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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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blieb stumm.
    Wenig später kam Sigurd Lovine zu ihm und setzte sich neben
ihn. »Morgen wird’s ihnen leid tun, wenn wir zur Stadt
marschieren«, sagte er mit Blick auf die singenden und
trinkenden Insurgenten am Feuer. »Aber sie haben es sich
verdient, denke ich. Ich werde ihnen klarmachen, daß du es
bist, Miguel, dem sie Dank schulden. Ein grandioser Sieg. Am liebsten
würde ich die Funkstille brechen, um die Nachricht
weiterzugeben. Aber damit würden wir uns die Cops an den Hals
hängen.«
    »Sie werden so oder so kommen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Jedenfalls nicht so schnell,
denn beim Vormarsch unserer Kräfte dürfte es auch anderswo
zu Gefechten mit ihnen kommen. Es ist möglich, daß uns
einer oder zwei Cops entwischt sind – aufgrund der Dunkelheit
und ihrer Chamäleon-Anzüge ist das sogar wahrscheinlich
– oder sie haben noch einen Funkspruch absetzen können.
Trotzdem denke ich, daß wir zumindest diese Nacht vor einem
Gegenschlag sicher sind.« Lovine strich sich nachdenklich durch
den Bart und starrte in die Glut des niederbrennenden Feuers. Die
Augen unter seinen buschigen Brauen waren nur dunkle Schatten.
    Miguel dachte an Compsims, an den Blauen Bruder, und fragte sich,
ob ein möglicher Hilferuf der Cops gehört worden war. Er
war das Zentrum eines zerstörerischen Netzes, das so weit
gespannt war, daß er nur die Zipfel einiger Fäden zu
erkennen vermochte.
    »Ich frage mich, mit welchem Auftrag sie hier draußen
waren«, meinte Lovine schließlich. »Ihr Wagen ist
vollgestopft mit seltsamen Geräten. Die meisten sehen aus wie
medizinische Apparate, die wir zum Glück nicht benötigen.
Gott sei’s gepriesen.«
    »Vielleicht sind sie uns später noch mal
nützlich«, antwortete Miguel. Er war überzeugt,
daß der Blaue Bruder zur Verfolgung seiner Ziele die
Ausrüstung hierher geschafft hatte.
    - Alles, was ich brauche, ist dort unten. -
    Hatten die Cops gewußt, in was sie da hereingeraten waren?
Wahrscheinlich nicht. Und jetzt waren sie tot. Miguel erbebte, und
Lovine legte ihm väterlich den Arm auf die Schultern und riet
ihm, sich auszuruhen.
    Seltsamerweise schlief Miguel sofort ein, kaum daß er sich
in seine Thermodecke gehüllt hatte. Und dann, den Compsim mit
beiden Händen umklammernd, wanderte er im letzten Schein des
erlöschenden Feuers zwischen den schlafenden Rebellen umher.
Besser gesagt – er fuhr in seinem Körper, der sich nach
eigenem Gutdünken bewegte, wie ein Fahrgast in einem
Gefährt.
    Er stolperte über einen Kameraden. Es war Mari. Miguel
drückte ihre Finger gegen den Compsim. Ihr Körper unter der
Decke zuckte und entspannte sich gleich wieder. Eine Stimme – es
war seine – sprach im Flüsterton mit ihr, befahl ihr
aufzustehen. Mit den ruckartigen Bewegungen einer schlecht
verarbeiteten Puppe schob sie die Decke beiseite und kam auf die
Beine. Speichel tropfte auf ihr Kinn, und sie hatte sich
eingenäßt.
    Nach längerem Suchen wiederholte sich der gleiche Vorgang mit
dem Funker Stoy Matthews. Beide stolperten hinter Miguel zum
Overlander.
    Miguel – oder sein Körper – verstaute den Compsim
und stieg die Leiter am Wagen hoch. Doch kaum hatte er die oberste
Sprosse berührt, tauchte Jonas unvermutet auf dem Dach auf und
packte sein Handgelenk. Der plötzliche Schmerz brachte Miguel
halbwegs zu sich. Er merkte, daß er nicht träumte. Der
Blaue Bruder hatte ihn wieder in seinen Fängen.
    »Du verdammte Hurensohn«, zischte Jonas mit grimmigem
Vergnügen und zerrte an Miguels Arm. Die freie Hand des Dingo
zuckte vor wie eine zustoßende Schlange, die Messerklinge
schnitt tief in Jonas’ Finger. Im nächsten Moment war
Miguel auf dem Dach, stürzte sich auf Jonas, stieß ihm das
Messer in die Kehle und schnitt sie bis zum Halswirbel durch.
    Über und über mit Blut beschmiert wälzte der Dingo
den Leichnam des Rebellen-Lieutenants über den Rand des
Wagendachs, folgte Mari und Stoy Matthews in die Kabine des Wagens
und kletterte auf den Fahrersitz. Bisher hatte Miguel nur ein
einziges Mal einen Overlander von innen gesehen, nachdem er den toten
Mann am Strand entdeckt hatte. Trotzdem wußten Hände und
Augen genau, was zu tun war.
    Der Motor des Wagens röhrte auf. Durch die Windschutzscheibe
sah Miguel, wie die Rebellen nach allen Richtungen
auseinanderspritzten und in der Dunkelheit nach ihren Waffen und
Pferden suchten. Der Overlander schoß davon und ließ sie
hinter sich, walzte das Drahtverhau um das Lager nieder und ratterte
den Hang empor.

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