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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Planet.
    Jonah streckte sich auf dem Bauch aus und legte das Kinn auf die
verschränkten Arme. »Abwarten«, knurrte er.
»Vielleicht wird es ihnen bald zu langweilig, oder ein paar von
unseren Jungs kommen hier vorbei.«
    »Oder sie kommen rüber und räuchern uns hier
aus.«
    »Hat dir nie jemand geraten, nicht immer gleich so schwarz zu
sehen?«
    Der Himmel hellte sich auf, war ein einziges Wolkenmeer. Immer
noch knatterte Gewehrfeuer in der Ferne, doch der
Mörserbeschuß des Stadtzentrums hatte nachgelassen. Rick
nahm das Sprechfunkgerät und versuchte herauszufinden, ob die
Heckenschützen sich auf diesem Weg untereinander
verständigten. Es herrschte reger Funkverkehr:
verschlüsselte Compsim-Botschaften waren zu hören,
unverschlüsselte Unterhaltungen der einzelnen
Insurgenten-Gruppen untereinander, die aber wegen der Störsender
der Cops kaum zu verstehen waren. Im Nahbereich dagegen war alles
still.
    »Die Front wird uns bald überrollt haben«, meinte
Jonah beruhigend, während Rick das Sprechfunkgerät wieder
verstaute. »Kein Grund zur Eile also.«
    »Natürlich.« Aber früher oder später
würden Jonah oder er sich aus ihrer Deckung herauswagen
müssen, um festzustellen, ob die Heckenschützen noch da
waren. Er kämpfte gerade mit sich, diesen Gedanken
auszusprechen, als Jonah fragte: »Hörst du das?«
    Das Motorengeräusch eines Luftkissen-Trucks kam näher.
Sie krochen vorwärts und erreichten den Rand des Gebüschs
in dem Augenblick, als der Truck sanft auf die Kreuzung hinausglitt
und stoppte. Ein Mann hantierte an dem Mörser herum, der auf der
Ladefläche montiert war, während eine Frau den Lauf ihres
Gewehres über das Dach der grüngestrichenen Fahrerkabine
schob (auf der Tür, fast unleserlich durch die dicke
Schlammschicht, war das Wort Arcadia aufgemalt). Der Mann
steckte eine Granate ins Rohr und feuerte. Mit dem Grollen des
Abschusses brach Jonah aus dem Gebüsch. Die Frau riß das
Gewehr herum, entspannte sich aber sofort wieder. Rivington ging zu
ihr, sprach mit ihr ein paar Worte und winkte Rick heran. »Diese
guten Leute hier schießen Störfeuer«, meinte er.
»Die eben auf uns gefeuert haben, waren möglicherweise
Freunde von ihnen.«
    »Ihr habt Glück gehabt, daß wir nicht in das
Gebüsch geschossen haben«, rief der Mann am
Mörser.
    Die Frau musterte Ricks Overall. »Was seid ihr Burschen?
Vielleicht Spione?«
    Rivington erklärte ihr in kurzen Worten ihren Auftrag. Die
Frau zuckte die Achseln. »Soviel ich weiß, steht die
Universität noch. Unsere Einheiten sind auf beiden Seiten an dem
Komplex vorbei weiter vorgestoßen. Ich habe mich schon
gewundert, warum die Gebäude nicht angegriffen wurden.« Sie
riet ihnen, vorsichtig zu sein und schlug einmal mit der Faust aufs
Dach der Fahrerkabine. Der Luftkissen-Truck baute sein Luftpolster
auf und rauschte davon. Rick und Jonah gingen in die Richtung, aus
der der Wagen gekommen war.
    Wenig später fanden sie die Leichen.
    Es waren zwei Männer und eine Frau, die mit ausgebreiteten
Gliedern mitten auf der Straße lagen. Sie waren alle kaum
älter als zwanzig gewesen. Sie trugen zerdrückte,
übergroße Overalls in grellen Farben und waren mit
schweren Ketten im Stil der Müllästhetik behängt. Alle
drei waren auf kürzeste Distanz in den Kopf geschossen worden.
Jemand, wahrscheinlich ihre Mörder, hatte sich die Mühe
gemacht, jeder Leiche einen Zettel mit dem Wort Plünderer an die Brust zu heften.
    »Was hältst du davon?« fragte Rick.
    »Das können nur Cops gewesen sein, denn wir in der
Befreiungsarmee sind ohnehin alle Plünderer, nicht wahr? Das ist
doch unser Grundsatz-Credo.«
    Einer der Männer hatte langes blondes Haar, jetzt naß
vom Blut. Wo zuvor sein rechtes Auge gewesen war, gähnte nur
noch ein leerer Krater. Sein Übermantel hatte sich
geöffnet. Darunter trug der Junge eine grüne,
fluoreszierende Weste, deren Maschen sich über der knochigen
Brust spannten.
    »Komm«, drängte Jonah. »Ich habe schon genug
Greuel in diesem verdammten Krieg gesehen.«
    Als sie sich der Universität näherten, wurde die Zahl
der zerschossenen und verbrannten Kuppeln wieder häufiger. Die
Kunststoff-Paneele waren zu bizarren Formen zerschmolzen, die
Straßen übersät mit Trümmern. Hier und dort
wiesen sie tiefe Granattrichter auf. Dicker, schwarzer Rauch stand
über dem Viertel. Mehrmals begegneten die beiden Männer
kleineren Gruppen, die in die entgegengesetzte Richtung strebten
– in das umkämpfte Herz der Stadt. Ein paar

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