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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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handfesten Skandal
handelt. Meiner Ansicht nach ist es kaum normal, sich als
zuständiges Ratsmitglied für Kolonisierungsangelegenheiten
ein paar Wochen, bevor das nächste Kolonistenschiff eintrifft,
aus dem Staub zu machen, um dann Selbstmord zu begehen. Es ist ihre
einzige Chance, bei den nächsten Wahlen wieder die
Spitzenposition zu erreichen. Dein Freund kommt ihnen als
Verdächtiger wie gerufen. Eins, zwei und drei. Hättest du
dich nicht der Gehirnwäsche dieses Establishments unterzogen,
wärst du sicher selbst auf diese Erklärung
gekommen.«
    »Schon möglich. Aber ich besitze einfach nicht eine
solch morbide Neugier.«
    De Ramaira fuhr sich durch das widerspenstige Haar. »Du
hältst eine solche Politik also für
uninteressant?«
    »Für mich ist jede Art von Politik uninteressant –
und auch für meinen Beruf kaum relevant. Sollen sich doch Leute
wie Collins damit befassen. Ich möchte nur mit meiner Arbeit
weiterkommen.«
    In de Ramairas Stimme schwang ein leichter Vorwurf mit:
»Politik ist wichtig. Außerdem interessiert mich einfach
alles.«
    Einen schwindelerregenden Augenblick lang hatte Rick das
Gefühl, als ob sich die Fesseln seiner langgehegten Zweifel
lockerten – Zweifel darüber, ob es richtig war, nach dem
Tod seiner Eltern Mount Airy den Rücken zu kehren, oder ob er
nur vor irgend etwas davongelaufen war. Nein, das war Vergangenheit.
Für solche Gedanken war es jetzt zu spät.
    De Ramaira lehnte sich an den Labortisch. »Nimm dir die Sache
nicht so sehr zu Herzen. Du bist ohnehin nur ein winziges Fragment in
diesem Spiel. Du hast deinen Teil dazu beigetragen.«
    »Glaubst du das wirklich? Ich wünschte, ich könnte
mich darauf verlassen.« Rick stellte die halbgeleerte
Kaffeetasse ab. »Vielen Dank für die Aufmunterung, David.
Ich glaube, ich gehe jetzt besser nach Hause.«
    Rick fand Cath im abgesenkten Wohnraum. Sie lag ausgestreckt auf
dem Rücken und genoß die Wärme einiger
Sonnenstrahlen. Sie hatte sich in ihren Compsim eingeklinkt. Das
lange schwarze Haar umrahmte ihr helles Gesicht. Sie hielt die Augen
geschlossen.
    Rick betrachtete sie eine ganze Weile. Er merkte, wie bei ihrem
vertrauten Anblick der innere Aufruhr über die Ereignisse des
Tages langsam abflaute.
    Sie hatten sich natürlich an der Universität
kennengelernt. Cath, die am Computerzentrum arbeitete, hatte einen
Programmierkurs für Fortgeschrittene belegt. Rick, damals im
dritten Doktorandenjahr, besuchte gemeinsam mit ihr ein paar
Vorlesungen. Cath hatte ihn in ihre nebulöse
Gesellschaftsschicht eingeführt – einen unbeholfenen, aber
überintelligenten Siedler, zu Witz und Geistreichtum durchaus
fähig, und besessen von einer wunderlichen Liebe zu klassischer
Musik. Schon bald danach hatten sie wie zufällig eine
Affäre miteinander begonnen – Ricks erste, die ihn mit der
schwindelerregenden Erfahrung überraschte, daß Sex auch
noch etwas anderes sein konnte als ein reiner Zeugungsakt oder die
Erfüllung eines gegebenen feierlichen Versprechens. Er erfuhr,
daß Sex auch seine eigene Erfüllung haben konnte.
    Danach schien es nur natürlich und vernünftig, sich
gemeinsam eins der Häuser zu mieten, die speziell für die
Angestellten der Universität errichtet worden waren – einen
Acht-Zimmer-Bungalow am Hügel. Rick hätte die Kosten
dafür nicht allein tragen können, und die zwei Alternativen
zu diesem Haus waren nicht sonderlich reizvoll: entweder ein
Senioren-Zimmer in einem Studentenwohnheim oder, noch schlimmer, ein
Apartment im Altstadtviertel. Aber in zunehmendem Maß verliefen
sein und Caths Leben tangential. Hinzu kam, daß Rick sie
inzwischen liebte, ihr seine Gefühle aber nicht zu offenbaren
wagte. Denn Liebe war in Caths Zukunftsplanung nicht vorgesehen.
    Als ob Ricks Blick den Datenfluß hinter ihren geschlossenen
Lidern gestört hätte, öffnete Cath langsam die Augen,
drehte den Kopf und sah ihn an. Rick breitete die Arme aus und
fragte: »Kehre ich blutüberströmt
zurück?«
    Es dauerte einen Moment, bis ihr Blick klar sein Gesicht
erfaßte.
    »Was haben die Cops mit dir angestellt?«
    »Sie haben nichts getan – viel wichtiger war, was gesagt wurde.
    Ich wurde fast zum Separatisten gestempelt.«
    »Wenn das alles war, bist du noch glimpflich davongekommen.
Schließlich hast du eine ihrer Waffen verloren.«
    »Den Burschen, mit dem ich gesprochen habe, schien diese
Tatsache am wenigsten zu interessieren. Offenbar maß er meiner
Begegnung draußen große Bedeutung bei, tat mir aber

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