Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
während er
stundenlang auf den Trivia-Schirm gestarrt hatte. Als ob Caths
Abwesenheit in dem dunklen Zimmer Spukerscheinungen zum Leben erweckt
hätte.
    Es war Samstag. Trotzdem hatte Rick eine Vorlesung zu halten. Der
Spaziergang zum Campus belebte ihn etwas. Eine frische Brise
raschelte in den Ästen der Bäume – ein Vorbote des
Herbstes – und wehte einen Hauch der Erwartung über den
Campus, als sei der Hügel ein Schiff mit tausend Masten, das
Segel setzte.
    Die Vorlesung für die Biotechniker im zweiten Jahr fand im
Gebäude der Landwirtschaftlichen Fakultät statt. Danach,
Professor Collins mahnende Worte noch im Ohr, beschloß Rick
eine Überprüfung seiner Forschungsvorhaben. Trotzdem
würde er an seinem Weg festhalten, gleich, in welche Richtung er
führen mochte.
    Als er sich dem Eingang der Technischen Fakultät
näherte, strömte eine Gruppe Studenten ins Sonnenlicht
heraus. Rick stutzte für einen Moment, erkannte aber dann
deutlich Lena mitten unter ihnen. Auch sie hatte ihn gesehen und rief
ihm zu: »Hallo, Dr. Florey. Ist das zu glauben?«
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich bin froh, daß Wochenende ist. Ich habe gerade zwei
Stunden über den Aufbau der Rohranlage einer hydroponischen
Station über mich ergehen lassen müssen.« Ihr
Lächeln war, wie Rick sich deutlich erinnerte, ein kurzes,
betörendes Aufblitzen, das ihr Gesicht völlig
veränderte. Unter der schwarzen Knautschlederjacke trug sie die
gleiche cremefarbene Bluse, die sie schon bei de Ramairas Party
getragen hatte. Ein schwarzer Rock spannte sich eng um ihre
Schenkel.
    »Ich habe gerade in der Landwirtschaft eine Vorlesung
über Telemetrie gehalten und kann Sie daher gut
verstehen.«
    Sie hatten den Weg verlassen und gingen über den weiten
Rasen, der sich bis zur halbversenkten Fassade der
Phototonie-Abteilung dehnte. Über ihnen trieben weiße
Wolkenfetzen am indigofarbenen Himmel.
    »Übrigens – hat Jon Sie erreicht?« fragte
Lena.
    »Wieso? Ich dachte, Web wünschte meinen technischen
Beistand.«
    »Jon wollte Sie sprechen, ehe er aufbrach.«
    »Wohin ist er denn gefahren?«
    »Nach Hause – für eine Zeit.« Lenas Miene
wurde ernst. »Es könnte sein, daß die Leute aus den
Siedlungen hier nicht mehr sicher sind.«
    »Ja, der Bursche, mit dem ich mein Haus teile, ist auch
für eine Weile nach Arcadia zurückgegangen.« Rick war
selbst überrascht, wie glatt ihm die Lüge bezüglich
Caths Person über die Lippen kam. »Ich selbst komme aus
Mount Airy, bin aber trotzdem noch hier.«
    Lena wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Dabei
rutschte ihr Jackenärmel hoch und enthüllte ein Dutzend
Silberarmbänder am Handgelenk. »Ich denke, alles wird sich
von selbst erledigen«, meinte sie unbestimmt.
    »Richtig, das können wir alle nur hoffen. Vielleicht
sehen wir uns bald mal wieder?« Auch diese Worte
überraschten ihn – obwohl er sie hatte sagen wollen.
    »Es ist nicht schwer, mich zu finden«, erwiderte Lena
und wandte sich zum Gehen. »Seien Sie vorsichtig. Geben Sie
acht, daß die Vigilanten nicht dahinterkommen, daß Sie
aus Mount Airy sind.«
    »Ich schäme mich dessen nicht«, rief Rick ihr nach
und betrat das leere Foyer der Technischen Abteilung. Die Begegnung
hatte seine Laune gehoben und erfüllte ihn mit einer angenehmen
Erwartung auf Caths Anruf.
    Das Rufzeichen an seinem Büroterminal blinkte. Rick las die
kurze förmliche Nachricht, setzte sich überrascht auf und
las sie nochmals. Sein Antrag war durchgegangen. Merkwürdig,
daß er trotz all des Aufruhrs in den letzten Tagen positiv
entschieden worden war – für Rick wieder einmal ein Beweis
für die essentielle Solidität der Welt, in der er lebte.
Ihm wurde klar, daß Professor Collins längst davon
gewußt haben mußte, daß die gestrige Warnung nur
seine Freude über den Erfolg dämpfen sollte. Nun gut. Er
würde nicht aufs Dach steigen und seine Begeisterung
darüber in die Gegend posaunen. Er würde vorsichtig sein
– wie alle Leute es ihm in diesen Tagen anzuraten schienen.
    Während der nächsten Stunden versenkte Rick sich in
Plänen und Auflistungen, machte sich wieder vertraut mit den
technischen Details seiner Experimente, die in den letzten Wochen der
Antragslaufzeit ein wenig in den Hintergrund gerückt waren. Die
Versuche umfaßten das Einsprühen von Natrium-Ionen in die
hohen Schichten der Atmosphäre, um damit künstliche Auroren
hervorzurufen, deren Ausmaße und Verfallscharakteristika
Aufschlüsse über die Gesetzmäßigkeiten

Weitere Kostenlose Bücher