Alien 2: Verborgene Harmonien
schon seit langem detaillierte
Pläne gegeben, alle potentiellen Subversiven aus dem Weg zu
räumen – obwohl ich, wenn ich ehrlich bin, mich nie zu
dieser Kategorie gezählt habe. Sie sich sicher auch nicht, Dr.
Florey.«
»Stimmt – bis vor kurzem.«
»Ja, ich habe mitbekommen, wie man Sie zur Vernehmung zu
Savory brachte. Eine Ehre, auf die auch ich gern verzichtet
hätte. Aha, es geht los.«
Zwei Wachen stiegen auf die Ladefläche, und nach einem Moment
nahm der Truck Fahrt auf. Rick lehnte sich, so gut es ging, gegen die
Seitenwand. Sullivan, der sich immer noch mit einer Hand die Nase
hielt, erklärte, das Camp läge auf der anderen Seite der
Stadt im Wald unterhalb der Hydroponik-Farmen. Er habe selbst
mitgeholfen, das Lager zu bauen, fügte er mit bitterer Stimme
hinzu.
»Dann kennen Sie ja vielleicht auch einen Fluchtweg«,
ertönte eine rauhe Frauenstimme.
»Meine Frau wird mich herausholen«, erwiderte Sullivan
verstockt. Trotzdem konnte er die Verzweiflung in seiner Stimme nicht
ganz verbergen. Sie machte deutlich, daß er nicht mehr wirklich
daran glaubte, seine Gefangennahme sei ein Irrtum.
»Keine Unterhaltung!« befahl einer der Posten. Beide
gehörten zur FVS und waren ziemlich nervös. Beide waren
aber auch bewaffnet.
Der Truck hielt an einer Kontrollstelle. Jemand ließ den
Strahl seiner Taschenlampe über das Dutzend oder mehr Gefangene
streifen. Der Wagen setzte sich wieder in Bewegung und bog in einen
engen Weg. Äste schrammten an den Seiten entlang. Ein- oder
zweimal mußte der Truck ausweichen, als ihm andere Fahrzeuge
entgegenkamen.
Jetzt, da Rick wußte, was ihn erwartete, empfand er keine
Furcht mehr. Trotz Savorys Drohungen wollte er immer noch nicht
wahrhaben, daß der Mann ihn unbarmherzig verfolgte. Eher
fühlte er sich wie am Rand eines Abgrundes, wie ein
Märtyrer für diese Welt, und der Gedanke, Savorys Ansinnen
zurückgewiesen zu haben, tröstete und wärmte ihn, wenn
auch nur wenig. Er dachte an Lena und fragte sich, ob man sie
inzwischen auch schon verhaftet hatte – verraten durch den
Spion, der sich selbständig in Ricks Nervensystem verwoben
hatte. Es war nicht ausgeschlossen, daß er sie im Camp
wiedersah, eine Vorstellung, die schrecklich und unwiderstehlich
zugleich war.
Er dachte noch darüber nach, als der Truck plötzlich
einen heftigen Stoß erhielt. Ein lautes Krachen, ein Ruck
– und Rick fand sich selbst auf zwei oder drei anderen Personen
liegend wieder. Einer davon war Walton Sullivan. Gegenseitig halfen
sie sich beim Aufstehen. Der Truck lag schräg auf der Seite.
Jemand fragte durch, ob alle in Ordnung seien. Keiner war, von ein
paar Schrammen abgesehen, verletzt. Nacheinander kletterten sie
über die Seitenwand von der Ladefläche.
Ein Stück hinter dem Truck hing ein weißer Overlander
mit der Nase voran im Graben neben dem engen Fahrweg. Die Seitenwand
wies eine tiefe Beule auf. Der Motor lief, die Scheinwerfer
beleuchteten die Stämme der Bäume, stumme Zeugen dieses
Unfalls.
Niemand stieg aus dem Wagen. Statt dessen stieß er
plötzlich rückwärts aus dem Graben auf die Fahrbahn
zurück und blieb einen Moment lang stehen, als müsse er
seine Gedanken sammeln. Als er langsam anrollte, durchzuckte es Rick
wie ein Blitz, wer der Fahrer sein mußte. Nein, das war kein
Cop. Sofort sprintete er los, ohne dabei an die beiden benommenen und
überraschten Posten zu denken.
»Web, warten Sie auf mich. Web, Sie verrückter Hund.
Warten Sie…«
Doch der Overlander war schon außer Sicht, das Geräusch
seines Motors verklang in der Stille des dunklen Waldes. Rick ging
zum Truck zurück. Die Posten waren verschwunden.
»Als sie merkten, daß der Fahrer tot war, hat die armen
Teufel wohl der Mut verlassen«, meinte eine untersetzte Frau mit
rauher Stimme. Sie hielt eines der Gewehre in der Hand und hatte
offenbar mehr oder weniger das Kommando übernommen. »Warum,
zum Teufel, sind Sie hinter dem Overlander hergelaufen? Sind Sie nach
all dem hier immer noch auf der Seite der Cops?«
»Jesus, nein! Außerdem wurde der Wagen nicht von einem
Cop gesteuert.« Rick lachte bei dem Gedanken an Web, der in all
diesem verrückten Durcheinander stur an seinen Plänen
festhielt.
Die Frau zog die Brauen hoch. »Man hat Sie gegen den Kopf
geschlagen, stimmt’s? Können Sie gehen?«
»Sicher. Wo wollt ihr hin?«
»Über den Wall natürlich«, rief Janesson.
»Schätze, uns bleibt nach Lage der Dinge kaum eine andere
Wahl.«
»Schön, ich habe nichts dagegen«,
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