im Samadhi, dem stillen, zentralen Punkt ungetrübter
Reinheit, im perfekten Vakuum, wo das Leben verflachte. Nicht
beobachtend – werdend!
    Da!
    Wie Flammen, die an einem Scheit entlangzüngeln, unbeholfen
und träge wie die Bewegungen ihrer Schützlinge: die
Gedanken und das Bewußtsein der Hüter! Die meisten
schliefen, andere blieben trotz ihrer Erschöpfung wach, von
einer schwachen, weit entfernten Sehnsucht getrieben. Höher!
    Verschwommenes Erfassen eines Sternenstreifens.
    Höher!
    Die Trance hielt Dorthy in ihrem Griff – perfekte Vermischung
von Wollen und Tun. Höher hinauf zu den flimmernden Sternen,
zu…
    Es entglitt ihr, als sie es zu verstehen versuchte. Es war, als
wolle sie einen Luftzug erhaschen und festhalten.
    Es war da – und wieder nicht.
    Höher, in die Sterne.
    Höher…
    … und Kilczer durchbrach ihre Trance.
    Mit der Hand drückte er hart ihr Schultergelenk. Seine Stimme
überschlug sich fast vor Zorn – und Furcht.
»Hören Sie sofort auf mit diesem Unsinn. Was, glauben Sie,
ist das hier?«
    »Ich…« Dorthy schüttelte benommen den Kopf.
Sie lag auf dem ausgetrockneten Moorboden. Ein paar Meter weiter
raschelte etwas durch das Gestrüpp. Einer der Critter. Die
Borsten streiften jedesmal die Äste während der Dehn- und
Kontraktionsbewegungen der einzelnen Segmente. Die kleinen,
flossenartigen Glieder schabten über den Untergrund. Ringsum
bewegten sich weitere Tiere, und das verkarstete Seeufer war kaum ein
Dutzend Meter entfernt. Wie war sie…?
    »Sie sind einfach auf sie zugekrochen«, flüsterte
Kilczer. Er warf einen furchtsamen Blick in die Runde. Dorthy konnte
seine Panik deutlich spüren. »Meter um Meter. Wollen Sie
unbedingt gefressen werden?«
    »Ich dachte… ich dachte, ich stiege aufwärts…
Nein, ich wollte…«
    Doch was immer es gewesen war – es war ihr entglitten. Nur
das leere Gefühl, etwas verloren zu haben, blieb. Auch ihr
TALENT wurde schwächer. Sie warf einen Blick auf ihr Handgelenk.
Die schwarzen Ziffern des implantierten Zeitgebers verrieten ihr,
daß erst eine Stunde vergangen war, seit sie begonnen hatte,
die Hüter zu ›lesen‹. Sie erschauerte, empfand
plötzlich Furcht. Nie zuvor war sie so tief in einen andere
Wesenheit eingedrungen, war so weit von ihrem Selbst weggezogen
worden. Ruhig, ganz ruhig! Suche die Mitte!
    Dorthy tat drei Atemzüge, sog beim ersten die Luft tief ein,
atmete beim zweiten ruhiger und hielt beim dritten die Luft einen
langen Moment an. Das Bewußtsein flutete in ihren Körper
zurück und verursachte ein Kribbeln in den Fingerspitzen, an den
Zehen. Ihre linke Wade zuckte unter einem verklingenden Krampf, und
Dorthy verspürte großen Durst. An den trockenen Lippen
klebten Sandkörner.
    »Kommen Sie«, knurrte Kilczer. »Wir müssen weg
hier. Langsam kriechen. Ich möchte nicht in die Verlegenheit
kommen, davonrennen und Sie zurücklassen zu
müssen.«
    Vor ihnen am Seeufer hievte der Critter seinen unförmigen
Leib ins Wasser und tauchte unter. Kleine Wellenkringel verliefen
sich auf der glatten Oberfläche. »Die Hüter werden von
einem Zwang, einem Bedürfnis getrieben. Sie müssen
hinaufsteigen in die Berge. Es hat etwas mit den Sternen, oder mit
den Lichtern der Burg zu tun. Sie sehen sie, schwach,
verschwommen.«
    »Erzählen Sie uns das alles später. Erst mal
müssen wir zurück.« Kilczers Gedankenformen bebten und
schwankten, wirbelten krachend wie schmelzende Eisschollen auf dem
heißen, dunklen Strom seiner Angst. Dorthy, selbst von ihrer
Furcht geschüttelt, nickte zustimmend.
    Es war ein gutes Stück bis zu dem Platz, an dem Kilczer seine
Ausrüstung zurückgelassen hatte. Vorsichtig krochen sie
weiter. Auf halbem Weg verkrampfte sich Dorthys Wade erneut, und sie
mußte die verhärteten Muskeln massieren. Kilczer lag in
ganzer Länge neben ihr auf dem Boden und beobachtete
mißtrauisch den aufsteigenden Rauch aus einer entfernten
Baumgruppe.
    »Haben Ihre Geräte etwas auffangen können?«
fragte Dorthy leise.
    »Wird längere Zeit dauern, um das herauszufinden. Ich
habe ja nicht wie Sie direkten Input. Ich muß erst
herumtüfteln und eine Basislinie finden.«
    »Das Problem habe ich auch.«
    »Aber wir wissen immer noch nicht, ob sie der FEIND sind,
oder?«
    »Wenn sie es sind, wissen sie es sehr gut zu verbergen. Oder
aber sie sind in ihrer Auflösung schon sehr weit
fortgeschritten. Eins aber ist klar: Sie sind nichts im Vergleich zu
dem Ding, das ich in

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