Alien 2: Verborgene Harmonien
und
Reaktionen in der Ionosphäre geben sollten. Nicht gerade eine
originelle Versuchsreihe, aber immerhin eine Grundlage für die
weitere Erforschung. Ricks wirkliches Interesse galt dabei der Frage,
wieso Elysiums Wetter ständig zwischen seinem gegenwärtigen
Klima, ähnlich den Wetterschwankungen auf Erde zwischen
gemäßigten und eisigen Abschnitten, und dem eines
arrhenischen Sumpfes – heiß und drückend feucht
– schwankte. Am wichtigsten aber war die Frage, wieso Elysium
mit seinen gelegentlichen Abweichungen vom Normalzustand,
ausgelöst durch äußere Kräfte wie beispielsweise
Änderungen in der Konstellation von Tau Ceti, überhaupt so
etwas wie ein Klima besaß. Rick glaubte, daß die
Zustandsänderungen auf Elysium die Folge von chaotischen
Schwankungen in der nichtlinearen Dynamik seiner Wettersysteme waren,
mehr oder weniger unabhängig von äußeren
Einflüssen. Um herauszufinden, ob das stimmte, mußte man
wissen, wie oft das Wetter der Welt von heiß und feucht zu
kühl und trocken wechselte. Rick war David de Ramaira zum
erstenmal begegnet, als er versuchte, diese Zyklen anhand der
plötzlichen Übergänge in den fossilen Bodenschichten
zu bestimmen. Doch damit war er nicht weitergekommen: Über die
paläontologische Geschichte Elysiums war so wenig bekannt,
daß man gerade mal mit einiger Genauigkeit den allerletzten
Wechsel bestimmen konnte. Jetzt versuchte Rick das Problem von einem
anderen Gesichtspunkt aus anzugehen, indem er die Ionosphäre auf
Unregelmäßigkeiten unabhängig von Tau Cetis
Aktivitäten untersuchte. Mit den künstlichen Auroren wollte
er diese Unregelmäßigkeiten sondieren.
Rick hatte gerade einen Blick auf seinen Zeitmesser geworfen
– in zehn Minuten begann die Mittagspause – als jemand hart
gegen die Tür klopfte. Ein kurzes, Autorität
ausdrückendes Klopfen, welches das undurchsichtige
Türfenster in seinem Rahmen zum Klirren brachte. Rick löste
sich von seinem Compsim. Im gleichen Moment wurde die Tür
geöffnet, und ein breitschultriger Cop sagte: »Dr. Florey?
Mr. Savory bat mich, Sie abzuholen. Zu einer
Identifizierung.«
Rick erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Wen soll ich
identifizieren?« Gesichter tauchten vor seinem geistigen Auge
auf: der Dingo, de Ramaira, Jon.
»Wenn wir das wüßten, würden wir Sie
vermutlich nicht bemühen müssen, Dr. Florey.« Die
breite Gestalt des Polizisten schien den engen Raum zwischen
Schreibtisch und Tür völlig auszufüllen.
»Hat es etwas mit der Arbeit zu tun, die ich für Ihre
Leute vor einer Weile erledigt habe?« Ricks Gedanken waren immer
noch bei den komplexen Fragen seiner Experimente und den Berechnungen
zum Strippen der Teilchen.
»Wie soll ich das wissen?« meinte der Cop ungeduldig.
»Ich bin nur hier, um Sie abzuholen. Gehen wir.«
Der Streifenwagen schwenkte vom Campus auf die Hauptstraße
stadtauswärts und nahm Fahrt auf. Auf dem Hügelkamm vor
ihnen tauchte eine Kolonne von Luftkissen-Trucks auf, die in Richtung
Arcadia fuhren. Der Cop schaltete die Sirene ein und rauschte an der
Kolonne vorbei. Zu beiden Seiten der Straße dehnte sich der
Wald. Als Rick fragte, wohin sie fuhren, antwortete der Cop:
»Zum Flugplatz, Doktor.«
»Wozu das?«
»Wenn Sie meine Meinung wissen wollen – wahrscheinlich,
weil Sie an einen anderen Ort fliegen werden.«
Einen halben Kilometer vom Begrenzungszaun an der Ostseite des
Flugplatzes verlangsamte der Wagen seine Fahrt und schwenkte in eine
Seitenstraße, die unter einem dichten Blätterbaldachin
entlangführte.
Sonnenstrahlen und Schatten wechselten in rascher Folge. Wenig
später lag das betonierte Flugfeld vor ihnen. Deutlich hob sich
die orangefarbene Kuppel eines Hangars gegen die dunkle Linie des
Waldes ab. Ein Helikopter stand zwischen den muschelförmigen
Flügeln des weitgeöffneten Tores.
Der Streifenwagen raste auf den Hangar zu und kam nach einer
sauberen Linkskehre in seinem Schatten zum Stehen. Der Cop stieg aus
und ging um den Wagen herum, um die Beifahrertür zu öffnen.
Diese unerwartete Höflichkeit beruhigte Rick etwas. Es schien
ganz so, als benötige man wirklich nur seine Hilfe.
Als er ausstieg, begannen sich die Rotoren über der
Kabinenkuppel des Helikopters zu drehen. Eine Mechanikerin musterte
Rick im Vorbeigehen ohne sonderliches Interesse.
Savory trat aus einer Holzbaracke im Innern des Hangars und kam
auf Rick zu. Das Lächeln in seinem Gesicht wirkte maskenhaft
starr. »Ich bin froh, daß Sie kommen konnten«, sagte
er
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