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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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erschlafften. Danach verstummte das Brummen
der Winde. Nur das Plätschern des Wassers war zu hören.
    Während Miguel die Stoßpolster am Cryostat entfernte,
hörte er jemand den steilen Pfad herunterkommen. Es war der
ehemalige Funker Stoy Matthews. Miguel leuchtete ihm, während
der willenlose Mann mit leerem Blick und halbgeöffnetem Mund das
Gerät weiter auspackte. Die Hände bewegten sich, als
gehörten sie nicht zu seinem Körper, befreiten den Cryostat
aus den Seilen und seiner Umhüllung.
    Der Cryostat war ein schlanker Zylinder, halb so groß wie
Miguel, nicht schwer, aber exakt ausbalanciert. Miguel und der Sklave
hatten große Mühe, ihn durch den engen, scharfkantigen
Eingang der Ursprungshöhle zu heben. Drinnen hatte der Sklave
dann genug Platz, sich die Tragegurte über die Schulter zu
streifen und das Gerät auf seinem Rücken
weiterzutransportieren.
    Miguel ließ den Strahl seiner Lampe umherwandern. Die Wellen
des kleinen Baches reflektierten das Licht, das sich an den nassen
Wänden brach. Weiter drinnen verengte sich die Höhle, und
die beiden Männer mußten nacheinander durch den flachen
Wasserlauf waten. Die einzigen Geräusche waren das Knarren ihrer
Stiefel und das verspielte Glucksen des Wassers. Sie verursachten ein
schwaches, entferntes Echo, das von der Weite der Höhle zeugte.
Ein feuchtwarmer Wind streifte Miguels Gesicht. Der schmale
Durchlaß verbreiterte sich zu einer solch riesigen Kammer,
daß der Schein von Miguels Lampe darin wie ein verlorener
Lichtfunken wirkte, ein einzelner Stern, dessen Schimmer das Wasser
auf dem Grund eines tiefen Brunnens reflektierte.
    Miguel stieg eine Geröllhalde hinauf. Der Sklave folgte ihm.
Der Dingo geriet unter seinem Cape ins Schwitzen, denn in der
Höhle war es warm. Oberhalb der Halde erstreckten sich eine
Reihe von Tümpeln in verschiedenen Formen und Größen
über die Reichweite des Lichtstrahls hinaus.
    Miguel glaubte, ein schleifendes Geräusch aus der Dunkelheit
zu hören, und drehte sich um. Plötzlich war er nervös.
Der Lichtschein fiel auf das leere, ausdruckslose Gesicht des Sklaven
und schnitt in die Dunkelheit hinter ihm. Nichts.
    Miguel wandte sich wieder den Becken zu und ließ den Strahl
seiner Lampe über sie hinweggleiten, während er an ihren
Rändern vorbeiging. Jedes Becken war mit klarem Wasser
gefüllt, durch das der Blick bis auf die gezackten Ränder
der Kalkablagerungen fiel. Im Licht der Lampe schimmerten sie wie
Schatztruhen, glitzerten rosa, violett, gelblich und
cremeweiß…
    Am Boden eines der Becken bemerkte Miguel einen langen, dunklen
Schatten. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte der Dingo den
Körper eines Aborigin, der mit dem Gesicht nach unten über
den Kalkbänken trieb. Seine Eier lagen in den steinigen
Aufwerfungen des Bodens – ein halbes Dutzend
tropfenförmige, milchige Geleekugeln von der Größe
einer Doppelfaust. Miguel hockte sich auf die Fersen und stieß
hörbar den Atem aus. Jedes Ei enthielt einen verschwommenen,
gekrümmten Kern. Eins pulsierte langsam: In wenigen Tagen
würde es aufbrechen und trotz seiner Verbindung mit dem Dotter
beginnen, den unverwesten Körper seines Erzeugers zu vertilgen,
bis der Ableger groß genug war, selbst nach Insekten und
blinden Höhlenasseln zu suchen, Salamander und Felsgrundel zu
fangen und seine schwächeren Artgenossen aufzufressen.
    Der Sklave setzte den Cryostat neben Miguel ab und löste den
Deckel. Dampf wallte an seinen Händen hoch, als sich die
Aufnahmeeinheit geräuschlos herausschob. Danach trat der
ehemalige Funker in das Becken, schob jedes Ei in die
ursprüngliche Kunststoffhaut zurück und schob sie in die
Aufnahmeeinheit des Cryostat, die einen Moment summte, ehe sie die
Eier in das Innere des Gerätes verfrachtete. Der ganze Vorgang
dauerte keine fünf Minuten.
    »Sind das jetzt genug?« flüsterte Miguel dem Blauen
Bruder in seinem Kopf zu. Und zum erstenmal, seit die beiden
Männer die Ursprungshöhle betreten hatten, sprach die
Stimme zu ihm. Der Cryostat müsse völlig gefüllt
werden. Das sei unbedingt notwendig, erklärte der Blaue Bruder
trotz Miguels Warnung vor möglichen Gefahren mit Nachdruck.
    Der Sklave stand bereits bis zu den Knien im Wasser und suchte das
Becken ab. Miguel folgte ihm und entdeckte den Körper eines
zweiten Abo auf dem nackten Felsuntergrund, der leicht schräg
abfiel. Der Körper hing halb über den Rand der Vertiefung
hinaus. Der Sklave deutete auf eine weitere Ansammlung von Eiern im
Wasser, und

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