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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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ausgedehnten Dornbusch-Dickichten. Bäume mit farnartigen
Zweigen drängten sich um kleine verschlammte Tümpel, die,
oft kaum mehr als wenige Zentimeter tief, aber genügend Wasser
spendeten. Tierisches Leben gab es hier reichlich. Miguel sah
einzelne Antilopen, Herden von Muir-Ochsen und Sumpfschweine.
Lärmende Para-Vögel nisteten in großer Zahl bei den
Wasserlöchern. Einmal mußte Miguel gar einen weiten Bogen
um eine Packratten-Kolonie machen, denn diese kleinen Kreaturen
konnten einen Menschen in Minutenschnelle bis auf die Knochen
blankfressen, schneller jedenfalls, als sein Fleisch sie vergiften
konnte. Auch auf ausgedehnte Karnickelbauten stieß er
häufig. Miguel fing ein paar in seinen Schlingen, aß,
soviel er konnte und trocknete das restliche Fleisch.
    Im Gegensatz zu seinem letzten Besuch in dieser Gegend gab es
inzwischen ein ganzes Netz von Abo-Pfaden. Die Abos benutzten die
Wege, die sie einmal durch das Grasland gebahnt hatten, immer wieder
und legten neue Wege an. Zweimal kam Miguel an einem Abo-Dorf
vorüber. Die Dorfanlagen blieben immer gleich, waren wie
dauerhafte Knoten in dem ständig wachsenden Netz von Pfaden.
    Von seiner wiedererwachten Neugier getrieben, zeichnete Miguel
alles auf, was er sah, und speicherte die Lage der Dörfer und
den Verlauf der Pfade in seinem Compsim, während die Bewohner
ihr gemeinschaftliches Summen zum indigofarbenen Himmel aufsteigen
ließen – ein einlullendes Geräusch, in das er sich,
die Sinne vom Schlangenwurz erweitert, völlig hineinversenken
konnte. Das Wiedereintauchen in die Wirklichkeit, die Rückkehr
zu seinen eigenen menschlichen Sinnen und Gedanken, fand ihn dann
später geläutert, aber doch freudlos.
    Hinter dem zweiten Dorf beschleunigte Miguel seine Schritte. Er
befand sich jetzt in der Nähe des Passes, der durch die
Hampshire Hills nach Port of Plenty führte, und er konnte die
Nähe all der Stadtbewohner fast körperlich spüren
– wie einen Sturm, der hinter dem Horizont aufzog. Er
überquerte die Straße zum Paß und schlug die
Richtung zum Rand der Halbinsel ein. Die Leute in den etablierten
Siedlungen glaubten alles zu kennen. Dabei taten die meisten kaum
einen Schritt über den Rand ihrer sterilisierten Felder hinaus.
Doch die jungen Anwesen im Westen, wie kleine Inseln in der weiten,
unerforschten Wildnis verstreut, hießen jeden zufälligen
Besucher willkommen – auch einen Dingo. Miguel war jetzt seit
einigen Jahren nicht mehr dort unten gewesen, sondern hatte viel Zeit
damit verbracht, einem Gerücht auf den Grund zu gehen, nach dem
eine kleine Gruppe von Leuten erfolgreich die Trackless Mountains
überquert haben sollten. Sie hatten es auch wirklich geschafft,
aber die Stadt-Cops spürten ihre illegalen Farmen auf und
steckten die Leute in die Minen von Coopers Hill.
    Miguel mied nach Möglichkeit die Gesellschaft der Menschen.
Trotzdem war er manchmal auf sie angewiesen, denn die Wildnis konnte
nicht alles liefern, was ein Mann brauchte. Miguel war zum Dingo
geworden, aber deshalb keineswegs verrückt. Verrückte
überlebten selten im Landesinnern.
    Miguel trieb sich selbst zur Eile, schlief nur in den heißen
Stunden des Tages irgendwo an einem schattigen Platz und marschierte
in der vergleichsweisen Kühle der Nacht im Licht des
großen Mondes weiter. Er durchlief gerade die abnehmende Phase,
würde aber noch ein Dutzend Nächte genug Licht verbreiten,
um darin weiterzuwandern.
    Ohne jemand zu begegnen, kreuzte Miguel die Straße zur
Stadt, die kaum mehr war als ein paar unbefestigte Fahrspuren. Erst
nachdem sie hinter ihm lag, fühlte er sich innerlich etwas
freier. Er befürchtete immer noch, die Cops könnten ihn
aufspüren. Zudem mußte er noch an den Minen vorbei, in
denen die Gefangenen der Stadt Zwangsarbeit verrichteten. Es gab
keinen anderen Weg durch die Hügel. Immer steiler hoben und
senkten sie sich nach Norden, wo sie in einer Steilküste am
Ozean endeten.
    Miguel wußte, daß ihm von den Minen keine Gefahr
drohte – es sei denn, ein Gefangener versuchte just in dem
Moment zu fliehen, in dem Miguel sie passierte. Die Wachtposten
richteten ihre Aufmerksamkeit grundsätzlich nach innen und
beobachteten kaum die Umgebung.
    Weit und breit kein Anzeichen, daß er verfolgt wurde –
und der Anders-Paß lag hinter ihm. Daher verlangsamte Miguel
sein Tempo ein wenig und gestattete sich längere Ruhepausen,
wenn die riesige Scheibe der Sonne den dunklen Himmel beherrschte,
spielte mit dem Compsim herum (das Gewicht

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