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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Code-Brechern.«
Richter nahm die Brille ab und polierte die Gläser am Bein
seiner schwarzen Jeans. »Der Zugang wird jeden Moment frei
werden«, fuhr er fort und setzte die Brille wieder auf. Wie zur
Bestätigung seiner Worte gab sein Compsim einen kurzen Piepton
von sich, und die Projektionsplatte des anderen Gerätes wurde
hell. Sie zeigte das winzige verschwommene Bild eines
Männerkopfes.
    »Lindsay«, sagte Richter leise und bedeutete Miguel mit
erhobener Hand zu schweigen, denn der kleine Kopf begann zu
sprechen.
    Es war eine dünne, schrille Stimme – wie sie vielleicht
Insekten haben mochten. Trotzdem konnte Miguel die Furcht erahnen,
die in jedem einzelnen Wort mitschwang.
    »Es wird schlimmer – mit jedem Tag. Es wächst mir
über den Kopf. Als ob die ganze Welt in Auflösung begriffen
wäre, unwirklich würde. Und dann die Träume… In
allen kommt er vor, in allen Träumen, an die ich mich erinnern
kann. Und immer ist er wütend, als ob das meine Schuld sei. Ich
kann doch das Schiff nicht zum Sprechen bringen. Das kann keiner von
uns. Aber genau das ist es, was er will. Und an mir läßt
er seine Wut aus, weil er nicht bekommt, was er will. Ich hätte
ihn nie in meinen Kopf hineinlassen dürfen. Ich kann ihn dort
drinnen deutlich fühlen, registriere genau, wie er mich im
Moment davon abhalten will, diese Worte zu sagen. Selbst wenn wir
etwas von dem Schiff erfahren hätten, wäre er immer
noch…«
    Mit einer schnellen Handbewegung hatte Richter die Verbindung
zwischen den beiden Compsims unterbrochen.
    »He!« Miguels Überraschung verwandelte sich in
Zorn. »Was soll das, Mann? Warum hast du das getan?«
    Richter ergriff die beiden Geräte und sprang auf. Auch Miguel
kam auf die Beine. Er war jetzt wirklich erschrocken. Er meinte
plötzlich zu ertrinken und fühlte buchstäblich schon
das Wasser über seinem Kopf zusammenschlagen. Er griff über
den Tisch nach seinem Gerät. Richter machte einen Schritt
zurück. Im selben Moment riß der Posten Miguels Messer aus
dem Gürtel und drehte ihm die Arme auf den Rücken.
    »Tut mir leid«, sagte Richter ruhig. »Aber das
muß sein, zum Wohle aller – wenn dir das ein Trost ist,
Miguel. Das hier ist eine Bombe, die in den richtigen Händen die
Stadt und mit ihr die Cops hochgehen lassen kann. Wir müssen das
Gerät behalten – und auch dich zu deiner eigenen Sicherheit
in Verwahrung nehmen.«
     
    Ein kleiner Raum, nackte Steinwände, ein winziges
vergittertes Fenster, ein Feldbett mit einer schmutzigen Matratze,
die ein dünnes Laken kaum verdeckte, ein Eimer als Toilette.
Miguel hämmerte gegen die schwere Bohlentür und schrie, bis
er heiser war. Er rüttelte am Fenstergitter und suchte die
Wände nach Spalten ab, die er zu einem Schlupfloch erweitern
konnte. Es gab keinen Weg nach draußen. Außerdem hatten
sie ihm die Stiefel und sein Bündel weggenommen.
    Miguel legte sich auf das Feldbett und war offenbar rasch
eingeschlafen, denn als die Tür geöffnet wurde, fuhr er auf
und blinzelte in das grelle Licht, das hereinfiel.
    Die alte Frau legte einen Finger auf die Lippen und schloß
leise die Tür. Es war Ella Falconer, die frühere
Vorsteherin der Siedlung. Ihr runzliges Gesicht war schmäler,
als Miguel es in Erinnerung hatte, und ihr Haar inzwischen
völlig weiß. Sie trug einen weiten, fleckigen Overall und
schlammverkrustete dünne Schuhe.
    »Das ist schon ein ganzer Berg an Problemen, den du dir da
aufgeladen hast, mein Junge«, sagte sie und warf ihm seine
Stiefel vor die Füße. Sein Bündel hielt sie in der
anderen Hand.
    »Der Mann, dieser Richter, ist total verrückt«,
antwortete Miguel. Er war von ihrem Erscheinen völlig
überrascht.
    »Ich habe die Separatisten immer unterstützt, werde es
auch weiterhin tun. Aber ich bin dagegen, Leute wie dich
einzusperren, selbst wenn es aus gutem Grund geschähe. Wenn du
sofort mit mir kommst, kann ich dich herausbringen – bis zum
Damm.«
    »Ich gehe allein. Ist sicherer für dich.«
    »Weißt du, ich habe immer geglaubt, daß tief in
dir ein guter Kern steckt. Mach dir keine Sorgen um mich. Sie
könnten mich höchstens auf der Stelle töten, anstatt
zu warten, bis ich draußen auf den Feldern tot umfalle.«
Sie reichte ihm das Bündel.
    Sofort begann er es zu durchsuchen.
    »Es ist alles da. Sogar der Compsim«, behauptete
sie.
    Doch Miguels Anspannung ließ erst nach, als er das
Gerät tatsächlich vorfand.
    »Sie hatten alles in dem Raum eingeschlossen, der früher
einmal mein Büro war«,

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