Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
und Auffangen
von elektromagnetischen Wellen verfaßt. Er wußte, jede
andere Überlieferung konnte zur selben Art von Mystifikation
verleiten, die die Schüler im Mittelalter erfüllt haben
mochte, als sie die längst verschollenen Künste und
Fähigkeiten der Römer und Griechen zu verstehen und
wiederzuerwecken versuchten. Das Verstehen der grundlegenden
Gesetzmäßigkeiten ist wichtiger als das Zusammensetzen
einzelner Bauteile. Wissen ist eine Abstraktion, gewonnen aus dem
wirbelnden Chaos des Universums, weder konstant noch konkret.
Bücher können verbrannt und verschüttet werden oder
verlorengehen. Die Menschen vergessen, und das schmale Rinnsal an
Fakten verbreitert sich zu einem mythischen Strom.
    Rick trat hinter de Ramaira geduckt über die Stahlschwelle.
Nackte Leuchtröhren erhellten die Kuppel der Kammer,
produzierten Lichtreflexe auf der Reihe der Stahlfächer und den
weißen Kacheln des Bodens. Ein keuscher, aseptischer Ort, durch
den der Odem der Ewigkeit wehte.
    De Ramaira zog eines der Stahlfächer auf. »So wird auch
dein Beitrag einmal aussehen, nachdem er in den Rechnern verarbeitet
wurde.«
    Rick blätterte eine Reihe von Kunststoff-Speicherplatten
durch. »Astronomie? He, du hast von Constat freie
Kapazitäten bekommen, um all das hier in Form zu
bringen?«
    »Ja, bei einem seiner Sklaven. Woher wußtest du
das?«
    »Ich erkenne den Fond, das ist alles.«
    De Ramaira lächelte und ließ eine seiner
unergründlichen Bemerkungen los. »Eine erstaunlich gute
Beobachtung, mein lieber Holmes.« Damit schob er das Stahlfach
zu. »D-d-das… w-war’s, L-L-Leute!«
    Als sie an den leeren Schreibtischen vorbei zum Ausgang
schlenderten, fragte de Ramaira: »Und wie stehen die Dinge
zwischen Lena und dir? Schaffst du sie?«
    »Himmel, David, wo bleibt deine gute Kinderstube? Hast du
keinen Anstand mehr?«
    »Nach deinen strengen Standards sicher nicht«, erwiderte
er trocken. »Tut mir leid, Rick. Du mußt schon ein wenig
Nachsicht haben mit einem armen exilierten Schoßweltler, dessen
Ethik noch nicht das Niveau von Port of Plenty erreicht hat, viel
weniger die Ideale der Leute aus den Siedlungen. Auf Erde sind eben
viele Dinge anders.«
    »Das scheint mir auch so.« Rick strich im Vorbeigehen
mit einem Finger über einen der Schreibtische und wischte den
Staub an seinem Overall ab. »Aber im Ernst, die Sache ist noch
nicht so weit gediehen, wie man denken könnte. Vielleicht ist
Lena noch nicht ganz über deinen Protegé hinweg…
Manchmal denke ich, sie geht nur mit mir aus, weil ich sie an Jon
erinnere.«
    De Ramaira blieb stehen. »Du glaubst, sie und
Jon…?« Und dann begann er laut zu lachen und warf dabei den
Kopf zurück, so daß Lichtreflexe über sein braunes
Gesicht tanzten.
    »Soll das heißen… daß sie
nie…?«
    »Genau.« De Ramaira grinste breit. »Lena hat Jon
durch seine Klavierspielerei kennengelernt. Ich bin mal zu einem
Konzert von ihnen gegangen – Klavier-Trios. Haydn, Ives. Nicht
ganz mein Geschmack, aber ich machte mir trotzdem die Mühe. Es
war – sagen wir – eine Arbeitsbekanntschaft im engsten
Sinne, nicht mehr. Dazu mußt du wissen, daß Jon Webs
Freund war – im weitesten Sinne. Auch in sexueller
Hinsicht.«
    Jetzt war es an Rick, laut zu lachen, teils aus Belustigung, teils
aus Erleichterung. »Mein Gott, war ich dumm.«
    »Das kann man wohl sagen. Aber ich erinnere mich noch gut an
einen gewissen Vorfall an der Jones Beach, als ich mich dumm benommen
habe und du mir aus der Patsche geholfen hast.«
    »Was? Ach ja, diese Geschichte.« Rick trat mit de
Ramaira durch das Portal in die Kälte hinaus. Während der
weißhaarige Cop ihnen auf der Treppe entgegenkam, fragte Rick:
»David, was wirst du tun? Ich meine, wenn die Rebellen die Stadt
tatsächlich einnehmen.«
    »Abgesehen davon, daß ich die Börse in die Luft
jage? Mach dir um mich keine Sorgen, Rick. Ich habe mir meine
Prioritäten schon längst gesetzt. Ich hoffe, du auch –
jetzt, wo die alten hierarchischen Ordnungen
auseinanderbrechen.«
     
    Ein paar Stunden später – Rick kam gerade von einem
einsamen Lunch zurück, denn Lena und die anderen vom
Chronus-Quartett spielten am entgegengesetzten Ende des Walls –
stürmten Bergen und Yep, die beiden Cops, aus dem gemeinsamen
Büro. Im Vorbeilaufen rief Bergen ihm zu: »Ärger
drüben am Osttor. Wir sehen uns die Sache mal an. Schlafen Sie
nicht ein, während wir weg sind.«
    Am Osttor gab das Chronus-Quartett sein Konzert. »Ich komme
mit«, rief

Weitere Kostenlose Bücher