Alien 2: Verborgene Harmonien
im Sinn als nur die Vernichtung von geheimen Unterlagen. Er
zupfte an ein paar losen Drähten, die von der Schaltkonsole zum
Argonzylinder führten. »Ist es jetzt nicht schon etwas
spät zum Improvisieren?«
Der Ingenieur zuckte die Achseln. »Das ist mir eingefallen,
als ich drüben im Präsidium arbeitete. Funktioniert besser
als ein Zeitzünder. Ich habe die Bomben mit dem Druckmesser in
dem Zylinderkopf da verbunden. Sobald der Zylinder sein Argon in die
Kammer geblasen hat, wird der Kontakt ausgelöst und -
wumm!«
»Und du bist ganz sicher, daß das
funktioniert?«
»Darauf kannst du deinen Kopf verwetten.« Rydell
grinste. »Auf diese Weise müssen wir nicht hier so lange
herumhängen, bis der richtige Druck in der Kammer erreicht
ist.«
»Du hast also Anweisung, die Kammer zu versiegeln. Das ist
gut. Die Posten oben wußten nämlich nichts
davon.«
»Diese Burschen wissen doch nie was. Ich bin sofort
hergekommen, nachdem ich die Sache im Präsidium erledigt hatte.
War schon vor sechs auf, ehe die Insurgenten ihre Offensive begannen.
Ungefähr um diese Zeit kam der Befehl über meinen Compsim.
Wie gesagt, hatte ich mich schon gefragt, wann du hier auftauchen
würdest.«
»Ob gut oder schlecht – ich habe nicht solch einen
direkten Draht zu Constat wie ihr regulären Offiziere.«
Einen Moment lang sah de Ramaira die Stadt als Schachbrett, auf dem
Constat seine Figuren hin- und herschob, die Polizei und die
FVS-Einheiten, so unberührt von dem Leid, das seine
ferngesteuerten Züge auslöste, wie jeder Großmeister.
Sicher, auch auf Erde, wie später auf den anderen Planeten,
wurden die militärischen Strategien von Status Q, einem riesigen
Komplex von Megachip-Computern, kontrolliert. Die Waffen für den
großen Schlag waren inzwischen auf beiden Seiten so
blitzschnell und allumfassend vernichtend geworden, daß die
Kontrolle über sie den schwachen und zu Fehlern neigenden
Menschen aus den Händen genommen werden mußte. Doch das
kurze Bedauern darüber wurde schnell aus den Gedanken des
Schoßweltlers getilgt.
»Aber jetzt bin ich ja hier. Ist deine geniale Konstruktion
bereit?«
»Ja. Wäre es dir eine Ehre, die Kammer zu
verschließen?«
»Du bist der Konstrukteur. Ich möchte das hier nur
endlich loswerden.« De Ramaira zog die Cassette aus seiner
Tasche und bückte sich, um sie in das oberste Stahlfach in der
Kammer zu legen. Rydell überprüfte nochmals den dicken
Schlauch, der vom Zylinderkopf des Argonbehälters zu dem
Einwegventil in der Wand führte, und stemmte sich dann gegen die
schwere Tür. Der dicke Stahlkern glitt geräuschlos in
seinen Rahmen. Das Licht über den Stahlfächern erlosch, ehe
die Tür ins Schloß fiel. Das letzte, was de Ramaira sah,
war seine Cassette. Die Riegel klickten, und der dicke Schlauch
dehnte sich etwas, als die Pumpen zu arbeiten begannen und die Luft
in der Kammer durch unzerstörbares Argon ersetzten.
Der Schoßweltler hatte seine Pflicht erfüllt. Er war
frei.
Lächelnd sagte Rydell: »Es wird sechzig oder siebzig
Minuten dauern, bis der richtige Druck erreicht ist. Und dann –
rumms!« Er klatschte laut in die Hände. »Sag mal, kann
ich dich irgendwohin mitnehmen – wo das auch sein mag? Ich habe
mir einen Streifenwagen geben lassen, um meine Runde zu
drehen.«
»Ich habe ein Verabredung an der Universität.«
»Ist das ein Zufall. Da wollte ich auch hin.« Rydell
bückte sich nach einer gelben Plastikkiste. »Du kannst mit
mir fahren. Ich bringe dich hin. Hilf mir mal eben.«
»Was ist das?«
»Der restliche Sprengstoff«, antwortete Rydell
beiläufig. »Brauchst aber nicht gleich ins Schwitzen zu
geraten. Man könnte das Zeug gefahrlos ins Feuer werfen –
und es würde lediglich verbrennen. TDX. Um es zu zünden,
benötigt man einen elektronischen Zünder.« Gemeinsam
schleppten sie die schwere Kiste die Stiege hinauf. »Wenn du
nochmals deine Sachen durchsehen willst, solltest du dich
beeilen«, fuhr Rydell fort. »Die Universität steht
nämlich als nächstes auf meiner Liste.«
»Savory läßt dich aber ganz schön schuften.
Du sollst die gesamte Universität sprengen?«
»Die Sprengladungen sind schon vor Wochen gelegt worden. Ich
muß nur noch die Zündschnüre anbringen.« Sie
durchquerten den zweigeteilten Raum mit den Schreibtischen.
»Aber wir müssen dir unbedingt eine Waffe besorgen«,
meinte Rydell.
»Nicht nötig, ich habe, was ich brauche.«
Zusammen traten sie auf die dunkle Straße hinaus. Die beiden
Posten an der
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