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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Unter der Kontrolle des Blauen Bruders donnerte er in
den Outback hinaus.

 
18    Neuordnung von Hierarchien
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    Die Börse der Stadt befand sich am südlichen Ende der
Market Avenue in einem rechteckigen Gebäude mit einer in warmen
Tönen gehaltenen Kalksteinfassade. Obwohl die Büros im
Innern seit Beginn des Aufstandes geschlossen und alle Goldreserven
erschöpft waren (der Handel mit den Siedlungen basierte auf
einem komplizierten Tauschgeschäft mit Goldbarren), bewachte ein
Cop das Portal, als de Ramaira mit Rick früh am Morgen dort
eintraf, um ihm die Zeitkammer zu zeigen. Während der Posten die
hohen Flügeltüren aufschloß, sagte Rick: »Die
nehmen das tatsächlich alles sehr ernst.« Wie de Ramaira
trug er einen grauen Overall, und sein FVS-Abzeichen hing deutlich
sichtbar auf der Brust.
    Drinnen fielen schmale Lichtbahnen durch die Fensterschlitze an
der Decke auf den kastanienbraunen Teppich vor der zweisitzigen Couch
und das Zifferblatt einer stehengebliebenen mechanischen Uhr.
    »Jedesmal, wenn ich herkomme«, meinte de Ramaira,
»habe ich das Gefühl, unpassend gekleidet zu sein. Frack
und Zylinder würden besser zu diesem Ambiente hier passen als
dieser Abklatsch der einfachen naturalistischen Mode, in dem wir hier
herumlaufen.«
    »Die Börse hat sich nicht verändert, seit ich das
letzte Mal vor zehn, elf Jahren hier war. Ich kam mit einer
Handelskolonne von Mount Airy herüber. Wo sind all die
Angestellten?«
    »An den Verteidigungsanlagen, denke ich. Das
Geldtauschgeschäft hat nicht mehr die höchste
Prioritätsstufe.«
    De Ramaira öffnete eine Tür in der Zwischenwand, die den
hohen Raum unterteilte. Reihen polierter, leerer Schreibtische, die
toten Augen von Compsims. Von der Decke hing eine große
Projektionswand herab, die früher den sich ständig
ändernden Kreditstatus jeder Siedlung anzeigte. Die
Stahltür in der gegenüberliegenden Wand stand halb offen.
Als de Ramaira durch sie hindurchtrat, flammte die Beleuchtung auf.
Eine enge Treppe führte zu einem rechteckigen Gelaß mit
Betonwänden hinunter. Mehrere Metallschränke hatte man in
einer Ecke zusammengeschoben, um Platz für eine
Arbeitsfläche zu schaffen. Der Boden war mit Werkzeug
übersät.
    »Aus Argon?« Rick klopfte gegen einen schwarzen
Zylinder, der hochkant auf einem Rollwagen stand. Sein Klopfen
erzeugte ein schwaches metallisches Echo.
    »Sobald die Zeitkammer versiegelt wird – oder sollte ich
anstatt ›sobald‹ besser ›wenn‹ sagen –
schützt das Argon zusätzlich die Aufzeichnungen.
Vorausgesetzt, eine Explosion reißt kein Loch in die Wandung
der Kammer.«
    Rick lachte. »Willst du etwa die Börse in die Luft
jagen?«
    »Wieso nicht? Zwar nicht die Börse selbst, aber der
Stadtrat hat zugestimmt, daß im Ernstfall das angrenzende
Lagerhaus gesprengt wird, damit seine Trümmer den Zugang hier
verschütten. Jedenfalls hat man mir das zugesichert. Ich war
schon immer der Meinung, ihr Techniker laßt lieber Dinge
hochgehen, als sie zu bauen. Jetzt habe ich endlich die
Bestätigung bekommen, daß ich damit recht hatte.« De
Ramaira stieg über die Werkzeuge am Boden und trat zu einem
Schaltkasten neben dem runden Stahlpfropfen in der Mitte der
Tresortür. »Komm, ich zeige dir das Innenleben. Es ist mehr
oder weniger fertig.«
    »Wie lange wird’s noch dauern?«
    »Nun, man erwartet von mir, daß ich in zwei Wochen so
weit bin. Aber mit den Arbeitern, mit denen man heutzutage
vorliebnehmen muß…« – de Ramaira schob zwei
Finger in die Brusttasche des Overalls und holte einen
Magnetschlüssel heraus –, »wer weiß? Vielleicht
wird die Kammer nie fertig, wenn die Gerüchte stimmen, daß
die Insurgenten sich zum Angriff formieren. Aber du weißt
darüber sicher auch nichts Genaueres, oder?«
    »Ich arbeite lediglich für Savory. Das heißt noch
lange nicht, daß ich auch sein Vertrauen habe.«
    »Wer hat das schon?« De Ramaira schob den Schlüssel
ins Schloß und tippte einen Code ein. Mehrmals ertönte ein
metallisches Klicken. Der Schoßweltler drehte an dem Rad der
Verriegelung, und lautlos schwang die schwere Tür auf. »Da
wären wir. Der perfekte Aufbewahrungsort für deine
geistigen Ergüsse.«
    »Ich weiß nicht, ob sie das hier wert sind.« Rick
war inzwischen von seinem Vorhaben, eine Blaupause als Bauanleitung
für die einfachste Form eines Senders und Empfängers
anzufertigen, abgerückt und hatte statt dessen in schlichten
Worten eine Abhandlung mit den Grundlagen zum Aussenden

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