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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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lediglich, weil er mit einer Empfehlung des
Biologischen Direktoriums eingereist war. Den anderen Dozenten blieb
nichts anderes übrig, als den Schoßweltler zu schneiden.
Fünfzehn Jahre lang pflegte de Ramaira daher auch nur
gesellschaftliche Kontakte mit ein paar seiner Studenten. Und
neuerdings auch mit Richard Florey, der sich selbst ebenso als
Wissenschaftler betrachtete wie de Ramaira. Mit ihm konnte Rick sich
in Diskussionen verlieren, die weit über die Niederungen der
Technologie hinausreichten und ihn seine prosaischen Pflichten
für eine Weile vergessen ließen. Trotzdem erfüllten
ihn die geringschätzigen Seitenblicke der übrigen
Universitätsbediensteten, die ihn mit de Ramaira zusammen sahen,
zunehmend mit Unbehagen.
    De Ramaira sicherte die Daten auf dem Schirm und schaltete das
Mikroskop aus. Trotz seiner schlaksigen, fast jungenhaften Gestalt
bewegte er sich absolut ökonomisch.
    »Tut mir leid«, sagte er, »aber ich habe eine ganze
Woche warten müssen, um mir das ansehen zu können. Rate
mal, was das ist.«
    »Nun, ein Fisch wohl kaum«, brummte Rick.
    »Völlig richtig. Es ist ein Säbelzahn im
Larvenstadium kurz vor dem Ausschlüpfen. Jemand hat drüben
in Coppers Hill ein trächtiges Weibchen abgeschossen. Die
übrigen Eier sind noch da drin.« De Ramaira stieß mit
dem Fuß gegen einen Eimer, in dem fünf oder sechs
gallertartige Halbkugeln, jede ungefähr so groß wie eine
Doppelfaust, im trüben Wasser schwammen. Dann musterte er Rick
plötzlich genauer. »Du machst ein Gesicht, als habe der
Senat dir die fest zugesagten Geräte und Gelder für deine
Versuche kommentarlos gestrichen.«
    »Darüber werde ich wohl erst etwas nach dem Landungstag
erfahren. Nein, es ist nur so, daß der Tag heute schon nicht
gut begann, und so ging es dann auch weiter. Du weißt ja, wie
das ist.«
    »Stimmt. Bei mir variiert lediglich jeden Tag die Reihenfolge
der Begegnungen mit meinen Dozentenkollegen vor den
Vorlesungen.« De Ramaira füllte einen Topf mit Wasser und
setzte ihn auf die Heizplatte. »Wie war denn dein Ausflug in die
Wildnis?«
    Zuerst zögernd, dann mit wachsendem Zutrauen erzählte
Rick von seiner Begegnung mit dem Dingo, dem Verlust der Pistole und
dem nachfolgenden Gespräch mit Savory.
    »Schön und gut.« De Ramaira begann mit dem
üblichen Ritual des Kaffeefilterns. »Ich bezweifle,
daß du heute von der Sache zum letztenmal gehört hast. Sie
werden kaum einen entwischen lassen, dem sie die Rolle des
potentiellen Mörders von Lindsay unterschieben könnten.
Hier!«
    Rick nippte an dem brühheißen Kaffee. »Du machst
wohl Witze!«
    De Ramaira seufzte. »Das Problem mit diesem zweidimensionalen
Lehrsystem ist, daß die einzigen Leute, die etwas über die
Synthese von Ideen eingetrichtert bekommen, die Cops sind.«
    »Ich glaube, diesen Spruch mußt du mir
erklären«, meinte Rick lächelnd. Es war so eine Sache
mit de Ramaira: Er liebte es, sich für alles eine logische
Erklärung zurechtzubasteln, egal, wie absurd sie auch klingen
mochte, um eine Sache schlüssig zu machen. Als Konsequenz daraus
unterstellte man ihm prompt konspiratorische Theorien – je
barocker, desto lieber.
    »Du erinnerst dich noch«, fuhr de Ramaira fort,
»man nahm zuerst an, Lindsay habe draußen in der Wildnis
Selbstmord begangen – obwohl jeder rätselte, wieso ein Mann
in seiner Position so etwas tun sollte. Schon ein paar Tage, ehe die
Cops ihn fanden, war ihm das Gehirn aus dem Schädel gepustet
worden. Keine Chance mehr, etwas daraus auf eine Matrix zu
übertragen! Außerdem – als die Cops ihn fanden, war
der Leichnam in der Nähe des Overlanders im Sand vergraben, auch
fehlten einige seiner Sachen. Die Nachrichtensender wollten ein
großes Spektakel daraus machen, aber die Cops haben die
Angelegenheit heruntergespielt. Danach machten die Medien gegen die
Separatisten Stimmung. Dabei ist es bisher geblieben.«
    »Ich habe auch schon daran gedacht, daß er vielleicht
umgebracht wurde. Und du denkst, es könnte der Bursche gewesen
sein, mit dem ich dort draußen aneinandergeraten bin?
Jesus!«
    Das Messer. Der schwere Körper des Mannes, der seinen eigenen
hart in den Staub preßte. Und das alles war erst gestern
geschehen!
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es ist viel
wahrscheinlicher, daß die Konstitutionalisten darauf hoffen,
die Untersuchung über den Skandal, vor dem Lindsay davonlief, in
eine Mörderjagd umfunktionieren zu können. Ich möchte
wetten, daß es sich dabei um einen ziemlich

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