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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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ganz
zu unterdrücken vermochte, egal, was Rick auch dagegen
unternahm.
    »Und du siehst das auch so?«
    »Das steht hier nicht zur Debatte, Rick. Ich kann nicht
einfach alle meine Verpflichtungen abschütteln und mein eigenes
Leben leben. Meine Familie möchte, daß ich für eine
Zeitlang nach Hause komme.«
    »Und für wie lange…? Gott, ist das nicht arg
übertrieben, um nicht zu sagen – lächerlich?«
    »Nein, absolut nicht, Rick! So darfst du nicht
reden!«
    Für einen Moment fürchtete er, er habe wieder einen
ihrer Wutausbrüche provoziert, doch ruhiger fuhr sie fort:
»Hör zu, ich habe so ein Gefühl, als ob es diesmal
nicht gutgeht, wenn man nicht positiv gegensteuert.
    Und ich werde nicht abwarten, bis etwas geschieht, denn dann
dürfte es schon zu spät sein. Daddy und die Großen
waren der einhelligen Ansicht, daß es das Vernünftigste
sei, wenn ich für eine Zeit nach Hause komme.«
    Die Großen – das waren die gespeicherten
Persönlichkeits-Matrices von Caths Ururgroßvater und den
Urgroßeltern. Rick wußte, daß es sinnlos war, gegen
sie zu argumentieren. Cath nahm die Ratschläge ihrer Vorfahren
ebenso ernst wie jedermann sonst in der Stadt.
    »Vielleicht solltest du auch mal drüber nachdenken, nach
Hause zu gehen, wenn es hier Ärger gibt«, meinte sie.
»Nichtbürger dürften es hier dann ziemlich schwer
haben.«
    »Das kann ich nicht. Dort habe ich nichts verloren. Meine Arbeit ist hier!« Rick konnte ihr nicht erklären,
daß das Verlassen von Port of Plenty für ihn einem Verrat
an dem Vertrauen gleichkam, das die Stadt ihm mit dem Angebot der
Dozentenstelle an der Universität entgegengebracht hatte.
»Ich verstehe einfach nicht, warum die allgemeine Furcht so
groß ist. In Wirklichkeit ist doch nichts geschehen – und
trotzdem verhalten sich die Leute so, als ob in diesen letzten
fünf Tagen ein Krieg ausgebrochen und verlorengegangen sei.
Wovor läufst du eigentlich davon? Warum muß sich
plötzlich alles verändern, nur weil eine Ladung lausiger
Siedler nicht rechtzeitig eingetroffen ist?«
    »Man könnte es als Vorbeugung für alle Fälle
bezeichnen. Außerdem ist es nur vernünftig, den
Anweisungen des Stadtrates zu folgen. Immerhin verfügen die
Mitglieder über die größten Rechnerkapazitäten.
Wenn Constat eine Rot-Projektion der All-Kolonien-Versammlung
ausspuckt, ziehe ich es jedenfalls vor, mich darauf zu verlassen. Und
wenn die Siedlungen sich gegen die Stadt erheben, erheben sie sich
auch gegen Arcadia, weil es nicht möglich ist, daß Arcadia
sich auf ihre Seite schlägt.«
    »Und du meinst, ich solle es dir gleichtun.«
    »Es war nur ein Vorschlag, Rick.«
    »Natürlich. Wann wirst du gehen?«
    »Ich werde morgen den Mittagsbus nehmen. Wahrscheinlich werde
ich nur für ein verlängertes Wochenende
wegbleiben.«
    »Eben hatte ich aber den Eindruck, daß du länger
bleiben würdest.«
    »Ich wollte dich damit nur auf den schlimmsten Fall
vorbereiten. Je früher ich fahre, desto eher bin ich vermutlich
zurück. Vielleicht schon zum Ende der All-Kolonien-Versammlung.
Sollte es keinen Ärger geben, haben sie ohnehin kaum etwas zu
erörtern, denn es müssen keine Preise für neue
Technologien vereinbart oder neue Siedler eingewiesen werden.
Außerdem hatte ich schon lange mal einen kleinen Urlaub
nötig.«
    Mit einer abrupten Bewegung leerte sie ihren Kaffee, stand auf und
trug die Tasse zum Spender.
    Rick nahm einen Schluck, doch sein Kaffee war inzwischen kalt. Die
Furcht, daß seine Einschätzung der Lage falsch sein
könnte, rumorte in seinen Eingeweiden. Vielleicht sollte er auch
besser die Stadt verlassen. Aber er wußte, daß ihm nichts
übrig blieb, als hierzubleiben. Niemand sonst würde seine
Forschungsarbeit unterstützen, und etwas anderes wollte er
nicht.
    Er verzog das Gesicht und trank den bitteren Kaffee.

 
7    Der Schäfer
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    Die Neuigkeiten über den Landungstag und das vermißte
Kolonistenschiff fegten wie eine Flutwelle durch die Siedlungen auf
der Halbinsel und ließen in ihrem Schlepptau Gerüchte
wuchern und wieder zusammenbrechen. Die Nachrichten erreichten sogar
die herumwandernden Dingos. Miguel Lucas erfuhr sie von einem
Schäfer wenige Tage nach seiner Flucht aus Lake Fonda.
    Miguel war hinter der Siedlung dem Flußlauf gefolgt, bis er
eine Biegung nach Westen machte. Dort überquerte er ihn und ging
parallel der Kette der Hampshire Hills nach Norden weiter. Das
Grasland war hier unübersichtlicher und wechselte häufig
mit

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