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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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kaltes
Dunkel. Die Uhr im Studierzimmer schlug Mitternacht. De Ramaira war
in seinem Sessel eingeschlafen. Der kleine Recorder lief immer noch.
Als er ihn abstellte, ertönte das Geräusch, das ihn geweckt
hatte, erneut.
    Die Türglocke.
    Im Anfang hatte der Schoßweltler die mangelnde Ausstattung
des Hauses mit den üblichen Geräten noch lustig gefunden
und das Fehlen jeglicher Automation belächelt (in den reichen
Haushalten von Port of Plenty war es chic, menschliche Diener zu
beschäftigen – welch eine Verschwendung!). Später
ärgerte es ihn vermehrt, alles selbst machen zu müssen.
Aber nach mehr als zehn Jahren des Exils war er in seine vier
Wände hineingewachsen wie ein Einsiedlerkrebs in seinen Panzer.
Schlaftrunken stieg er die enge Treppe hinunter, ging durch den
langen Flur, zog die mechanischen Riegel zurück und öffnete
die Haustür.
    Und fuhr erschrocken vor den zwei Gestalten zurück, die
draußen warteten. Zum erstenmal in seinem Leben war er
sprachlos.
    »Stören wir?« fragte Richard Florey
lächelnd.
    Auf den zweiten Blick erkannte de Ramaira auch Ricks
Begleiter.
    »Ich denke, ihr kommt besser rein, ehe euch jemand sieht.
Jonah, du alter Gauner, ich habe dich schon Jahre nicht mehr
gesehen.«
    »Ich wünschte, wir hätten uns bei einer passenderen
Gelegenheit wiedergetroffen«, meinte der hochgewachsene Siedler
und duckte sich durch die Tür. Die Locken auf seinem Kopf waren
so zerzaust wie immer, obwohl inzwischen mit grauen Strähnen
durchsetzt. Er war unrasiert. »Verdammt, hätte nie
geglaubt, daß ich das hier jemals wiedersähe«,
brummte er und umarmte de Ramaira, während Rick sorgfältig
die Tür verriegelte.
    Sie setzten sich ins Studierzimmer. Rick nahm in dem alten
lederbezogenen Sessel Platz, Jonah zog sich einen Stuhl zu Florey
heran. De Ramaira schenkte beiden ein Glas Rum ein und nippte an
seinem Drink, während er Ricks Erlebnissen seit seinem Verlassen
der Stadt und dem Plan lauschte, den Rick und Rivington ausgeheckt
hatten.
    »Nun, ich denke, ihr habt mich teilweise in die Sache mit
eingeplant«, sagte er, nachdem Rick geendet hatte.
    Florey schwenkte den Rum in seinem Glas und leerte es auf einen
Zug. Er war hager geworden, sein Blick wirkte hungrig. Er saß
mit lässigem Selbstvertrauen in dem großen Sessel, war
nicht länger mehr der saft- und kraftlose, wenig anziehende
Wissenschaftler. Seine Überjacke war fleckig und zerrissen, die
Stiefel lehmverschmiert.
    »Zuerst überlegten wir, Maschinen, Forschungsgeräte
und die andere Einrichtung vor der Zerstörung zu retten«,
begann er. »Aber dann fiel mir deine Zeitkammer ein, und alles,
was du mir darüber erzählt hast. Wissen ist wesentlich
einfacher zu transportieren als Hardware, und zudem auf lange Sicht
nützlicher. Um es klar auszudrücken – wir hätten
gern eine Kopie von allem, was in die Kammer kommt. Die Stadt will
ihr Wissen an die Zukunft weiterreichen. Was läge da näher,
als es ihren direkten Nachfolgern zu überlassen?«
    »Die Stadt hat den Krieg aber noch nicht verloren.«
    »Noch nicht«, meldete sich Jonah zu Wort. »Aber
bald wird es so weit sein, richtig? Wir wären nie bis zu deinem
Haus gekommen, David, wenn unsere Stoßtrupps nicht schon
große Löcher in die städtischen Verteidigungslinien
gerissen hätten.«
    »Sicher rechne ich auch damit, daß der Krieg bald zu
Ende sein wird. Trotzdem bin ich überrascht.« Der
Schoßweltler nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Rick, du
weißt ja, daß ich nie sonderlich große Sympathien
für die Stadt hegte. Umgekehrt war es dasselbe. Du sagst, du
möchtest alles, was in die Zeitkammer kommt? Nun, das ist
einfach genug. Ich habe Kopien des Datenmaterials hier im Haus. Ist
das alles, was ihr von mir wollt?«
    »Komm mit uns, David, und hilf uns.«
    »Das ist kaum möglich. Ich muß schließlich
noch die Zeitkammer versiegeln.«
    »Ist die Kammer denn überhaupt noch wichtig, nachdem du
uns die Kopien des Datenmaterials gegeben hast? Vergiß die
fernere Zukunft, David. Wichtig ist jetzt erst mal das, was in den
nächsten Jahren auf uns zukommt.«
    »Rick hat recht«, drängte auch Jonah.
    »Das Problem mit euch Kolonisten, Siedlern wie Städtern
gleichermaßen, ist, daß ihr keinen Sinn für
Geschichte habt. Wißt ihr eigentlich, daß dies hier
einmal Eljar Prices Haus war? Dies war sein Studierzimmer
– vor langer Zeit. Hier muß er seine Expeditionen nach
Kontra-Amerika geplant haben, und diesen letzten fatalen Trip zum
Südpol. Auf Erde wäre das

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