Alien 2: Verborgene Harmonien
Leute hier draußen nicht giftig
waren. Bisher war ihm da noch nie ein Fehler unterlaufen. Aber es
wäre zu umständlich, dies den Siedlern zu erklären.
Daher zuckte er die Achseln und lächelte nervös.
Wieder schüttelte Hamilton den Kopf. Der andere Mann fragte:
»Also, Miguel, was hast du für uns?«
Eine gute Stunde lang feilschten sie um mehrere Bündel
Kräuter und Päckchen mit gemahlener Rinde, getrockneten
Blättern und Blüten. Miguel bekam schließlich, was er
verlangte.
Zum Schluß griff der Dingo tief in sein Bündel und
holte die zwei Pistolen hervor – die eine, die er dem Toten am
Strand aus der Hand genommen, die andere, die er vor einigen Tagen
dem jungen, furchtsamen Polizisten im Flußcanyon vom
Gürtel gerissen hatte.
Die drei Siedler reagierten so, wie er es sich gewünscht
hatte.
»Was gebt ihr mir dafür?« fragte Miguel.
Die Frau nahm eine der Waffen und umfaßte den Griff mit
ihrer großen schwieligen Hand. »Beim Barte des Propheten,
Miguel – wo hast du denn die aufgetrieben?«
»Ich brauche sie nicht. Hab mir gedacht, ihr könntet
vielleicht was damit anfangen – gegen einen guten
Preis.«
»Könnte schon sein«, meinte die Frau, »aber
wir müssen erst über ihre Herkunft Bescheid wissen.
Verstehst du das? Hamilton, geh und hol Bobby Richter her.«
»Ihr wollt sie nicht? Ich kann sie auch woanders
verkaufen«, brummte Miguel.
»Du bist hier bei Freunden, Miguel. Kannst dich drauf
verlassen. Nun geh schon, Hamilton.«
Miguel nahm einen Schluck Bier und versuchte ruhig
sitzenzubleiben, während die Frau die Waffen in Augenschein
nahm, die Munitionsclips entfernte, beide Pistolen abdrückte und
sie danach wieder auf den Tisch legte. »Sehr
schön.«
»Bist du in der letzten Zeit an der Küste gewesen,
Miguel?« fragte der zweite Mann. »Vielleicht sogar an einem
Strand?«
»Hört mal, wer seid ihr? Seid ihr Cops?« Miguel
lächelte, doch die Siedler erwiderten sein Lächeln nicht.
Im Gegenteil, ihr Verhalten weckte ein ungutes Gefühl in ihm.
»Am besten, ich mache mich gleich wieder auf den Weg«,
sagte er, wußte aber sofort, daß sie ihn nicht gehen
lassen würden.
Durch die lastende Stille, die folgte, drangen die Rufe spielender
Kinder und das Summen des Generators an Miguels Ohr. Er nahm noch
einen Schluck Bier. Trinken half, Schmerz zu ertragen, pflegte sein
Vater manchmal zu sagen, obwohl Miguel ihn nie etwas anderes als
Kaffee oder Wasser trinken sah. Der Wein der Landbevölkerung
– so hatte sein Vater das Wasser genannt.
Miguel trank gerade den letzten Schluck Bier, als Hamilton mit
einem hochgewachsenen jungen Mann in einem zerknitterten schwarzen
Hemd und schwarzen Jeans zurückkam. Der Mann warf einen Blick
auf die Waffen, berührte sie aber nicht. Danach musterte er
Miguel scharf. Seine leuchtendblauen Augen wirkten hinter den starken
Brillengläsern, die von einem groben Drahtgestell gehalten
wurden, übermäßig groß. »Du willst sie
verkaufen?«
»Hör zu, Mann, ich will keinen Ärger.«
»Ich kaufe sie, mach dir deswegen keine Sorgen.«
Der junge Mann fuhr sich mit der Hand über das
kurzgeschnittene Haar. Es raschelte leicht. »Habt ihr schon
über den Preis gesprochen?«
»Neue Kleider und Stiefel. Medikamente. Einer meiner
Backenzähne schmerzt manchmal beim Kauen. Möchte, daß
mal jemand nachsieht.«
Der junge Mann sah zu der Frau hinüber. »Kein Problem
für uns«, sagte sie.
»War das alles?« fragte der junge Mann.
Miguel zögerte, langte aber dann ein zweites Mal in sein
Bündel und holte den Compsim hervor. Hamilton pfiff bei seinem
Anblick laut durch die Zähne.
Der junge Mann ließ keinen Blick von Miguel.
»Ich möchte darin lesen. Aber dafür muß ich
mich erst mal einschalten können«, erklärte
Miguel.
»Ich wußte sofort, wie er an die Waffen gekommen ist.
Habe ich nicht gleich gesagt…«
»Sei still!« wies die Frau Hamilton zurecht. Und zu
Miguel gewandt: »Du willst also wirklich verdrahtet werden,
Kamerad? Was hast du damit vor? Das ist kein Spielzeug.«
»Das weiß ich.«
Hamilton wollte wieder etwas sagen, doch Bobby Richter, der junge
Mann, hob die Hand. »Laßt mich allein mit ihm
reden.«
»Wir müssen wissen, auf was wir uns da einlassen«,
beharrte die Frau. »Du bist nur auf Empfehlung der
vorläufigen Administration hier bei uns, vergiß das
nicht.«
»Natürlich nicht. Wirst du mit mir reden,
Miguel?«
»Du gibst mir, was ich haben will?«
»Wenn du es unbedingt brauchst.«
Nachdem die anderen
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