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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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kleineren und scheueren Tiere aufgestellt.
Vielleicht möchten Sie mir später dabei zur Hand
gehen?«
    »Ich passe, wenn Sie erlauben.« Dorthy wollte allein
sein, fürchtete aber im Moment die Einsamkeit. Sie sah, wie die
Leuchtanzeige über der Schleuse von Grün auf Rot umsprang.
Kilczer war ebenfalls eingetroffen.
    »Ich habe bestimmt nichts dagegen. Werden Sie es nochmals
versuchen?«
    »Jon«, mahnte Ade mitfühlend. »Siehst du
nicht, wie erschöpft sie ist?«
    Hustend kam Kilczer herein. »Bleiben wir länger
hier?« fragte er und schaute sich um.
    »Jedenfalls lange genug für eine Mütze voll
Schlaf«, brummte Chavez.
    »Dann werde ich mir mal die Aufzeichnungen vornehmen.
Möglich, daß zumindest meine Geräte etwas eingefangen
haben.«
    Dorthy bemerkte, wie Ade und Chavez einen Blick tauschten. Beide
sagten nichts. Etwa eine Stunde saß sie, den anderen den
Rücken zugekehrt, in ihrem Sessel und versuchte festzuhalten,
was sie von den Hütern aufgefangen hatte. Die Aufzeichnung
dauerte gerade etwas über drei Minuten. Dabei knabberte sie
lustlos an einer dieser geschmacksneutralen Konzentratstangen und
trank schlechten Kaffee. An der anderen Zeltwand beugte Kilczer sich
über seine Geräte. Ihm gegenüber beobachtete Marta Ade
einen Monitor, schaltete ruhelos von einer Beobachtungssonde zur
anderen und ließ die Hüter keinen Moment aus den Augen.
Neben ihr sezierte Chavez irgendein kleines Tier und murmelte dabei
in seinen Recorder. Gelegentlich sprang er auf, um ein Stück von
einem Organ abzuschneiden und es kurz unter dem Mikroskop zu
betrachten.
    Kaum hatte Dorthy ihre Tätigkeit beendet, fand sie ohne die
Ablenkung durch die Arbeit die unwillkürlichen, kurzen
Gefühlseinbrüche der anderen – die letzten
emanzipatorischen Zuckungen ihres TALENTS – zunehmend
irritierend und störend.
    Schließlich fragte sie: »Wo soll ich
schlafen?«
    »Wie bitte?« Chavez schaute von seinem Sezierobjekt auf.
»Gehen Sie besser in die Raupe. Arcady und Sie nehmen die Kojen,
okay?«
    »Nein, es ist nicht okay«, antwortete Dorthy
mißgelaunt.
    Alle drei schauten sie an, und sie fühlte einen scharfen
Stich in der Brust – halb Verärgerung, halb Eifersucht. Sie
wandte sich an Kilczer: »Sie wissen doch, daß ich allein
schlafen muß – insbesondere nach einem Einsatz meines
TALENTS. Ich brauche eine gewisse Zeit, bis ich wieder
vollständig auf der Welt bin. Warum können Sie nicht hier
schlafen? Platz ist doch genug im Zelt. Ich muß allein
sein.«
    »Das ist ein Luxus, den wir alle uns hier draußen nicht
leisten können.«
    Ade warf ihrem Geliebten einen Blick zu. »Außerdem
arbeite ich immer sehr lange. Diese Hüter haben nicht mal ein
ungefähres Zeitgefühl. Oder hatte ich Ihnen das schon
gesagt?«
    »Sie haben es doch auch im anderen Camp geschafft«,
fügte Kilczer hinzu.
    »Weil da nur eine einzige andere Person war, und weil mein
TALENT damals noch nicht eingesetzt wurde.« Dorthy wußte,
daß sie sich kindisch benahm, aber es war ihr gleich. Der
glatte, kalte Panzer ihres Zorns machte sie für jede Einsicht
unempfänglich. »Wenn ich erfolgreich arbeiten soll,
muß ich mich ausruhen. Allein.«
    »Sie wollen erfolgreich arbeiten? So wie beim ersten
Mal?« fragte Kilczer ironisch.
    »Was haben Sie denn mit all Ihren Geräten
erreicht?« schoß Dorthy zurück.
    »Ich gebe zu, ich brauche ebenfalls mehr Zeit. Ohne
Basislinie ist es ziemlich schwierig. Die Nervenströme sind sehr
schwach. Ich glaube, sie schlafen, auch wenn keine
Traumaktivität in Form von Alphawellen feststellbar ist. Die da
draußen sind schlechte Kandidaten für unsere
FEIND-Vorstellung, denke ich. Diese vage Anziehung und der Zwang, in
die Berge hinaufzusteigen – das ist wahrlich etwas
dürftig.«
    »Hören Sie, Tiere machen auch keine Pläne oder
setzen sich Ziele. Das ist doch wenigstens etwas.«
    »Nein, nein. Es kann nicht mehr sein als ein simpler
Wandertrieb. Vergleichbar mit dem von Schmetterlingen. Glauben Sie
mir«, rief Kilczer.
    Ade schaute vom Monitor auf, schüttelte den Kopf und
konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Ihr dunkles, rundes,
hübsches Gesicht glühte im Widerschein des roten
Lichts.
    Kilczer holte tief Luft. »Dr. Yoshida, wir müssen
nachweisen, daß diese Hüter nicht mehr als klügere
Tiere sind – oder aber sie sind die Abkömmlinge der Wesen,
die diese Welt hier planetengeformt haben. Und mit diesem Nachweis
sollten wir uns ziemlich beeilen. Stimmen Sie mir darin zu? Hier
unten sind über

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