Alien 2: Verborgene Harmonien
des kleinen Gerätes,
die ordentlichen Reihen der Speicher, wie er sie in seiner
Vorstellung sah, erweckten irgendwie angenehme Gefühle in ihm)
oder döste nur und ließ sich vom Brummen der Insekten im
trockenen Gras einschläfern.
Er schlief auch, an den glatten Stamm eines Baumes am Rand eines
sumpfigen Teiches gelehnt, als der Schäfer ihn
überraschte.
Im selben Moment, als der Schatten des Mannes auf sein Gesicht
fiel, wachte Miguel auf. Sein Puls jagte wie der eines Kaninchens auf
der Flucht. Er sah zu dem Mann in staubigen Jeans und Arbeitsbluse
hoch.
»Einen schönen Tag wünsch’ ich«, sagte
der Fremde freundlich, und nach einem Moment: »Tut mir leid,
daß ich dich aufgeweckt habe. Bist du allein hier?«
Er war ein knorriger, sonnenverbrannter Mann in den Vierzigern,
mit tiefblauen Augen und zurückgekämmten Haaren über
der gefurchten Stirn. Er hatte den Hut abgenommen und fächelte
sich damit Kühlung zu, während er Miguel musterte. Hinter
ihm knabberte sein Pferd an den staubigen Grasbüscheln.
Miguel sagte nichts und versuchte den Abstand zwischen Mann und
Pferd – und dem Gewehr im Sattelschuh – abzuschätzen.
Insgeheim verwünschte er sich und die Tatsache, daß er die
beiden Pistolen hatte zurücklassen müssen.
»Ich dachte, ich reite schon mal voraus und such’ nach
Wasser«, fuhr der Mann fort. »Die Schafe sind durstig.
Merkwürdiges Wetter für diese Jahreszeit, findest du
nicht?«
Ein Schäfer also, der seine Herde von der Sommerweide in den
Hügeln zum Schlachten in die eine oder andere Siedlung trieb.
Nach New Haven oder Fortitude wahrscheinlich.
»Zu heiß«, antwortete Miguel knapp.
»Sehr richtig. Die Hunde treten schon fast auf ihre
hängenden Zungen. Müßten eigentlich jede Minute hier
sein. Wir treiben tausend Tiere nach Fortitude. Und wohin willst du?
Schon gut, bin nicht beleidigt, wenn du’s mir nicht verraten
willst. Weiß schon, wie das ist.«
»Bin froh darüber.«
Der Schäfer nickte. »Sei vorsichtig, wenn du in die
Hügel willst. Da streunt ’n vermaledeiter Säbelzahn
rum. ’n Freund von mir erzählte mir, das Biest
hätt’ ihm fast zwei Dutzend Tiere gerissen.«
Miguel dankte dem Mann, der sich als Jimmy Warren vorstellte, und
rauchte höflich eine Zigarette mit ihm.
»Vermutlich hast noch nicht die letzten Neuigkeiten aus Port
of Plenty gehört, richtig?« Der Schäfer trat den
Zigarettenstummel mit dem Absatz seiner Lederstiefel aus. »Die
Sache mit dem Landungstag.«
Miguel zuckte unbestimmt die Schultern.
»Scheint so, als ob das Schiff, das sie erwarteten, nicht
angekommen ist. Als ich meine Herde durch das Delta trieb, konnte ich
’n paar Meldungen auffangen, in denen davon die Rede war.
Muß sie ziemlich umgehauen haben, wie verlautete. Du hast nix
drüber gehört?«
Miguel dachte an die Ankündigung des Selbstmordes im Compsim.
Also war es wahr, was der Separatist Bobby Richter in Lake Fonda
gesagt hatte. Daß sie für alle Siedler
außerordentlich wichtig sei.
Aber vielleicht nicht für ihn!
Gelegentlich war er auf Menschen angewiesen, mußte deswegen
aber nicht unbedingt an ihrem Leben teilhaben.
Jimmy Warren legte Miguels Schweigen als Gleichgültigkeit
aus. »Scheint so, als sei das einem Wildläufer wie dir
egal. Würd’ mich aber trotzdem interessieren, was meine
Leute von der Sache halten.« Er deutete zum Horizont. »Da
kommen sie ja schon. Sagte doch, es würde nicht lange
dauern.«
Erst eine Staubwolke, die zum dunklen Himmel aufstieg und
allmählich zerfaserte, dann die tausendköpfige Herde, die
sie aufwirbelte. Wenig später die ersten Tiere, die zottigen
Felle voll Schmutz und Sand, schillernde Insekten rings um die
horizontal geschlitzten gelben Augen, auf dem Weg zum flachen
Tümpel.
Jeweils vier deutsche Schäferhunde bewachten die Herde an
beiden Flanken. Sie trieben sie rings um den Teich. Danach kam einer
zu den Männern herübergetrottet. »Kein ’roblem,
Boss. Du hast ’n Freund g’troffen?«
Warren nannte Miguels Namen. Der Hund beschnupperte seine Knie.
Der Dingo hielt nervös still. Schließlich ließ der
Hund ab von ihm und trabte davon, um seinen Artgenossen die Neuigkeit
zu berichten.
Warren entzündete ein Lagerfeuer, hängte einen
verrußten Kessel darüber, braute einen starken Kaffee und
reichte Miguel einen Becher voll. Der Dingo trank ihn mit Genuß
und lauschte mit halbem Ohr dem Schäfer, der übers Wetter
sprach. Er erzählte, daß die Hitze selbst die hohen Almen
ausgedörrt hatte, und
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