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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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»Und – ist was passiert?«
    »Nicht direkt. Ein paar Siedlungen haben keine Vertreter
geschickt – wenn das überhaupt etwas zu bedeuten
hat.«
    »Kommt drauf an, welche politische Gruppe sie vertreten. Die
Kollektivisten?«
    »Nein, die sind gekommen. Die
›Vogel-in-der-Hand‹-Gruppe, glaube ich, und – ach ja,
den Neuen Bund.«
    »Zumindest reden die meisten also noch miteinander. Wie es
aussieht, wird nichts geschehen.«
    Caths Miene zeigte keine Regung. Mit verschlossener Miene sagte
sie: »Wir müssen es eben abwarten. Ich muß jetzt
gehen.«
    Sie schaute nicht zurück zum Haus, während sie in der
trockenen Hitze den Hügel hinuntergingen. Diese Tatsache
beruhigte Rick ein wenig. Sie überquerten den Campus und
trennten sich vor dem Trakt der Architektur-Abteilung.
    »Ich werde dich morgen anrufen«, sagte Cath und nahm
ihre Tasche. »Möglich, daß ich dann mehr weiß
als jetzt.«
    Ein paar bärtige Studenten taxierten Cath im Vorbeigehen, und
in plötzlicher Distanz, die möglicherweise auf den
ungewohnten Weinkonsum beim Lunch zurückzuführen war, sah
Rick Cath mit fremden Augen: eine elegante, schlanke Frau, deren
gelbes Seidenkleid mit dem gerüschten Kragen Wohlhabenheit und
Geschmack verriet. Ganz offensichtlich war diese Frau für die
Kids eine Nummer zu groß. Und sie war auf ihrem Weg irgendwohin
– auf ihrem Weg noch oben.
    »Gib auf dich acht«, sagte Rick. »Gute
Reise.«
    »Du auch.« Sie trat zu ihm und streifte seine Wange mit
den Lippen. Hätte sie ihn in diesem Moment darum gebeten –
er wäre mit ihr überallhin gegangen. Aber sie schulterte
ihre Tasche und eilte die Straße hinunter. Er ging zum
Ingenieurgebäude – an seine Arbeit.
     
    Den ganzen Nachmittag über leitete Rick eine
Arbeitsgemeinschaft in Multiphasen-Stromtechnik, und so blieb ihm
kaum Zeit zum Grübeln. Nachdem die letzten Fragen erörtert
und die Geräte weggeräumt waren, fuhr er mit dem Fahrstuhl
in die Kantine hinunter. Die meisten Dozenten und Angestellten waren
schon nach Hause gegangen. Rick zog sich am Verkaufsautomaten einen
Becher Milchtee, an dem er sich fast die Finger verbrannte. Er wandte
sich um – und sah im gleichen Moment Professor Collins auf sich
zusteuern.
    »Ich dachte, ich könnte Sie vorab schon zu ein paar
Neuigkeiten über unseren nächsten Haushalt
informieren«, sagte der Professor.
    »Stimmt was nicht?«
    Professor Collins neigte seinen Gelehrtenkopf. »Eine
Überprüfung der Fördermittel für die Studenten
aus den Siedlungen ist im Gespräch. Bisher hat der Rat ja die
Ausbildung für Bürger und Siedler gleichermaßen
gefördert.«
    »Richtig. Meine auch.«
    »Es sieht so aus, als wäre es bald damit vorbei«,
erklärte Collins. »Der Rat will erreichen, daß wir
uns von den externen Förderern weniger abhängig machen. Die
Studenten aus den Siedlungen sollen zukünftig ihr Studium selbst
bezahlen. Zudem müssen wir noch andere
Rationalisierungsmaßnahmen vornehmen. Wahrscheinlich wird der
Lehrplan für die Dozenten erweitert werden
müssen.«
    »Ich habe nichts dagegen, ein paar zusätzliche
Vorlesungen zu geben, wenn es darauf hinausläuft.«
    »Es könnte auch sein, daß die
Arbeitsgemeinschaften und auch die Forschungsprojekte
zurückgefahren werden. Ich erwähne dies, weil der Antrag,
den Sie eingereicht haben, eine kräftige Budgetaufstockung
erfordert.«
    »Nun, wenn er durchgeht, werde ich mit der Auswertung der
Daten aus meinen Höhenexperimenten mindestens für sechs
oder sieben Jahre beschäftigt sein, so daß ich bis dahin
keine neuen Versuchsreihen auflegen werde. Ich denke, ich habe diesen
Punkt in meinem Antrag deutlich genug herausgearbeitet.«
    »Sie haben also von Ihrem… hmm… Ballonprojekt noch
nichts gehört?«
    »Es müßte jeden Tag genehmigt werden.«
    »Natürlich. Tut mir leid, daß ich da keinen
Einfluß nehmen kann. Ich will aber gern alles versuchen, wenn
Sie bis – sagen wir mal – zum Ende der
All-Kolonien-Versammlung von der Sache nichts hören. Aber
bedenken Sie meine Worte von vorhin, wenn Sie neue Experimente
planen. Es dürfte uns die Antragstellung durch den ganzen
Instanzenweg erleichtern.«
    Das war die deutlichste Form einer Warnung, die Rick je erhalten
hatte. Doch er fühlte sich nicht gemaßregelt. Im
Gegenteil, er glaubte – wieder einmal – davongekommen zu
sein.
    Seltsamerweise schlief Rick in dieser Nacht tief und fest, doch
beim Erwachen überkam ihn wieder dieses Gefühl des
Verlustes, das er am Abend zuvor empfunden hatte,

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