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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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lehnte er sich in
seinem Sessel zurück und musterte de Ramaira, als sähe er
ihn zum erstenmal. »Kurz nachdem Sie auf Elysium ankamen,
machten Sie einen Abstecher in die Trackless Mountains, um die
Aborigines zu studieren. Haben Sie seitdem in dieser Richtung wieder
mal etwas unternommen?«
    »Ab und zu beschäftige ich mich damit«, gestand de
Ramaira. »Allerdings nur innerhalb des durch ihre Ächtung
gesetzten Rahmens.« Voller Unbehagen fragte er sich, ob dieses
Gespräch einen tieferen Sinn hatte, oder ob Savory ihn nur
auszuhorchen versuchte. Sich für die Abos zu interessieren
verstieß zwar nicht gegen die Gesetze, war aber sicher auch
nicht comme il faut.
    Savory lächelte ohne Wärme. »Sie als
Wissenschaftler anerkennen die Ächtung der Abos? Ich könnte
mir vorstellen, daß Sie eine Abneigung haben gegen alles, das
Ihrem… hm… Forschungsdrang im Weg ist.«
    Das war’s also. Nun, solche Häme hatte dem
Schoßweltler schon früher kaum etwas anhaben können.
»Sie sind nun mal die Ureinwohner hier. Der moralische
Hintergrund ihrer Ausgliederung in den Outback, ihrer Verbannung
also, ist ihre Unfähigkeit, sich gegen uns zur Wehr zu setzen.
Daher ist es unsere Verpflichtung, dafür zu sorgen, daß
sie nach ihren Vorstellungen leben können und ihnen kein Leid
geschieht. Ja, insofern respektiere ich diesen
Ausschluß.«
    »Aber trotzdem haben Sie sie beobachtet.«
    »Aus der Ferne. Den Vorschriften entsprechend. Leider nicht
sonderlich erfolgreich.« Inzwischen hatte de Ramaira diese
Lüge so oft ausgesprochen, daß er sie beinahe selbst
glaubte. Aber fehlgeschlagen waren seine weiteren Versuche, eine
Intelligenz der Abos nachzuweisen. Nach all den Jahren erschien ihm
selbst die Zeit mit Lieutenant McAnders, dem Jungen und seinem Hund,
die Entdeckung des Schreins, wenn es einer gewesen war, mit den
bemalten Schädeln wie eine Geschichte aus zweiter Hand.
»Ich bin Phylogenist, Colonel Savory«, fuhr de Ramaira
fort. »Webster, ein Anthropologe, der eigens zu diesem Zweck
herkam, hat schon eine umfassende Studie der Aborigines
verfaßt. Es stimmt, die Abos sind für uns Wissenschaftler
sehr interessant, denn immerhin sind sie die einzige andere
intelligente Spezies, die wir kennen. Aber die Abos sind doch sicher
nicht der Grund, weshalb ich jetzt hier bin.«
    »Nicht viele Leute würden behaupten, daß die Abos
intelligent sind«, kommentierte Savory seine
Ausführungen.
    »Das ist alles relativ. Nach außen hin mögen sie
ein sehr primitives Dasein führen. Zwar können wir einen
Verstand, eine wirkliche Intelligenz bei ihnen nur vermuten. Es
dürfte aber ziemlich sicher sein, daß ihr Seelenleben,
wenn man es denn so bezeichnen will, und ihre Art der Betrachtung des
Universums sich total von unseren Vorstellungen
unterscheiden.«
    »Wie poetisch.«
    »Auf eine Art ist es das meiner Meinung nach auch.« De
Ramaira gab sich Mühe, sich nicht aus der Fassung bringen zu
lassen. Zum Teufel mit Savory und seinen Spielchen, zum Teufel mit
seiner Undurchsichtigkeit, seinen maßgeschneiderten Overalls
und Vorurteilen.
    Savory streifte die Gelenkbinde des Compsims vom Arm. »Ich
denke, Ihr neuer Auftrag wird Ihnen Spaß machen. Vielleicht
bietet er Ihnen sogar die Möglichkeit, Ihre recht wunderlichen
Theorien zu beweisen. Kommen Sie, ich will Ihnen etwas
zeigen.«
    Sie fuhren mit dem Fahrstuhl ins Tiefgeschoß und gingen zwei
Minuten lang kreuz und quer durch enge Korridore. De Ramaira
vermutete, daß sie sich irgendwo unter den Parkplätzen
für die Polizeifahrzeuge beim Präsidium befanden. Es
kursierten Gerüchte in der Stadt über ein System von
unterirdischen Gängen. Als Savory ihn jetzt eine Treppe zu einer
tieferen Ebene hinunterführte, wußte de Ramaira, daß
sie zutrafen.
    Sie blieben vor einer Tür stehen, die von einem bewaffneten
Cop bewacht wurde. Auf ein Zeichen von Savory hin öffnete der
Mann die Tür. Der Raum dahinter war vollgepackt mit
Flachbild-Monitoren, einem Sammelsurium von elektronischer
Ausrüstung und einem großen Compsim, baugleich mit dem im
Schreibtisch des Colonels. Savory setzte sich in den Drehsessel vor
dem Gerät und schaltete es ein. »Wir befinden uns ganz in
der Nähe von Constats Gewölbe«, sagte er, während
er sich in den Schaltkreis einklinkte. Einen Augenblick später
flackerte eine Reihe von Monitoren über de Ramairas Kopf auf und
zeigten einen riesigen, in seinen Ausmaßen nicht genau zu
bestimmenden dämmrigen Raum. Savory lehnte sich im Sessel
zurück.

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